
Die Dupuytren-Kontraktur einfach ausstechen

Kommt es bei Patienten durch eine Fibrose der Palmaraponeurose zu einer Beugekontraktur, also einem Morbus Dupuytren, gilt die offen chirurgische Behandlung heute noch als Goldstandard. Dabei handelt es sich allerdings um einen ausgedehnten Eingriff, der zu Komplikationen wie Wundheilungsstörungen führen kann und eine mitunter langwierige Nachbehandlung verlangt.
Als Alternative steht die minimalinvasive Nadelfasziotomie, auch perkutane Nadelaponeurotomie genannt, zur Verfügung, schreiben Dr. Johannes Oppermann von der Klinik und Poliklinik für Orthopädie und Unfallchirurgie der Universität zu Köln und Kollegen.
Mit der Nadel in die Hand, bis verhärtetes Gewebe reißt
Das Verfahren ist keineswegs neu: Ein ähnlicher Eingriff wurde bereits 1979 beschrieben, wobei damals nicht nur eine Kanüle als Mikroskalpell zum Einsatz kam, sondern zusätzlich Kortisoninjektionen die Aponeurose schwächten. Bei der neuen Version punktiert der Operateur unter Lokalanästhesie den tastbaren Strang in der Hohlhand und bewegt die Nadel fächerförmig hin und her, um das pathologische Gewebe zu durchtrennen. Das Reißen lässt sich laut den Kollegen sogar akustisch wahrnehmen.
Der ambulante Eingriff eignet sich besonders für Patienten, bei denen der M. Dupuytren noch in einem frühen Stadium ist. Der tastbare Strang muss unter der intakten Haut und proximal der Hohlhandbeugefurche liegen, in das Fingergrundglied einstrahlen sowie im Fingergrundgelenk zu einer Kontraktur von mindestens 30° führen. Multiple oder breitbasige Stränge hingegen kommen für die Nadelfasziotomie nicht infrage.
Bei bis zu 85 % kommt die Fibromatose zurück
Infekte, ein komplex-regionales Schmerzsyndrom oder Nervenverletzungen können auch beim minimalinvasiven Verfahren auftreten, die Komplikationsrate liegt jedoch unter der der offenen Aponeurektomie. Während des Eingriffs sollte der Patient jedes einschießende Gefühl umgehend melden, um keine iatrogenen Schäden der Gefäß-Nervenbündel zu riskieren. Das große Manko: Rezidive finden sich mittelfristig in bis zu 85 % der Fälle (vs. 21 % bei limitierter Aponeurektomie). Diese dürfen aber wiederum minimalinvasiv behandelt werden.
Nichtsdestotrotz überwiegt das niedrige Komplikationsrisiko. Deshalb empfehlen die Autoren die perkutane Nadelaponeurotomie für Betroffene, die eine kurze Nachbehandlungszeit bevorzugen. Für die Methode spreche außerdem die hohe Patientenzufriedenheit sowie die Kosteneffektivität. Die Studienlage jedoch ist insgesamt eher heterogen und dünn. Ob beispielsweise die Kombination mit einer Steroidinjektion – ähnlich dem historischen Vorbild – Vorteile bringt, hat sich bislang noch nicht gezeigt.
Oppermann J et al. Orthopäde 2017; 4: 315-320.
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