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Diagnostische Lücken schließen sich: Bildgebung und Molekularpathologie liefern neue Einblicke ins Krebsgeschehen

Nach genetischen Markern einer Krebserkrankung suchen, das Ansprechen auf Wirkstoffe prognostizieren und gezielt therapieren – für Onkologen ist dieser Ansatz eigentlich nicht mehr sonderlich neu. Neu ist dagegen, dass Forscher dazu nicht einzelne Gene ins Visier nehmen, sondern komplette Tumorgenome durchforsten. Genau das passiert zurzeit im MASTER*-Programm des Deutschen Konsortiums für Translationale Krebsforschung DKTK.
Starre Formalien bremsen den Erfolg
„Die Teilnehmer haben entweder eine fortgeschrittene Krebserkrankung, bei der die Standardtherapien nicht mehr wirken, oder eine seltene Krebserkrankung, für die es keine Standards gibt“, erläutert Professor Dr. Stefan Fröhling, NCT Heidelberg. Ziel ist es, in ihrem Genom molekulare Treibermechanismen aufzudecken und Wirkstoffe zu identifizieren, die ein Ansprechen erwarten lassen.
Seit 2013 wurden über 1300 Patienten untersucht. „Bei 75 % konnten wir auf Grundlage der molekularen Daten Therapieempfehlungen aussprechen“, berichtet Prof. Fröhling. Allerdings lassen sie sich bislang nur bei einem Drittel der Patienten umsetzen. „In den meisten Fällen liegt das daran, dass Medikamente, die aufgrund der molekularen Signatur des Tumors geeignet wären, für die vorliegende Entität nicht zugelassen sind“, so der Experte. Trotzdem: Von den Personen, die behandelt werden können, sprechen 40 % an oder erreichen über einen längeren Zeitraum eine Stabilisierung ihrer Erkrankung. „Das ist angesichts der ausweglosen Situation, in der sich die Patienten zuvor befanden, ermutigend“, kommentiert Prof. Fröhling.
Sollten angesichts dieser Ergebnisse also künftig alle Krebspatienten eine Genomsequenzierung erhalten? Prof. Fröhling verneint dies. Vielmehr sieht er im MASTER-Programm zum jetzigen Zeitpunkt eine sinnvolle Ergänzung zur konventionellen Molekularpathologie, wenn deren Möglichkeiten etwa bei schwer zu behandelnden Patienten erschöpft sind.
Als komplementäres Verfahren möchte Professor Dr. Klaus Pantel, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, auch die Liquid Biopsy verstanden wissen, also die Untersuchung von Tumorzellen, -DNA und -Proteinen aus Körperflüssigkeiten. „Ein großer Vorteil der Methode ist, dass wir im Gegensatz zur Gewebebiopsie sequenzielle Analysen in zeitlich engen Abständen durchführen können“, sagt der Wissenschaftler. „Dadurch lässt sich nicht nur der Status quo aufdecken, sondern auch Veränderungen in der Tumorbiologie.“
Ziel sei es, das Ansprechen auf eine Therapie engmaschig zu überprüfen und Resistenzentwicklungen oder Rezidivierungen frühzeitig zu erfassen, so Prof. Pantel. „Beispielsweise können wir die AR-V7-Variante des Androgenrezeptors in zirkulierenden Tumorzellen nachweisen. Sie geht beim Prostatakarzinom mit einer Resistenz gegenüber neuen Hormontherapien einher, die Resultate der Liquid Biopsy korrelieren gut mit dem Ansprechen auf Enzalutamid oder Abirateron.“ Ein weiteres Beispiel: „Hinweise auf den Progress einer malignen Erkrankung erhalten wir mit der Liquid Biopsy 10–12 Monate früher als mit der Bildgebung.“
Neue Wege für die Ausbreitungsdiagnostik
Als Fernziel sieht Prof. Pantel den Einsatz der Liquid Biopsy in der Früherkennung. „Blutbasierte Tests sind bereits in Entwicklung, allerdings müssen sie noch sensitiver und spezifischer werden.“ Ganz neu sind Prof. Pantel zufolge auch Ansätze, die Organherkunft von Tumorzellen anhand ihrer Protein- oder DNA-Signaturen zu klären. Dies würde die Ausbreitungsdiagnostik erheblich erleichtern – vor allem bei Entitäten, wie dem Mammakarzinom, die in verschiedene Organe streuen.
5. Internationales Symposium „Innovations in Oncology“
- Voraussetzungen für die Vision-Zero
- Prävention und Früherkennung
- ASCO-Hotline mit Highlights vom amerikanischen Krebskongress und vom EHA
- Innovative Therapiekonzepte
- Smart Data in der Onkologie
Quelle: Vorbericht – Symposium „Innovations in Oncology“.
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