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Defi-Weste als Must-have der Saison

Drei Defibrillationspads mit zugehöriger Einheit, vier EKG-Elektroden mit Langzeitmessgerät, Vibrationsbox und ein Response button – das sind die wesentlichen Elemente des tragbaren Schockgebers (wearable cardioverter/defibrillator, WCD). Für das Kammerflimmern empfiehlt sich eine Programmierung von mindestens 220 Schlägen/min, für die ventrikuläre Tachykardie von 170/min, erklärte Dr. Julia Erath von der Kardiologie am Universitätsklinikum Frankfurt.
Tragezeit individuell an den Patienten anpassen
Detektiert der WCD eine Arrhythmie, gibt er nach zehn Sekunden einen Alarm plus Vibration ab. Drückt der Patient dann nicht den Response button, löst das Gerät bis zu fünf biphasische Schocks mit 150 Joule aus. Im Mittel vergehen bis zur Therapie 47 Sekunden. Klinisch gibt es eine Reihe von Situationen, für die der WCD akzeptiert wird, mit unterschiedlich langen empfohlenen Tragezeiten (s. Tabelle). Dr. Erath riet aber dazu, diese Zeiten nicht als starres Schema zu nehmen, sondern sie immer individuell an den Patienten anzupassen.
Wer behält seine weiße Weste wie lang? | |
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Klinische Situation | Tragedauer |
akuter Myokardinfarkt und LVEF ≤ 35 % | 40–90 Tage |
vor/nach Revaskularisierung (interventionell, chirurgisch bei LVEF ≤ 35 %) | 3–4 Monate |
Erstdiagnose einer nicht-ischämischen Kardiomyopathie und/oder vermutete Myokarditis mit akuter Herzinsuffizienz | 3–6 Monate |
nach Explantation eines implantierbaren Kardioverter-Defibrillators (ICD), z.B. wegen Infektion | 1–2 Monate |
Indikation für ICD, aber temporäre Kontraindikationen für eine OP | 2–3 Monate (oder länger) |
Bridge to transplantation | variabel |
Die Leitlinien der European Society of Cardiology sehen generell eine Indikation für Patienten mit schlechter linksventrikulärer Funktion und hohem Risiko für einen plötzlichen Herztod und nennen beispielhaft folgende Szenarien:
- nach Entfernung eines infizierten ICD*
- bei peri partum Kardiomyopathie
- bei akuter Myokarditis
- bei Arrhythmien in der Frühphase nach Myokardinfarkt
- zur Überbrückung vor Herztransplantation
Was die Herzfunktion angeht, zeigt eine Studie an 102 WCD-Trägern aus dem eigenen Haus der Referentin, dass sich bei der Hälfte (51 %) die linksventrikuläre Ejektionsfraktion (LVEF) nach im Mittel 54 Tagen um mindestens 5 % besserte. Aber es gab auch unerwünschte Ereignisse: 57 % der Patienten hatten falsche Alarme wegen EKG-Artefakten, bei 9 % triggerte eine kleine QRS-Amplitude ein Fehlsensing und zwei Patienten erhielten inadäquate Schocks bei Vorhofflimmern/-flattern. Außerdem ist die Weste nicht in der Lage, ein (post-shock) pacing durchzuführen.
Nicht geeignet ist die WCD nach Aussage von Dr. Erath u.a. für Patienten mit infauster Prognose oder einer Lebenserwartung unter einem Jahr, für über 80-Jährige mit der Erstdiagnose einer nicht-ischämischen Kardiomyopathie, bei schweren Komorbiditäten, einem Körpergewicht über 150 kg (dann reichen die 150 Joule nicht aus) sowie für Menschen, die nicht in der Lage sind, den Response button zu betätigen oder die Batterien zu wechseln.
* implantierbarer Kardioverter-Defibrillator
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