Mit Gerinnungshemmern Hirnmetastasen vorbeugen?

Dr. Moyo Grebbin

Forscher wollen mit Gerinnungshemmern Hirnmetastasen vorbeugen. Forscher wollen mit Gerinnungshemmern Hirnmetastasen vorbeugen. © iStock/4X-image

Mit einer speziellen Mikroskopietechnik gelang es Forschern, Krebszellen bei der Invasion ins Gehirn zu beobachten. Was sie entdeckten könnte schon bald in Präventionsstudien münden: Die Zellen nutzen die Blutgerinnung als Hilfe zum Übergang ins ZNS.

In Gehirnkapillaren fördern zirkulierende Tumorzellen aktiv die Bildung von Blutgerinnseln, was ihnen hilft, sich dort festzusetzen, berichtet eine Forschergruppe um Manuel J. Feinauer vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ).1 Dieser Schritt sei im Mausmodell eine wichtige Voraussetzung dafür, dass es den Krebszellen gelingt, das Gehirn zu infiltrieren und dort Metastasen zu bilden. „Offenbar hilft der Thrombus den Zellen dabei, sich lange in der Kapillare festzuhalten, um die Passage durch die Gefäßwand vorbereiten zu können“, erklärte Studienleiter Professor Dr. Frank Winkler vom DKFZ und der neurologischen Universitätsklinik Heidelberg.2

Thrombin hilft Krebszellen bei der Metastasierung

Dazu greift der Tumor in die Gerinnungskaskade ein und fördert die Entstehung des Gerinnungsfaktors Thrombin. Dieser ist für die Bildung von Fibrin erforderlich, aus dem das Netzwerk des Gerinnsels hauptsächlich besteht. Setzten Feinauer und Kollegen niedermolekulares Heparin oder den Thrombinhemmer Dabigatran ein, entwickelten die Mäuse signifikant weniger Gehirnmetastasen als unbehandelte Tiere. Auch eine Antikörperblockade des von-Willebrand-Faktors reduzierte die Thrombenbildung – und die Anzahl der ZNS-Absiedelungen.

„Unser Ziel ist es, Wirkstoffe zur Prävention von Hirnmetastasen bei Hochrisikopatienten zu identifizieren“, sagte Prof. Winkler im Hinblick auf weitere Schritte. Bevor dies in klinischen Studien getestet werden könne, müsse man besser verstehen, für welche Krebsentitäten der Mechanismus besonders relevant ist, betonen die Autoren. Auch sei zu prüfen, ob sich die Identifizierung von Patienten mit einem hohen Risiko für Hirn­metastasen verbessern ließe. 

Quellen:
1. Feinauer MJ et al. Blood 2021; 137: 1219-1232; DOI: 10.1182/blood.2020005710
2. Pressemitteilung DKFZ

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