
NSCLC: Ob und wann Erkrankte eine Immuntherapie und TKI weiter nehmen könnten

Nach der Resektion eines NSCLC im Stadium III sollte die adjuvante Therapie mit Osimertinib bei EGFR-mutierten Tumoren – aktuell drei Jahre – und mit Alectinib für Erkrankte mit ALK-alterierten Karzinomen – aktuell zwei Jahre – so lange wie möglich ausgedehnt werden. Das forderte Prof. Dr. Dr. Hye Ryun Kim, Yonsei Cancer Center, Seoul.1 Die Datenlage für eine verlängerte EGFR-Inhibition sei dabei besonders klar.
Prof. Kim führte an, dass in der Phase-3-Studie ADAURA die Kaplan-Meier-Kurven des krankheitsfreien Überlebens für Osimertinib nach Absetzen des TKI deutlich abfallen und sich zunehmend dem Placebo-Vergleichsarm annähern. Zudem entwickelten sich die meisten neuen zerebralen Metastasen nach dem Absetzen des TKI.
Die Expertin forderte daher, die adjuvante Therapie mit Osimertinib fortzusetzen, um ZNS-Filiae vorzubeugen und Mikrometastasen besser zu eradizieren. Da die Langzeitgabe von Osimertinib verträglich sei, spreche nichts gegen die verlängerte Applikation. Vorteile für ein solches Vorgehen sieht Prof. Kim auch für Alectinib bei ALK-positiven Tumoren, doch sei die Datenlage hier nicht so klar wie für Osimertinib bei EGFR-mutierten NSCLC.
Postoperative CPI-Gabe möglicherweise zu kurz
Für eine verlängerte Adjuvanz plädierte Prof. Kim auch im Kontext einer immunonkologischen Behandlung bei resezierten NSCLC ohne Treiberalterationen – und zwar sowohl für eine rein adjuvante Therapie mit einem CPI bei NSCLC im resezierten Stadium II als auch für die adjuvante Komponente in einer perioperativen Strategie im Falle von resezierten Stadium-III-Tumoren.
Aktuell werde die Adjuvanz durchweg über ein Jahr gegeben. Prof. Kim erinnerte daran, dass das höchste Risiko für einen Rückfall zwei Jahre nach der Operation bestehe. Deshalb sei es sinnvoll, die „Hochrisikoperiode“ abzudecken. Die Expertin verwies in diesem Kontext auf die Daten der CheckMate153-Studie, die nahelegen, dass eine adjuvante Immuntherapie über ein Jahr hinaus effektiver sei als der aktuelle Standard.
Behandlung über fünf Jahre geprüft
Hinsichtlich der möglichen Vorteile einer verlängerten adjuvanten Osimertinib-Therapie bei EGFR-mutierten Stadium-III-NSCLC stimmte Prof. Dziadiuszko seiner Kollegin zu. Er verwies auf die laufende Phase-2-Studie TARGET, die eine Behandlungsdauer von fünf Jahren evaluiert.
Immuntherapien nicht unnötig verlängern
Prof. Dr. Rafal Dziadziuszko, Medizinische Universität Gdansk, hielt dagegen, dass es bisher keine direkte Evidenz für die Länge einer adjuvanten CPI-Therapie im Rahmen eines perioperativen Settings gebe.2 Neoadjuvante/perioperative Strategien seien aber gegenüber einer reinen Adjuvanz zu bevorzugen, weil sie ein besonders frühes systemisches Vorgehen gegen den Tumor erlaubten und möglicherweise das Risiko eines operativen Verteilens von Krebszellen minimierten.
Insgesamt sieht der Referent das Verlängern einer adjuvanten perioperativen ICI-Therapie aber kritisch. „Wir müssen klar zwischen Immun- und zielgerichteter Therapie unterscheiden. Die Immuntherapie ist zytotoxisch und die zielgerichtete Therapie zytostatisch“. Deshalb gelte es, Erstere so kurz wie möglich zu halten und nicht unnötig zu verlängern. „So lange keine prospektiven Daten vorliegen, sollten Behandelnde und Behandelte die bequemste, am wenigsten toxische und preiswerteste Alternative wählen“, so der Experte.
Ist ein risikoadaptiertes Vorgehen die Lösung?
Ein besonders elegantes und intelligentes Vorgehen sehen beiden Expert:innen darin, diejenigen Erkrankten zu selektieren, die von einer verlängerten adjuvanten Therapie profitieren. Prof. Dziadiuszko zufolge könne das etwa am Status der minimalen Resterkrankung (MRD) festgemacht werden, wie es eine MRD-Evaluation der ADAURA-Studie mit Osimertinib nahelege. So könne es möglich werden, drei Populationen zu differenzieren: Jene, die allein durch die Operation geheilt werden, jene die von einer längeren TKI-profitieren und jene, bei denen aufgrund einer EGFR-TKI-Resistenz eine verlängerte adjuvante Therapie keinen Benefit hätte.
Quelle:
1. Kim RJ. European Lung Cancer Congress 2025; Vortrag „Duration of adjuvant treatment: Is „as long as possible“ the key? PRO: „As long as possible“
2. Dziadziuszko R. European Lung Cancer Congress 2025; Vortrag „Duration of adjuvant treatment: Is „as long as possible“ the key? CONTRA: „Limited duration“
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