Dualer Rezeptoragonist zeigt gute Erfolge

Dr. Judith Lorenz

Dr. Chipkin hofft, dass weitere Studien diese Wissenslücken füllen und zudem Aufschluss über die optimale Dosierung und die ideale Indikation für Tirzepatid geben. (Argenturfoto) Dr. Chipkin hofft, dass weitere Studien diese Wissenslücken füllen und zudem Aufschluss über die optimale Dosierung und die ideale Indikation für Tirzepatid geben. (Argenturfoto) © iStock/KatarzynaBialasiewicz

Zwei diabetesrelevante Rezeptoren mit einer Klappe bedienen: Das schafft der neue duale Agonist Tirzepatid. In einer aktuellen Studie mit Typ-2-Diabetikern unter Insulin glargin-Vorbehandlung erzielte er nun große Erfolge.

Patienten mit einem durch Insulin unzureichend eingestellten Typ-2-Diabetes profitieren im Hinblick auf die Blutzuckerkontrolle sowie das Körpergewicht von Tirzepatid. Zu diesem Ergebnis kommt die an 45 Zen­tren in acht Ländern durchgeführte SURPASS-5-Studie. Der neuartige duale Rezeptoragonist Tirzepatid bindet an die Rezeptoren von GIP (Glucose-Dependent Insulinotropic Polypeptide) und GLP-1 (Glukagon-like Peptide-1) und wird einmal pro Woche subkutan injiziert, erläutern Dr. Dominik Dahl von der Gemeinschaftspraxis für Innere Medizin und Diabetologie in Hamburg und Kollegen.

An der Studie nahmen 475 Typ-2-Diabetiker im Durchschnittsalter von 61 Jahren mit einem HbA1c-Wert zwischen 7 % und 10,5 % trotz Insulin-glargin-Therapie (mit/ohne begleitendes Metformin) teil. Über 40 Wochen erhielten sie randomisiert 5, 10 oder 15 mg Tirzepatid bzw. Placebo zusätzlich zu einem Basalinsulin-Titrationsschema. In allen drei Dosisarmen fanden sich im Vergleich zu Placebo eine signifikante Verbesserung des HbA1c-Werts und eine signifikante Gewichtsabnahme. Auch im Hinblick auf den Anteil der Patienten mit einem HbA1c unter 7 % sowie auf den Lipidstatus war der duale Rezeptoragonist überlegen. Hypoglykämien gab es in allen Gruppen gleichermaßen selten. Die häufigsten Nebenwirkungen unter Tirzepatid waren gastrointestinaler Natur mit Durchfall und Übelkeit.

Bevor Tirzepatid Einzug in die diabetologische Praxis halten kann, müssen noch zahlreiche Fragen geklärt werden, meint Dr. Stuart Chipkin von der University of Massachusetts in Amherst. Zum Beispiel erfasste das Studienkollektiv kaum jüngere Patienten und keine mit schweren Diabetes-Folgeerkrankungen oder anderen chronischen Komorbiditäten. Das lässt an der Generalisierbarkeit der Ergebnisse zweifeln.

Es gibt noch Fragen zu Dosierung und Indikation

Man erfährt auch nichts darüber, ob das Insulin dadurch reduziert werden kann oder inwiefern der duale Rezeptoragonist das intermediäre Outcome der Diabetiker verbessern kann. Das betrifft z.B. die Nephro-, Neuro- und Retinopathieproblematik sowie Komplikationen an Leber und kardiovaskulärem System. Dr. Chipkin hofft, dass weitere Studien diese Wissenslücken füllen und zudem Aufschluss über die optimale Dosierung und die ideale Indikation für Tirzepatid geben.

Quellen:
1. Dahl D et al. JAMA 2022; 327: 534-545; DOI: 10.1001/jama.2022.0078
2. Chipkin SR. JAMA 2022; 327: 529-530; DOI: 10.1001/jama.2021.25016

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Dr. Chipkin hofft, dass weitere Studien diese Wissenslücken füllen und zudem Aufschluss über die optimale Dosierung und die ideale Indikation für Tirzepatid geben. (Argenturfoto) Dr. Chipkin hofft, dass weitere Studien diese Wissenslücken füllen und zudem Aufschluss über die optimale Dosierung und die ideale Indikation für Tirzepatid geben. (Argenturfoto) © iStock/KatarzynaBialasiewicz