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Manchmal genügen die geläufigen Systemtherapien

Je erfolgreicher die Systemtherapien werden, desto öfter sehen sich Mediziner:innen mit Hirnmetastasen konfrontiert, erörtete PD Dr. Daniel Heudobler, Universitätsklinikum Regensburg. Wenn diese Beschwerden verursachen sollten lokale Therapiestrategien im Vordergrund stehen. Je nach Anzahl der Läsionen, Allgemeinzustand und Gesamtprognose kann es sich dabei um eine Resektion, Radiochirurgie oder eine Ganzhirnbestrahlung handeln.
Für asymptomatische Erkrankte können Ärzt:innen hingegen zunächst eine Systemtherapie evaluieren. Der Experte erinnerte daran, dass metastasierende Zellen die Blut-Hirn-Schranke schädigen und Pharmaka sowie inflammatorische Zellen leichter in Filiae eindringen können.
Weisen NSCLC eine onkogene Treibermutation auf, bleibt die entsprechende zielgerichtete Therapie auch bei asymptomatischen/ schwach symptomatischen Hirnmetastasen Mittel der Wahl. „Diese Patient:innen haben auch eine höhere Wahrscheinlichkeit, im Verlauf Hirnmetastasen zu entwickeln“, merkte Dr. Heudobler an. Für TKI neuerer Generation (z. B. Lorlatinib, Alectinib, Osimertinib) lässt sich aus Studien mittlerweile eine gute intrakraniale Aktivität belegen. Extrakraniale Response-Rate und ZNS-Ansprechen stimmen dabei weitgehend überein.
Rund die Hälfte profitiert von Chemoimmunkombination
Fehlt eine adressierbare Alteration, könne eine Chemoimmuntherapie eine geeignete Erstlinienbehandlung darstellen. An drei entsprechenden Studien nahmen auch Patient:innen mit symptomatischen Hirnmetastasen teil. Der Hämatoonkologe fasste hinsichtlich des Ansprechens zusammen: „Man kommt an knapp 50 % heran und es gibt zwischen intrakraniell und extrakraniell kein relevante Divergenz.“ Letzteres gelte auch für das progressionsfreie Überleben.
Für kraniale Filiae von HER2+ Mammakarzinomen wiesen Forschende in der HER2CLIMB-Studie eine intrakraniale Ansprechrate von 47 % auf eine Kombination aus Trastuzumab, Tucatinib und Capecitabin nach. Trastuzumab-Deruxtecan (T-DXd) wirkt ebenfalls gegen Hirnmetastasen und erreicht selbst bei aktiven Läsionen eine ORR von etwa 50 %, in der stabilen Situation auch deutlich mehr. Während DESTINY-Breast12 erzielte das ADC ein Ein-Jahres-PFS von etwa 60 %, das über Subgruppen hinweg konsistent blieb. „T-DXd ist für diese Patient:innen eine der Möglichkeiten für die Zukunft“, bilanzierte Dr. Heudobler. Auch erste Daten zu anderen ADC hält er für ermutigend.
Der Referent appelierte, mehr spezifische Studien für Erkrankte mit Hirnmetastasen durchzuführen. Offene Fragen beträfen unter anderem Kombinationen aus System- und Lokaltherapie sowie die optimale Sequenz möglicher Optionen.
Quelle:
Heudobler D. 21. AIO Herbstkongress; Vortrag „State of the Art Hirnmetastasen – Aktuelles aus Studien“
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