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Dyspnoetherapie am Lebensende

Sauerstoff eignet sich zur Therapie der Hypoxie, aber nicht zur Palliation bei Atemnot, erklärte Prof. Dr. Thomas Fühner von der Klinik für Pneumologie, Intensiv- und Schlafmedizin des KRH Klinikum Siloah in Hannover. Stattdessen gibt es eine Reihe wirkungsvoller Möglichkeiten, die größtenteils auch im aktuellen GOLD-Report bei COPD im Endstadium empfohlen werden.
Medikamentös stehen Opiate zur palliativen Behandlung der Dyspnoe im Vordergrund. Orales Morphin kann in einer Startdosis von 5–10 mg alle 30 Minuten gegeben werden, bis der Patient Erleichterung verspürt. Bei Patienten, die bereits Opiode erhalten, muss die Dosis 25–50 % höher liegen.
Die subjektive Atemnot bei Belastung sowie Atemmechanik und Lebensqualität können den Ergebnissen einer kleinen randomisiert-kontrollierten Studie zufolge auch durch neuromuskuläre Stimulation verbessert werden. Vibrationswesten waren in einer kleinen Fallserie ebenfalls hilfreich. Als einfaches, alltagstaugliches Mittel bei Dyspnoe nannte Prof. Fühner einen Handventilator, dessen Luftstrom auf das Gesicht des Betroffenen gerichtet ist.
Gehhilfen und Atemtechniken schaffen Linderung
Von einer routinemäßigen Antidepressiva- oder Anxiolytikagabe bei Dyspnoe aufgrund einer fortgeschrittenen COPD rät die Canadian Thoraxic Society in ihrer Praxisleitlinie explizit ab. Auch die kanadischen Kollegen empfehlen orale Opioide, nicht aber deren Applikation über einen Vernebler. Zudem sollten Gehhilfen angeboten und Atemtechniken wie die Lippenbremse erlernt werden.
Eine kontinuierliche Langzeitsauerstofftherapie (LTOT) ist weit verbreitet, berichtete Prof. Fühner. Älteren Untersuchungen zufolge kann sie die Mortalität von hypoxischen COPD-Patienten reduzieren und die Symptome beeinflussen. Allerdings wird der Nutzen der LTOT in neueren Arbeiten kritischer bewertet. Die Autoren einer Metaanalyse kamen unlängst zu dem Schluss, dass bei COPD und moderater Hypoxämie bestenfalls ein geringer, meist aber gar kein Effekt auf die Drei-Jahres-Mortalität zu finden ist.
Laut S3-Leitlinie „Sauerstoff in der Akuttherapie beim Erwachsenen“ soll grundsätzlich die Ursache einer akuten Hypoxämie festgestellt und behandelt werden. Auch die deutschen Leitlinienautoren kommen zu dem Schluss, dass Sauerstoff zur Therapie einer Hypoxämie und nicht zur Behandlung einer Atemnot dienen sollte.
Viel zu oft wird eine Sauerstofftherapie im Krankenhaus initiiert und dann ambulant als LTOT fortgeführt, meinte Prof. Fühner. Solange Patienten tagsüber normoxämisch sind, sollten sie keine nächtliche Sauerstofftherapie erhalten, ergänzte er.
Eine randomisiert-kontrollierte Doppelblindstudie zu diesem Thema wurde vorzeitig gestoppt: Die nächtliche O2-Gabe reduzierte weder die Sterblichkeit noch die Notwendigkeit einer LTOT. Erfolgt eine häusliche LTOT, sollte die Indikation regelmäßig überprüft werden. Denn wie eine entsprechende deutsche Untersuchung zeigte, war diese bei 14 % der Patienten nicht gegeben. Die Studienautoren gehen deshalb von einer Sauerstoffüberversorgung im häuslichen Bereich aus.
Eine nichtinvasive Beatmung (NIV) hingegen kann laut Prof. Führer durchaus die Dyspnoe am Lebensende reduzieren. Auf diese Weise ließe sich Zeit gewinnen, um mit Angehörigen und Betreuern zu sprechen, Abschied zu nehmen und letzte Dinge zu erledigen. Bei Intoleranz empfiehlt er alternativ die nasale High-Flow-Ventilation.
Quelle: Kongressbericht 63. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin
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