Der laufenden Nase den Riegel vorschieben

Dr. Angelika Bischoff

Für Patienten mit akuter sowie rezidivierender akuter Rhinosinusitis eignet sich die Inhalation heißer Dämpfe (38–42 °C). Für Patienten mit akuter sowie rezidivierender akuter Rhinosinusitis eignet sich die Inhalation heißer Dämpfe (38–42 °C). © fotolia/fakezzz

Während eine akute Rhinosinusitis allein anhand der Symptome diagnostiziert wird, sind bei rezidivierender oder chronischer Erkrankung bildgebende Verfahren notwendig. Eine aktuelle Leitlinie erinnert an wichtige Punkte der Diagnostik und Therapie.

Meist entsteht eine Rhinosinusitis durch eine virale Infektion und heilt in der Regel nach maximal drei Wochen aus. In bis zu 2 % der Fälle „entwickelt“ sich aus der viralen eine bakterielle Erkrankung, schreiben die Autoren der DEGAM und DGHNO-KHC* in ihrer aktuellen S2k-Leitlinie „Rhinosinusitis“. Die Erkrankung wird in drei Typen eingeteilt (s. Tabelle). Von diesen ist Diagnose und Therapie abhängig.

Akute und rezidivierende akute Rhinosinusitis: Zur Anamnese gehören neben Vorerkrankungen und Symptomen Fragen zum zeitlichen Verlauf und die Anzahl der Episoden innerhalb eines Jahres sowie bisherigen Therapieversuchen. Die Diagnose der akuten Rhinosinusitis wird in der Regel rein klinisch anhand der Symptome gestellt: Typische sind eingeschränkte Nasenatmung, anteriore/posteriore Sekretion, Gesichtsschmerz und Riechstörungen.Fieber und Kopfschmerzen können hinzutreten. Insbesondere bei Verdacht auf eine Sinusitis frontalis/maxillaris oder eine dentogene Rhinosinusitis können ein einseitiger Druckschmerz über Kiefer- oder Stirnhöhle bzw. Beschwerden im Bereich der Zähne vorkommen. Sie verstärken sich beim Vorbeugen.

Purulentes Sekret verrät noch nichts über den Erreger

Leidet der Patient unter starken Schmerzen, können Entzündungsparameter wie das C-reaktive Protein (CRP) oder die Blutkörperchensenkgeschwindigkeit (BSG) kontrolliert werden, ggf. ist eine Antibiotikagabe indiziert.Purulentes Sekret allein sagt nicht aus, ob Bakterien oder Viren dahinterstecken.

Typen der Rhinosinusitis
Typ
Dauer
akut≤ 12 Wochen
rezidivierend akut4 x / Jahr eine akute Form
chronisch (mit und ohne Polypen)> 12 Wochen

Bei einer rezidivierenden akuten Rhinosinusitis sollte zusätzlich eine Endoskopie oder mindestens eine anteriore Rhinoskopie durchgeführt werden, um eventuelle Ursachen für die Rezidivneigung zu erkennen. Die Autoren empfehlen für Patienten mit akuter sowie rezidivierender akuter Rhinosinusitis physiologische Kochsalzlösungen sowie die Inhalation heißer Dämpfe (38–42 °C). Das pflanzliche Mischextrakt BNO 1016 oder Eukalyptusextrakte helfen ebenfalls. Ob Homöopathie, Akupunktur, Phytotherapie, Sekretolytika oder eine pulsatile Inhalation die Beschwerden lindern, ist nicht belegt. Bei starken Schmerzen sind zusätzlich Analgetika angebracht. Steroide eignen sich bei rezidivierender Erkrankung, Dekongestiva haben nur beim akuten Typ einen Platz. Sie sollten jedoch kein Benzalkoniumchlorid enthalten und nicht länger als zehn Tage angewendet werden. Wenden Patienten salinische Nasensprays an, sind Dekongestiva deutlich seltener notwendig. Mit Antibiotika sollte man zurückhaltend umgehen. In Betracht kommen diese, wenn Komplikationen bestehen wie starke Kopfschmerzen, Gesichtsschwellungen, Lethargie oder Risikofaktoren wie eine Immundefizienz. Auch wenn starke Schmerzen in Kombination mit hohen Entzündungswerten vorliegen oder sich die Beschwerden im Verlauf der Erkrankung verstärken sowie wenn Fieber über 38,5 °C auftritt, ist eine Antibiose zu erwägen. Als Mittel der Wahl empfiehlt die Leitlinie Amoxicillin (3 x 500 mg/Tag) oder Cephalosporine (2 x 250 mg Cefuroxim/Tag). Chronische Rhinosinusitis: Bei der chronischen Rhinosinusitis findet sich häufig eine vermehrte ostiomeatale Gewebebildung, die allmählich zu einer Obstruktion mit Ventilations- und Drainagestörung führt. Die chronische Form verursacht dieselben, aber weniger charakteristische Symptome als die akute. Sie muss durch eine Nasen-Endoskopie bestätigt werden. Eine bildgebende Diagnostik mittels CT oder DVT (digitale Volumentomographie) kann ergänzend erfolgen, vor allem im Hinblick auf eine eventuell notwendige Operation.

Beim chronischen Typ längere Antibiotikagabe erwägen

Egal, ob nasale Polypen vorliegen oder nicht, topische Steroide gelten als Erstlinientherapie. Sie verbessern die Nasenatmung und verringern bei potenziell bestehenden Polypen die Größe. Weiterhin gelten Spülungen mit iso- bis leicht hypertonen Kochsalzlösungen als Standard. Phytotherapie, Homöopathie oder Akupunktur empfehlen die Autoren aufgrund der aktuellen Datenlage nicht. Dekongestiva sollten keinesfalls zum Einsatz kommen.

Liegt eine Allergie oder 
Systemerkrankung vor?

Eine allergologische Diagnostik ist nur bei ätiologisch unklarer rezidivierender akuter und chronischer Rhinosinusitis ohne Polypen bzw. postoperativem Rezidiv angebracht. Bei akuter allergischer Rhinosinusitis eignen sich lokale Steroide. Ergeben sich bei der chronischen Form Verdachtsmomente auf möglicherweise ursächliche Systemerkrankungen wie Immundefekte, Sarkoidose oder HIV, muss entsprechend weiter abgeklärt werden.

Versagt bei einer chronischen Rhinosinusitis ohne Polypen die Standardtherapie, kann die längerfristige Gabe von Clarithromycin erwogen werden. Liegen rezidivierende Polypen vor, ist die längerfris- tige Gabe von Doxycyclin möglich. Ist die konservative Therapie nicht ausreichend, kann eine Op. erwogen werden. Im Einzefall kann sie auch als primäre Therapieoption in Betracht kommen.

*Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin; Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie

S2k-Leitlinie Rhinosinusitis 017/049 (HNO) und 053-012 (DEGAM) 2017

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Für Patienten mit akuter sowie rezidivierender akuter Rhinosinusitis eignet sich die Inhalation heißer Dämpfe (38–42 °C). Für Patienten mit akuter sowie rezidivierender akuter Rhinosinusitis eignet sich die Inhalation heißer Dämpfe (38–42 °C). © fotolia/fakezzz