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Die Rolle von Kinaseinhibitoren beim lokal fortgeschrittenen NSCLC mit Treibermutation

Ein lokal fortgeschrittenes Lungenkarzinom umfasst alles vom Stadium IIA bis IIIC, führte Prof. Dr. Dr. Yasuhiro Tsutani, Kindai-Universität, Osaka, ein. Er erläuterte, was Mediziner:innen bei Erkrankten mit Treibermutationen beachten sollten und welche aktuellen Studienergebnisse es zu Osimertinib und Alectinib in diesem Stadium gibt.
Nach der Resektion
An der ADAURA-Studie nahmen 682 fitte Patient:innen mit nicht-squamösen NSCLC teil (Stadium IB–IIIA), die gängige EGFR-Mutationen aufwiesen (Ex19del; L858R). Nach vollständiger Resektion erhielten sie 1:1 randomisiert entweder 80 mg Osimertinib oder Placebo einmal täglich, geplant für drei Jahre. Nach mehr als vier Jahren bestätigen die Daten, dass der zielgerichtete Wirkstoff das krankheitsfreie Überleben in Stadium II und III verlängert (HR 0,33 bzw. 0,22). „Adjuvantes Osimertinib ist nun der neue Standard für NSCLC-Erkrankte im Stadium II und III mit EGFR-Mutation“, bilanzierte der Referent.
Er erinnerte jedoch daran, dass noch Unklarheiten bleiben. So könnten 20–35 % der Betroffenen auch durch die Operation geheilt werden, ggf. plus Chemotherapie. „Wie man diese Fälle bei der adjuvanten Therapie berücksichtigt oder ausschließt, müssen wir noch sehen“, merkte der Thoraxonkologe an. Möglicherweise könne ctDNA dabei eine Rolle spielen. Eine adjuvante platinbasierte Chemo-Dublette scheint zudem in der Subgruppe der Personen mit EGFR-Mutation die kumulative Rezidivinzidenz nicht zu verringern.
Zu Alectinib beim ALK+ NSCLC gibt es ebenfalls neue Ergebnisse. In ALINA hatten 257 Patient:innen mit einem Tumorstadium IB–IIIA und ALK-Alterationen postoperativ für bis zu zwei Jahre 600 mg BID Alectinib erhalten. Als Vergleich dienten vier Zyklen einer platinbasierten Chemotherapie. Nach zwei Jahren betrug die DFS-Rate 95,6 % vs. 66,3 % (Stadium II; HR 0,24) bzw. 92,7 % vs. 60,7 % (Stadium IIIA; HR 0,25). Auch hier sieht der Experte den TKI als neuen Standard für Erkrankte im Stadium II/III mit ALK-Alterationen.
Einschlusskriterien LAURA
- unresektables NSCLC im Stadium III
- EGFR-Mutation Ex19del; L858R
- kein Progress während/nach definitiver Chemoradiotherapie
- maximal sechs Wochen seit der Chemoradiotherapie
- WHO Performance Score 0–1
Insgesamt wurden 216 Personen 2:1 zu Osimertinib beziehungsweise Placebo randomisiert.
Nach definitiver Chemoradiatio
Im Falle nicht-resektabler Stadium-III-NSCLC ist nach der Chemoradiotherapie (CRT) mittlerweile eine CPI-Erhaltung üblich. Nachträgliche Subgruppenanalysen der PACIFIC-Studie belegten für adjuvantes Durvalumab bei EGFR-mutierten Malignomen allerdings keinen eindeutigen Nutzen (HR für Progress/Tod 0,91).
In LAURA erhielten geeignete Betroffene nach der CRT entweder 80 mg/d Osimertinib oder Placebo, bis ein Progress oder inakzeptable Toxizitäten auftraten (s. Kasten). Das mediane PFS war unter der Prüfmedikation signifikant länger (39,1 Monate vs. 5,6 Monate, HR 0,16; p < 0,001). Der Kollege bezeichnete dies ebenfalls als einen neuen Standard, verwies aber auf ein Problem der Studie: „Es gab kein festgelegtes Ende der Behandlung, obwohl die Patient:innen potenziell geheilt werden können.“ Eine retrospektive Untersuchung aus Japan deutet außerdem darauf hin, dass zielgerichtete Therapien gegen Treibermutationen in gewissen unresektablen oder grenzwertig resektablen Fällen eine „Salvage Surgery“ ermöglichen, was sich eventuell positiv auf das Überleben auswirkt.
Fazit
Alles in allem rät Prof. Tsutani, Treibermutationen, insbesondere in EGFR und ALK, vor Therapiebeginn bei allen Patient:innen mit lokal fortgeschrittenem NSCLC zu bestimmen. Erweist sich ein solcher Tumor als resektabel, sollten Ärzt:innen eine adjuvante Behandlung mit Osimertinib beziehungsweise Alectinib in Betracht ziehen. Bei unresektablen Malignomen mit EGFR-Mutation ist eine CRT, gefolgt von Osimertinib angebracht. „Eine Induktion mit TKI kann ebenfalls im multidisziplinären Team diskutiert werden“, schloss der Referent.
Quelle:
Tsutani Y. IASLC 2024 World Conference on Lung Cancer; Vortrag „Care Considerations with Patients With Locally Advanced Disease and Driver Mutations“
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