Überzeugende lokale Kontrolle

DEGRO 2024 Lara Sommer

Eine Alternative zur Ganzhirnbestrahlung bei Hirnmetastasen ist die  hypofraktionierte Radiotherapie der Resektionshöhle. Eine Alternative zur Ganzhirnbestrahlung bei Hirnmetastasen ist die hypofraktionierte Radiotherapie der Resektionshöhle. © freshidea – stock.adobe.com

Eine Ganzhirnbestrahlung schützt bei Hirnmetastasen vor Rezidiven, geht aber mit hohen Toxizitäten einher. Forschende zeigen nun eine hypofraktionierte Radiotherapie der Resektionshöhle samt Radiochirurgie verbliebener Filiae als Alternative auf.

Mit einer hypofraktionierten stereotaktischen Radiotherapie (HFSRT) können Ärzt:innen höhere biologisch effektive Dosen als im Rahmen einzeitiger Radiochirurgie (SRS) verabreichen, schilderte Prof. Dr. Rami El Shafie, Universitätsmedizin Göttingen. Dadurch lässt sich möglicherweise die lokale Kontrolle verbessern und gleichzeitig die Toxizitäten einer Ganzhirnbestrahlung (WBRT) vermeiden. Er und Kolleg:innen verglichen nun für Personen mit 1–10 Hirnmetastasen eine HFSRT der Resektionshöhle samt SRS nicht-entfernter Herde mit einer postoperativen WBRT.

An der Phase-2-Studie ESTRON nahmen insgesamt 56 Patient:innen teil, denen eine Hirnmetastase entfernt wurde. Die Forschenden randomisierten sie 1:1 zu dem stereotaktischen Vorgehen (s. Kasten) beziehungsweise einer Ganzhirnbestrahlung. 54 % der Teilnehmenden hatten ein NSCLC als Primarius und 13 % ein Mammakarzinom. Bei 30 % verblieb nach der Resektion ein sichtbarer Resttumor. 52 % der Erkrankten hatten darüber hinaus mindestens eine weitere, nicht-entfernte Hirnmetastase, 28 % sogar drei oder mehr.

Während eines medianen Follow-ups von 19,7 Monaten trat bei 48,1 % im Prüfarm vs. 44,8 % in der Vergleichsgruppe ein intrakraniales Rezidiv auf (HR 1,29; p = 0,518). Hinsichtlich der intrakraniellen Kontrolle erwies sich eine inkomplette Resektion als negativer Prädiktor (HR multivariat 2,18; p = 0,052), nicht jedoch die Behandlungsmodalität. Die Rate der lokalen Rezidivfreiheit nach drei Jahren betrug wiederum für die HFSRT 96 % und für die WBRT 89 % (p = 0,116). 

In beiden Armen entwickelten sich die meisten Rückfälle distant der Resektionshöhle. Lokalrezidive waren nach der Ganzhirnbestrahlung häufiger als mit der hypofraktionierten Radiatio (11 % vs. 7 %), leptomeningeale Karzinomatosen traten wiederum nach HFSRT öfter auf (26 % vs. 7 %). 

Behandlung der Interventionsgruppe

HFSRT: 7 x 5 Gy @ 70 % Isodose, Resektionshöhle inklusive Resektionskanal + assoziiertes Kontrastmittel-Enhancement + 3-4 mm isotrop

SRS: alle unresezierten Hirnmetastasen; 20 Gy (< 2 cm), 18 Gy (2–3 cm), 6 x 5 Gy (> 3 cm) 

Eine exzellente lokale Kontrolle

Auch die Karzinomatosen lagen im Prüfarm meist fern der Bestrahlungsstelle (6/7 Fälle), was für die verwendeten Sicherheitsränder spreche. „Bei dem einen Fall, wo die Leptomeningeosis in der Resektionshöhle auftrat, hatte die Metastase an der Falz geklebt“, schilderte Prof. El Shafie. Er würde bei Filiae, die an der Falz oder am Tentorium haften bzw. in den Liquorabflüssen liegen, doch die WBRT bevorzugen. Zudem verwies er darauf, dass in den ersten zwei bis drei Jahren nach der stereotaktischen Behandlung von Hirnmetastasen dreimonatliche Kontrollen erfolgen sollten.

Insgesamt registrierten die Verantwortlichen in der Kontrollgruppe mehr als doppelt so viele Nebenwirkungsereignisse wie im experimentellen Arm (54 vs. 115 Meldungen). 11 % der hypofraktioniert Bestrahlten verglichen mit 19 % nach WBRT entwickelten Komplikationen vom Grad 3. „Vier Fälle im Stereotaxiearm zeigten eine radiogene Schrankenstörung, zwei davon waren symptomatisch und therapiebedürftig“, ergänzte der Kollege.

Prof. El Shafie schlussfolgerte, dass eine HFSRT der Resektionshöhle nach Entfernung von Hirnmetastasen eine exzellente lokale Kontrolle ermöglicht. Mit 7 x 5 Gy lasse sich die biologisch effektive Dosis gegenüber der SRS eskalieren, ohne mehr symptomatische Radionekrosen zu verursachen. Im Vergleich zur WBRT stellen eine distante intrakranielle Progression sowie leptomeningeale Karzinomatosen jedoch relevante und überwachungsbedürftige Risiken dar.

Quelle:
El Shafie R. 30. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Radioonkologie; Vortrag „Hypofraktionierte Stereotaktische Radiotherapie (HFSRT) der Resektionshöhle vs. Ganzhirnbestrahlung (WBRT) nach Hirnmetastasenresektion – Ergebnisse der randomisierten Phase-2-Studie Estron"

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Eine Alternative zur Ganzhirnbestrahlung bei Hirnmetastasen ist die  hypofraktionierte Radiotherapie der Resektionshöhle. Eine Alternative zur Ganzhirnbestrahlung bei Hirnmetastasen ist die hypofraktionierte Radiotherapie der Resektionshöhle. © freshidea – stock.adobe.com