Hirnmetastasen: Lokal intensives Vorgehen vorteilhaft

Maria Weiß

Hirnmetastasen kommen gerne wieder. Hirnmetastasen kommen gerne wieder. © wikimedia/Jmarchn (CC BY-SA 3.0)

Mit einer hypofraktionierten stereotaktische Radiotherapie kann nach neurochirurgischer Resektion von Hirnmetastasen eine gute lokale Kontrolle erreicht werden. Darauf deuten die Daten einer internationalen Kohortenstudie hin. Die Autoren liefern zudem Ergebnisse zu prognostischen Faktoren für einen günstigen Verlauf.

Lokale Rezidive von Hirnmetastasen sind hartnäckig: Selbst nach kompletter Resektion treten sie in 50 Prozent der Fälle auf, wenn keine zusätzliche Radiotherapie erfolgt. Nach der bislang üblichen Ganzhirnbestrahlung entwickeln Patienten häufig kognitive Defizite, sodass Forscher nach Alternativen suchen. Infrage kommt beispielsweise eine hypofraktionierte stereotaktische Radio­therapie der Resektionshöhle.

Dr. Kerstin A. Eitz vom Klinikum rechts der Isar der TU München und ihre Kollegen führten dazu eine Kohortenstudie durch.1 In dieser trugen sie die Daten von 558 Personen zusammen, die zwischen 2003 und 2019 in einem von sechs teilnehmenden Zentren eine stereotaktische Radio­therapie der Tumorhöhle nach Resektion von Hirnmetastasen erhalten hatten. Ausschlusskriterien waren eine vorausgegangene Radiatio des Kopfes und ein vorzeitiger Abbruch der hypofraktionierten stereotaktischen Bestrahlung. Die mittlere Nachbe­obachtungszeit betrug 12,3 Monate.

Nach drei Jahren eine lokale Kontrollrate von 70 %

Insgesamt lebten nach zwölf Monaten noch 65 % der Teilnehmer. Nach zwei bzw. drei Jahren waren es 46 % bzw. 33 %. Von den Überlebenden wiesen 84 % eine lokale Kontrolle nach zwölf Monaten auf. Die Rate betrug 75 % bzw. 71 % nach zwei bzw. drei Jahren. Eine Radionekrose als Folge der Therapie hatten 48 Patienten (8,6 %) innerhalb von median 13,1 Monaten entwickelt. Eine leptomeningeale Aussaat beobachteten die Forscher in 73 Fällen (13,1 %). Die mediane Dauer bis zum Auftreten betrug median 5,8 Monate.

Die Wissenschaftler prüften weiterhin prognostische Faktoren, die sich günstig auf das Gesamtüberleben der Patienten auswirkten. Der Multivarianzanalyse zufolge gehörten dazu ein hoher Karnofsky-­Performance-Status von mindestens 80 %, eine Zeitspanne von 22 bis 33 Tagen zwischen Resektion und Radio­therapie sowie ein kontrollierter Primärtumor. Mit einer besseren lokalen Kontrolle waren eine einzelne Hirnmetastase und die Kontrolle des Primärtumors assoziiert.

In diese Studie wurde die bisher größte Patientenkohorte zur hypofraktionierten stereotaktischen Radiatio nach Resektion von Hirnmetastasen eingeschlossen, schreiben Professor Dr. Debra Nana Yeboa­ vom MD Anderson Cancer Center, Houston, und Professor Dr. Iris C. Gibbs­ vom Stanford Cancer Center in einem Editorial.2 Dennoch würden noch viele Fragen offen bleiben.

Prospektive Studien sollen offene Fragen klären

Laut der Kommentatorinnen fehlen vor allem prospektive Daten zu lokaler Kontrolle und Radionekrosen bei einheitlichen Behandlungsrändern und Dosierungsschemata. Zudem erlaube es die Kohortenstudie nicht, nach Volumen und Histologie der Metastasen zu unterscheiden. Damit könne man auch keine Aussage darüber treffen, ob sich diese Radiatio für bestimmte Subtypen oder Metastasenvolumina besonders gut eignet. Auch der Vergleich mit der single-fraction stereotaktischen Radiochirurgie stehe aus.

Quellen:
1. Eitz KA et al. JAMA Oncol 2020; DOI: 10.1001/jamaoncol.2020.4630
2. Yeboa DN et al. A.a.O.; DOI: 10.1001/jamaoncol.2020.4400

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