Die Feinnadelpunktion: Piekfeine Alternative

Maria Fett

Eine Toxoplasmen-Infektion führt nur 
selten zu Lymphknotenschwellungen. Eine Toxoplasmen-Infektion führt nur 
selten zu Lymphknotenschwellungen. © fotolia/Kateryna_Kon

Ein persistierend großer Lymphknoten ist nicht automatisch ein Fall für den Chirurgen. Oft bietet die ultraschallgesteuerte Feinnadelpunktion eine schnellere und kostengünstigere Alternative, wie das Beispiel einer 30-Jährigen zeigt.

Eine Schwellung an der linken Halsseite führte die Frau in die Sprechstunde von Dr. Stefan Herger­ aus der Arztpraxis AG Zen­trum Oberdorf in Affoltern am Albis. In der Anamnese gab die Patientin an, dass die betroffene Region weder schmerze noch jucke. Eine B-Symptomatik, Leistungsminderung oder Erkältungssymptome lagen nicht vor. Auch Allergien bestanden keine, als einzige Medikation nahm sie die Pille ein.

Dicker Hals entpuppte sich als Zoonose

In der klinischen Untersuchung erwies sich die Verdickung als druck­indolente, schlecht verschiebbare Raumforderung im linken Trigonum caroticum. Anschließende Laboranalysen ergaben unauffällige Blut- und Entzündungsparameter. Die Sonographie entlarvte die Schwellung als scharf umgrenzte Raumforderung, die sich mit einem vergrößerten Lymphknoten vereinbaren ließ.

Zur weiteren Abklärung entschlossen sich die Kollegen, eine ultraschallgesteuerte Feinnadelpunktion (FNP) durchzuführen. Hierbei zeigten sich Lymphozyten mit vereinzelten plumpen, epitheloidzellartigen Granulomen. Maligne oder nekrotische Zellen sowie Mykobakterien fanden die Ärzte nicht. Zytomorphologisch und serologisch entpuppte sich die Ursache für den dicken Knoten schließlich als akute Toxoplasmose (s. Kasten).

Zwischenstopp im Menschen

Durch den Verzehr von rohem oder ungenügend erhitztem Fleisch (z.B. Schwein, Schaf) kann Toxoplasma gondii in den Organismus gelangen. Auch eine Infektion über Kot ist möglich, beispielsweise beim Reinigen des Katzenklos. Die Vierbeiner dienen als Endwirte des Erregers, der ausgeschieden ins Erdreich gelangt. In 90 % der Fälle verläuft eine Erkrankung beim Zwischenwirt Mensch asymptomatisch, selten kommt es zu Grippesymptomen oder einer zervikalen Lymphadenitis. Vorsicht gilt für immunsupprimierte und schwangere Personen. Abhängig vom Schwangerschaftsstadium kann der Embryo geschädigt oder gar getötet werden. Ohne Risikokonstellation bedarf es keiner weiteren Behandlung.

Punktion schloss auch Tumorerkrankung aus

Häufig sind virale oder bakterielle Infektionen Auslöser einer Lymphadenopathie. In folgenden Fällen raten Dr. Stefan Herger und Kollegen zur weiterführenden Diagnostik:
  • zervikale Lymphknoten persistieren länger als vier Wochen oder messen mehr als 1 cm im Durchmesser
  • es liegt eine B-Symptomatik oder ungeklärte Leistungsminderung vor
  • die Exzision ist nur indiziert, wenn eine spezifische Gewebstypisierung (Tumor-Subtypisierung) vorgenommen werden soll oder die Ursache der Vergrößerung mit einer FNP ungeklärt bleibt
Im vorliegenden Beispiel einer umgrenzten Lymphadenopathie stellte sich die Feinnadelpunktion als kos­tengünstige und rasch verfügbare Methode der Wahl heraus, schreibt Stefan Herger. Sie erlaubte den Ärzten zeitgleich ein Malignom auszuschließen, was serologisch nicht möglich wäre.

„Exzision ist heutzutage kaum noch notwendig“

Auch bedarf es vor einer Punktion keiner Analgesie, Blutungskomplikationen oder Wundheilungsstörungen sind äußerst selten. „Mit den heutigen Analysemöglichkeiten ist die Feinnadelpunktion wegweisend für eine Verdachtsdiagnose, sodass eine Lymphknotenexzision kaum noch notwendig ist“, so der Kollege.

Quelle: Herger S et al. Swiss Medical Forum 2017; 17: 936-937

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Eine Toxoplasmen-Infektion führt nur 
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