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Schmerzlindernde Strahlentherapie bei Knochenmetastasen

Eine wichtige Säule der Therapie von Knochenmetastasen sind die Bisphosphonate. Sie hemmen Neubildung und Progression ossärer Filiae, berichtete Privatdozent Dr. Eberhard Lux von der Klinik für Schmerz- und Palliativmedizin am St.-Marien-Hospital Lünen. Nach wenigstens sechsmonatiger Behandlung lässt sich eine signifikante Schmerzreduktion erkennen.
Bisphosphonat-Infusionen mit günstigem Nebeneffekt
Zum Einsatz kommen ausschließlich hochwirksame Formulierungen zum intravenösen Gebrauch. Wegen der Gefahr einer Kieferosteonekrose müssen zuvor Entzündungen im Zahnbereich und eine Hypokalzämie ausgeschlossen werden. Die Infusionen in der Klinik haben im Übrigen einen günstigen Nebeneffekt, meinte Dr. Lux: „So kommen die Patienten auf jeden Fall immer wieder einmal vor die Tür.“ Im Verlauf der Behandlung sollte man den Kalziumspiegel und die Nierenwerte regelmäßig kontrollieren.
Gute Erfahrungen liegen inzwischen auch für die Therapie mit Denosumab vor, das subkutan in Eigenregie zu Hause angewendet werden kann. Der Antikörper lindert gleichfalls effektiv Schmerzen, wobei er das Frakturrisiko stärker senkt als Bisphosphonate, z.B. gegenüber Zoledronsäure um 18 %. Wie bei den Bisphosphonaten besteht aber auch hier das Risiko von Kieferosteonekrosen. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Durchfall, Luftnot, muskuloskelettale Schmerzen und Harnwegsinfekte.
Das Risiko von Frakturen – besonders gefährdet sind die großen Röhrenknochen – lässt sich durch eine Operation mindern. Liegt bereits ein Bruch vor, ist der Eingriff oft unvermeidlich.
Die Strahlentherapie ergänzt das therapeutische Spektrum bei Knochenmetastasen. Sie lindert die Schmerzen über unterschiedliche Mechanismen (s. Kasten), wie Dr. Frank Walter von der Praxis für Strahlentherapie Duisburg-Moers erklärte. Durch die heutige Technik hat die radiotherapeutische Behandlung deutlich weniger Nebenwirkungen als früher. Aufgrund der kürzeren Behandlungszeiten von 20–30 Minuten müssen die Patienten auch nicht mehr so lange in unbequemen Positionen ausharren.
Wie die Strahlentherapie Schmerzen lindert
- Tumorverkleinerung, weniger Raumforderung
- Druckentlastung am Periost
- Dekompression von Nervenwurzeln
- geringere Ausschüttung von Mediatoren
- Elektrolytverschiebungen
- pH-Verschiebungen im Gewebe (Azidose/Alkalose)
Oligometastasierung ist inzwischen potenziell heilbar
Die Radiatio wird fraktioniert mit höheren Einzeldosen und geringerer Gesamtdosis durchgeführt. Ziel ist vor allem die Schmerzlinderung, weniger die komplette Tumorzerstörung. Dadurch dauert es allerdings bis zu drei Wochen, ehe sich der Effekt zeigt. Vorübergehend können die Schmerzen sogar zunehmen, warnte Dr. Walter. Da Palliativpatienten mittlerweile deutlich länger überleben als früher, muss man auch chronische Strahlenschäden wie Fibrosen, Organfunktionsstörungen oder Stenosen im Blick haben. Ein Paradigmenwechsel hat bei den Oligometastasierungen stattgefunden. Während in solchen Fällen die Radiatio früher – wie zur Therapie der systemischen Filialisierung – als rein palliative Maßnahme galt, wird sie heute stereotaktisch mit potentiell kurativem Ansatz durchgeführt. Als relative Grenzen der Strahlentherapie nannte Dr. Walter:- multiple, rasche Metastasierung
- große Osteolysen (< 5 cm): besser erst eine Operation, dann Radiatio zur Konsolidierung
- Frakturen, Sequester, Gelenkdestruktionen
- länger bestehendes komplettes Querschnittsyndrom (> 1 Woche)
- schwere Infektionen im Bestrahlungsgebiet
- delirante und unruhige Patienten
- sehr kurze Lebenserwartung (wegen der verzögert einsetzenden Wirkung)
Sonderfall akuter Querschnitt
Kongressbericht: Deutscher Schmerz- und Palliativtag 2021 – ONLINE
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