Der vierte Piks hat sich gelohnt

Dr. Dorothea Ranft

Der Nutzen der bivalenten Vakzine gegen SARS-CoV-2 überwiegt bei Weitem das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen. Der Nutzen der bivalenten Vakzine gegen SARS-CoV-2 überwiegt bei Weitem das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen. © d.pix – stock.adobe.com

Die Gefahr durch SARS-CoV-2 ist noch nicht vorbei. Insbesondere älteren Menschen wird deshalb eine vierte Impfung empfohlen. Aktuellen Studien zufolge ist diese effektiv und sicher – und zwar in allen Varianten.

Trotz verbreiteter Hybridimmunität durch Infektion und Impfung führt COVID-19 noch immer zu zahlreichen schweren Verläufen und Todesfällen. Deshalb empfehlen die meisten Länder eine erneute Impfung für ältere Menschen. Bisher fehlten jedoch Daten zu deren Wirksamkeit und Sicherheit bei diesem Kollektiv. In drei populationsbasierten Studien gingen Dr. Niklas Andersson vom Statens Serum Institut in Kopenhagen und Kollegen dieser Frage genauer auf den Grund.

Dreimalige mRNA-Impfung toppt Grundimmunisierung

An der ersten Untersuchung nahmen 3,6 Mio. Erwachsene aus Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden teil. Verglichen wurden verschiedene Strategien: Eine Gruppe erhielt die ersten drei Dosen mit unterschiedlichen vektor- bzw. mRNA-basierten Impfstofftypen (heterologes Schema). Die Vergleichspatienten wurden immer mit demselben Typus geimpft (homologes Schema) oder erhielten während der von der Omikronvariante dominierten Phase (Dezember 2021–2022) keine Auffrischung.

Alle reinen mRNA-Booster-Regime beugten schweren COVID-19-Manifestationen wirksamer vor als eine Grundimmunisierung. Die heterologen Booster verhinderten jedoch stationäre Aufenthalte etwas besser. Wie bereits in Studien zur hybriden Immunität gezeigt, war die kumulative Inzidenz von COVID-19 erneut am niedrigsten bei jenen Patienten, die bereits eine Infektion durchgemacht hatten und geboostert worden waren.

Hospitalisierungen und Todesfälle deutlich reduziert

Die zweite Studie verglich die Wirksamkeit einer vierten Dosis – diesmal mit einer der neuen bivalenten COVID-19-Vakzinen – mit nur drei Applikationen in einem Kollektiv von 2,5 Mio. Patienten ab 50 Jahren. Innerhalb von drei Monaten nach dem Booster wurde das Risiko für COVID-19-bedingte Krankenhausaufenthalte und Todesfälle um etwa zwei Drittel gesenkt. Relevante Unterschiede zwischen den BA.1- und BA.4–5-bivalenten mRNA-Vakzinen fanden sich nicht.

In der dritten Studie mit 1,7 Mio. Probanden ab 50 Jahren wurde die Inzidenz unerwünschter Impffolgen erfasst. In den 28 Tagen nach der Applikation eines bivalenten mRNA-Boosters ließ sich kein Exzessrisiko für neurologische, kardiovaskuläre, autoimmune und andere ernste Erkrankungen nachweisen. Eine Post-hoc-Analyse lieferte allerdings Hinweise auf eine leicht erhöhte Myokarditisrate bei Frauen. Dieses Risiko war wesentlich geringer als die Inzidenz schwerer COVID-19-Verläufe bei Nicht-Geboosterten.

Prof. Dr. Kristine Macartney und Dr. Bette Liu vom National Centre for Immunisation Research and Surveillance in Sydney werten diese Ergebnisse als sehr positiv. Denn sie zeigten, dass auch ältere Patienten, die zur Hochrisikogruppe für schwere Verläufe gehören, von den bivalenten mRNA-Vakzinen profitieren und diese bei ihnen sicher einsetzbar sind.

Quellen:
1. Andersson NW et al. BMJ 2023; DOI: 10.1136/bmj-2022-074325
2. Andersson NW et al. BMJ 2023; DOI: 10.1136/bmj-2022-075286
3. Andersson NW et al. BMJ 2023; DOI: 10.1136/bmj-2023-075015
4. Macartney K, Liu B. BMJ 2023; DOI: 10.1136/bmj.p1662

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