Keine Radiatio bitte!

ESMO 2024 Friederike Klein

Die Evidenz für präoperative Radiochemotherapie beim resektablen Magenkarzinom bleibt begrenzt. Die Evidenz für präoperative Radiochemotherapie beim resektablen Magenkarzinom bleibt begrenzt. © Sebastian Kaulitzki – stock.adobe.com

Im Gegensatz zum Ösophaguskarzinom war die Evidenz für eine zusätzliche präoperative Radiochemotherapie beim resektablen Magenkarzinom bislang begrenzt. Standard ist hier die perioperative Chemotherapie und wird es mit den Ergebnissen der TOPGEAR-Studie vorerst auch bleiben.

Bei Patient:innen mit resektablem Adenokarzinom des Magens oder des gastroösophagealen Übergangs (GEJ) verlängerte die zusätzliche präoperative Chemoradiotherapie (CRT) zur perioperativen Chemotherapie das Gesamtüberleben nicht, berichtete Prof. Dr. Trevor Leong vom Peter MacCallum Cancer Center in Melbourne. Damit verfehlte die erste randomisierte Phase-3-Studie zu dieser Therapiestrategie ihren primären Endpunkt.

Präoperative Therapie bei Magenkarzinom

In der internationalen Studie TOPGEAR hatten die Teilnehmenden mit resektablem Adenokarzinom des Magens/GEJ randomisiert eine präoperative CRT plus perioperativer Chemotherapie (n = 286) oder eine perioperative Chemotherapie alleine (Kontrollgruppe, n = 288) erhalten. Die Chemotherapie bestand präoperativ aus zwei bzw. drei Zyklen Epirubicin, Cisplatin und 5-Fluorouracil (ECF) oder drei bzw. vier Zyklen 5-Fluorouracil, Leucovorin, Oxaliplatin und Docetaxel (FLOT). Anschließend folgte im Interventionsarm die CRT mit 45 Gy in 25 Fraktionen und 5-Fluorouracil. Nach der OP bekamen alle Patient:innen weitere drei Zyklen ECF oder vier Zyklen FLOT. 

Wie Prof. Leong berichtete, wiesen signifikant mehr Erkrankte in der CRT-Gruppe eine pathologische Komplettremission auf als in der Kontrollgruppe (16,8 % vs. 8,0 %; p < 0,0001). Ein Downstaging gelang mit Bestrahlung häufiger und die Rate der R0-Resektionen fiel höher aus (92,4 % vs. 87,7 % im Kontrollarm). Allerdings erhielten im CRT-Arm weniger Patient:innen die geplante adjuvante Chemotherapie (47,7 % vs. 59 %; p = 0,01).

All dies resultierte nach einer Beobachtungsdauer von median 67 Monaten in einem medianen OS von 46,4 Monaten mit präoperativer CRT gegenüber 49,4 Monaten ohne (HR 1,05; 95%-KI 0,83–1,31, p = 0,70). Die Fünf-Jahres-OS-Rate lag nach der Standardtherapie bei 45,7 %, mit der zusätzlichen Intervention bei 44,4 %. Subgruppenanalysen gaben keinen konkreten Anhaltspunkt für eine Population, die deutlich von der zusätzlichen CRT profitiert hätte. 

Auch das mediane progressionsfreie Überleben schien mit der zusätzlichen CRT nicht verlängert. Es betrug in der Prüfpopulation 31,4 Monate und mit perioperativer Chemotherapie alleine 31,8 Monate. Die Fünf-Jahres-PFS-Rate erreichte mit CRT 39,7 % und ohne 40,1 %. 

Die behandlungsbedingten Toxizitäten erwiesen sich in beiden Gruppen als ähnlich. Es kam nach CRT weder zu signifikant mehr chirurgischen Komplikationen noch zu einer erhöhten postoperativen 30- oder 90-Tages-Mortalität.

Quelle:
Leong T et al. ESMO Congress 2024, Abstract LBA58

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