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Über den Umgang mit Medikamenten in der Palliativmedizin
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Viele Ärzte wissen um den Zusammenhang zwischen Körper und Psyche. Trotzdem passiert es im Behandlungsalltag (zu) häufig, dass Schmerzen erst irgendwie objektiv messbar sein müssen, bevor eine Therapie veranlasst wird. „Schmerz ist, wenn der Patient sagt, dass es weh tut“, hält der Wiesbadener Palliativmediziner Dr. Bernd Oliver Maier von der Medizinischen Klinik III am St. Josefs-Hospital dagegen. Es sei unabdingbar, Schmerz als multidimensionales Phänomen zu sehen, an dem psychische Prozesse einen ganz wesentlichen Anteil haben. Wer dies verinnerlicht und den Wünschen seiner Patienten in der Therapie angemessenen Platz einräumt, erhöht die Chance auf effektive Linderung.
Das Standardvorgehen in der Planung einer solchen Behandlung umfasst neben dem regelmäßigen aktiven Screening von Risikopatienten das sorgsame Erfassen und Charakterisieren des Schmerzes. Dies dient vor allem dazu, die zugrunde liegenden Pathomechanismen zu erkennen, die ihrerseits die Therapieoptionen beeinflussen. Dr. Maier riet zu folgenden Leitfragen:
- Ist der Schmerz akut oder chronisch?
- Lässt er sich auf die Grunderkrankung, deren Behandlung oder beides zurückführen?
- Gibt es eine inzidentelle Komponente?
- Können Durchbruchschmerzen ausgemacht werden?
Um dem multifaktoriellen Ursprung der Beschwerden gerecht zu werden, sollte man neben den pharmakologischen Möglichkeiten andere Behandlungsmodalitäten abwägen. Im Vordergrund steht die Frage, wie sehr der Schmerz die Lebensqualität des Patienten beeinflusst und welche Option im Einzelfall am besten passt, unterstrich Dr. Maier. Dazu gehört selbstverständlich auch, die zu erwartenden Vorteile mit den Risiken der Therapie abzuwägen.
Der Erfolg steht und fällt mit der Erwartung des Patienten
Meist hilft ein Blick über den Tellerrand. So multimodal Schmerzen sind, so multimodal kann deren Behandlung aussehen. „Holen Sie sich Rat und Unterstützung von spezialisierten Schmerztherapeuten – vor allem bei komplexem Schmerzgeschehen“, ermutigte der Palliativmediziner. Vorausgegangene Behandlungen und deren Ergebnisse, die individuelle Prognose, eventuell zu erwartende Abhängigkeiten von Analgetika und Komorbiditäten sollten auf jeden Fall berücksichtigt werden.
Todeswünschen nachspüren
- Haben Sie sich im letzten Monat häufig niedergeschlagen, traurig bedrückt oder hoffnungslos gefühlt?
- Hatten Sie im letzten Monat deutlich weniger Lust und Freude an Dingen, die Sie sonst gerne tun?
Opioide neu bewertet
- findet sich die WHO-Stufe-II nun als gleichwertige Option zu einer niedrig dosierten Stufe-III Medikation und nicht mehr als notwendiger Zwischenschritt bei moderaten Schmerzen.
- können Ärzte in der Erstlinientherapie neben Morphin fortan Hydromorphon und Oxycodon einsetzen.
- ist es möglich, sowohl retardierte als auch nicht-retardierte Applikationsformen zur Dosisfindung bei der effektiven Opioidtherapie wählen.
- soll man darauf achten, jede Dauermediaktion mit einer rasch wirksamen Bedarfsmedikation zu ergänzen.
Gewonnenes Vertrauen nicht durch Formalitäten zerstören
Von einem sollte man jedoch bei aller Sorgfalt absehen: sich ein formelles Einverständnis der Patienten zu holen. Zum einen können viele Betroffene mit fortschreitender Krankheit kaum noch einem formellen Aufklärungsgespräch folgen und ihren Willen differenziert ausdrücken. Zum anderen wird dadurch ggf. viel von dem Vertrauen zerstört, das für die effektive Schmerzbehandlung so wichtig ist.Quelle: 14. Allgemeinmedizin-Update- Seminar (Online-Veranstaltung)
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