Dem Krebs ins Auge geblickt

Dr. Elke Ruchalla

Grundsätzlich treten bei bis zu 3 % der Patienten mit systemischem Malignom Orbitametastasen auf. Grundsätzlich treten bei bis zu 3 % der Patienten mit systemischem Malignom Orbitametastasen auf. © iStock/imaginima

Um das betroffene Auge nicht zu gefährden, muss beim Verdacht auf eine Orbitaphlegmone umgehend eine systemische Antibiotikatherapie gestartet werden. Zeigt sich darunter allerdings keine Besserung, sollte man in der Reevaluation auch Malignome berücksichtigen. Orbitale Metastasen gibt es inbesondere beim Brustkrebs.

Seit einer Woche nahmen Schwellung und Ptosis am rechten Oberlid einer 68-jährigen Patientin zu. Dann stellte sie sich in der Augenambulanz vor. Das Lid war überwärmt, Schmerzen oder Allgemeinsymptome wie Fieber bestanden nicht, schreiben Dr. Anja Birzer vom BundeswehrZentralkrankenhaus Koblenz und ihre Kollegen.

Vor 2,5 Monaten war eine Tumordefektdeckung am Nasenrücken mit Oberlidhaut und eine beidseitige Blepharoplastik erfolgt, woraufhin die Frau eine therapieresistente Konjunktivitis entwickelt hatte. Hypertonie, Hyperlipidämie und Hypothyreose samt entsprechender Medikamente komplettierten die Vorgeschichte.

Bei der Untersuchung des betroffenen Auges fanden die Kollegen einen korrigierten Visus von 0,8, eine auf drei Millimeter verengte Lidspalte mit verstrichener Oberliddeckfalte sowie einen intraokulären Druck von 25 mmHg. Der Augapfel zeigte in allen Richtungen eine um 20° verminderte Beweglichkeit. Der Augenhintergrund stellte sich normal dar. Auch wenn kein typischer Exophthalmus vorlag, bestand nach der CT-Untersuchung dringender Verdacht auf eine Orbitaphlegmone. Denn in der Bildgebung gab sich ein konfluierender peri- und retrobulbärer Prozess zu erkennen.

Die sofort gestartete parenterale Behandlung mit Amoxicillin/Clavulansäure, Metronidazol und einmalig Prednisolon brachte jedoch nicht die erhoffte Besserung. Den Weg zur richtigen Diagnose ebnete schließlich der interdisziplinäre Ansatz. Zusammen mit Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgen und HNO-Ärzten entschloss man sich zur PET-MRT/CT und aufgrund dieses Befundes zu einer transkonjunktivalen Orbitabiopsie.

Brustkrebsbehandlung schon sieben Jahre her

Das entnommene Gewebe entsprach der Metastase eines invasiven lobulären Mammakarzinoms. Erst jetzt erwähnte die Patientin, dass sie sich vor sieben Jahren einer Brustkrebsbehandlung unterzogen hatte (Mastektomie, Chemo und Radiatio). Durch die nun eingeleitete onkologische Therapie besserte sich auch die okuläre Symptomatik, die Motilität blieb allerdings etwas eingeschränkt. Abhängig vom weiteren Verlauf und der Tumordynamik muss die Frau mit einer erneuten augenärztlichen und onkologischen Therapie rechnen, so die Autoren.

Grundsätzlich treten bei bis zu 3 % der Patienten mit systemischem Malignom Orbitametastasen auf. In den meisten Fällen liegt ein Mamma-, Lungen- oder hepatozelluläres Karzinom zugrunde, wobei Brustkrebs als Ursache dominiert.

Quelle: Birzer A et al. Wehrmedizinische Monatsschrift 2021; 65: 206-209 © Beta Verlag & Marketinggesellschaft mbH, Bonn

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Grundsätzlich treten bei bis zu 3 % der Patienten mit systemischem Malignom Orbitametastasen auf. Grundsätzlich treten bei bis zu 3 % der Patienten mit systemischem Malignom Orbitametastasen auf. © iStock/imaginima