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Cartoon Gesundheitspolitik
Dauerhafte Vorteile: Länger leben in der HzV

Es war das GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz von SPD-Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, mit dem die Hausarztzentrierte Versorgung (HzV) als Konkurrenz bzw. Ergänzung der Regelversorgung scharf geschaltet wurde. Wenn Dr. Christopher Hermann, Vorstandschef der AOK Baden-Württemberg, nun anlässlich des zehnjährigen Bestehens der HzV im Südwesten eine Zwischenbilanz zieht, stellt er fest: Die strukturierte Versorgung in Eigenregie von Ärzten und Kasse funktioniert prima. Dass sie dennoch keine Nachahmung in Gestalt eines vergleichbaren bundesweiten Vertrags gefunden hat, erklärt der AOK-Chef mit der „Bequemlichkeit“, die die Regelversorgung bietet: Eine Kasse nimmt Geld ein und gibt es aus – muss aber die Versorgung ihrer Versicherten nicht selbst organisieren.
Damit bleibt es der Politik überlassen, Neues zu versuchen. Und so bringt jede Legislaturperiode weitere Gesundheitsreformgesetze. Eine Terminservicestelle, wie sie Minister Jens Spahn (CDU) jetzt zum Rund-um-die Uhr-Service für alle machen will, sei im Vertragssystem der AOK überflüssig, betont Dr. Hermann. Die Hausärzte kümmern sich um die Vermittlung zum Facharzt (Termine innerhalb von 14 Tagen, Notfälle umgehend). Und die Fachärzte ziehen gerne mit, da jede Behandlung unbudgetiert bezahlt wird, erklärt Dr. Norbert Smetak, MEDI-Vize und Chef des Kardiologenverbandes.
26 % mehr Geld für die Hausärzte
Facharztprogramm wird weiter ausgebaut
Die Kombination der HzV mit sechs Selektivverträgen für Kardiologie, Gastroenterologie, Psychiatrie/Neurologie/Psychotherapie, Orthopädie, Urologie und Diabetologie, an der sich 2500 Ärzte und Psychotherapeuten beteiligen, gibt es nur im Südwesten. Die AOK kündigt für 2019 weitere Verträge zu HNO, Pulmologie und Nephrologie an. Außerdem will man endlich den Bogen zur stationären Versorgung hinbekommen. Seit einem Jahr wirbt MEDI beim Bundesgesundheitsministerium für eine finanzielle Förderung der Facharztverträge per Gesetz, damit die Kassen einen Anreiz für Abschlüsse erhalten, berichtet Dr. Smetak. „Bisher leider ohne Erfolg.“ Wie haben sich zehn Jahre HzV auf die Praxen ausgewirkt, wurde Dr. Dietsche von Journalisten gefragt. In der HzV mit seinen unbudgetierten, stark pauschalierten und bis zu 30 % höheren Honoraren als im KV-System entfalle die Motivation, Patienten einzubestellen, um noch ein „EBM-Nümmerchen“ abrechnen zu können, antwortete der Hausarzt. „Man hat weniger das Gefühl, in der Mühle drin zu stecken, als das früher der Fall war.“ Die HzV sieht u.a. eine kontaktunabhängige Jahrespauschale von 75 bzw. 80 Euro pro HzV-Teilnehmer (ohne/mit Facharztprogramm) vor, eine kontaktabhängige Pauschale von 40 Euro pro Quartal und einen Zuschlag für Chroniker von mindestens 25 Euro.Digitale Vernetzung von Haus- und Fachärzten
Gesundheitsweise sind für mehr Patientensteuerung
Dr. Dietsche erklärte die Verbesserungen u.a. mit der leitlinienorientierten Fortbildung. Rund 320 Qualitätszirkel und 120 Frontalveranstaltungen gebe es sowie über 100 MFA-Qualitätszirkel mit durchschnittlich 15 Teilnehmerinnen. Prof. Gerlach, der auch Vorsitzender des Sachverständigenrats fürs Gesundheitswesen ist, verhehlte nicht die Sympathie der Gesundheitsweisen für eine Patientensteuerung, wie sie andere Länder in Europa hinbekommen. Hierzulande drehten sich ambulant wie stationär die Hamsterräder, sagte er mit Verweis auf die hohe Zahl an Arztkontakten und stationären Aufnahmen. Die Folge seien ausgelaugte Mediziner und Pflegekräfte. In der aktuell günstigen Wirtschaftslage könnte man die notwendigen strukturellen Änderungen eigentlich gut angehen – es fehle dafür aber der politische Druck.Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).