Schmerzpumpen auch zu Hause

Dr. Elke Ruchalla

Die patientenkontrollierte Analgesie hat viele Vorteile. Die patientenkontrollierte Analgesie hat viele Vorteile. © iStock/Kayoko Hayashi

Eine wesentliche Komponente palliativmedizinischer Maßnahmen ist eine ausreichende Analgesie. Doch die Patienten zu Hause adäquat zu versorgen, ist gar nicht so einfach. Oder doch?

Die meisten Kranken, denen kurativ nicht mehr zu helfen ist, möchten zu Hause in ihrer gewohnten Umgebung sterben, schreibt PD Dr. Eberhard Lux von der Klinik für Schmerz und Palliativmedizin am Klinikum Lünen-Werne St. Paulus. Eine adäquate Analgesie wird unter diesen Umständen möglicherweise zum Problem, sei es aufgrund unzureichender Kenntnisse der Behandelnden über die Schmerztherapie oder wegen organisatorischer Lücken in der ambulanten Versorgung.

Einen Ausweg für diese Menschen bietet die patientenkontrollierte Analgesie (PCA), wie sie postoperativ schon in vielen Kliniken Standard ist. Das Pumpensystem wird bei den Patienten an einen Zugang oder Port angeschlossen und verabreicht beispielsweise kontinuierlich eine bestimmte Menge des Analgetikums – oft Novaminsulfon oder Morphin, bei Niereninsuffizienz (GFR < 60 ml/min) rät der Schmerzmediziner zu Hydromorphon oder Buprenorphin.

Kommt es unter der Basismedikation zu Durchbruchschmerzen, kann sich der Patient selbstständig per Knopfdruck einen Bolus verabreichen. Der behandelnde Arzt programmiert sowohl die Konzentration der Basalinfusion als auch die Bolusmenge (etwa ein Sechstel bis ein Zehntel der Gesamttagesdosis). Um Überdosierungen zu vermeiden, wird zudem nach einer Bolusgabe eine Lock-out-Zeit festgelegt (z.B. 20–30 min). In dieser sind, außer der Basalrate, weitere Gaben gesperrt.

Moderne Pumpen speichern zudem die Anzahl der angeforderten Boli. Sind es sehr viele, und auch sehr viele während der Sperrzeit, sollte man eine höhere Basalrate, höhere Konzentrationen der Boli oder kürzere Lock-outs andenken.

Die PCA hat weitere Vorteile: Man vermeidet Probleme im Magen-Darm-Trakt. Außerdem umgeht man so die unvorhersehbare Resorption von Analgetika aus Schmerzpflastern bei trockener, faltiger Haut ebenso wie lokale Unverträglichkeitsreaktionen auf das Pflastermaterial.

Durch die spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV), palliativmedizinische Konsiliardienste (PKD) und Palliativpflegedienste kann eine PCA heutzutage auch in der häuslichen Umgebung der Kranken zum Einsatz kommen. Die organisatorischen Voraussetzungen variieren zwischen den unterschiedlichen Kassenärztlichen Vereinigungen, schreibt Dr. Lux: Im Bereich Westfalen-Lippe etwa muss der Hausarzt den Patienten in die Organisationsstruktur des entsprechenden lokalen Palliativnetzes einschreiben und an dessen Koordinator melden.

Dem Allgemeinmediziner steht dann bei Fragen eine Gruppe qualifizierter und ggf. spezialisierter Palliativmediziner zur Verfügung. Im Bedarfsfall kann einer dieser Kollegen in Kooperation mit spezialisierten Pflegediensten die Versorgung des Patienten übernehmen. Auf diese Art, so der Experte, können immerhin vier von fünf Patienten zu Hause ausreichend versorgt werden.

Mittlerweile sind die verschiedensten Pumpenmodelle erhältlich. Dazu gehören mechanische Systeme, bei denen man nur rein wässrige Lösungen verwenden kann, genauso wie elektronische Pumpen (z.B. mit Batterie oder Akku), deren Sytem auch viskosere Formulierungen wie bei Novaminsulfon vertragen. Zudem verfügen die elektischen PCA-Pumpen über eine Alarmfunktion, z.B. wenn der zum Patienten führende Zugang verstopft ist.

Apotheke muss feste Lieferzeiten garantieren

In die Betreuung sollte man unbedingt eine Apotheke einbinden, die sich um die Medikamentenreservoirs der Pumpe kümmert und feste Lieferzeiten für die notwendigen Mengen garantiert. Zur Pumpe gehört ein Pumpenpass, der Typ, Schmerzmittel, Kontaktdaten des behandelnden Arztes und eine Notfallrufnummer enthält.

Zwar sind die Kosten einer solchen häuslichen PCA und evtl. erforderlichen Rundumversorgung durch einen Palliativdienst relativ hoch. Berücksichtigt­ man jedoch die Lebensqualität der Patienten und die nicht mehr notwendigen Einsätze von Notarzt und Rettungsdienst sowie die Krankenhausein­weisungen, relativiert sich dieser ­Betrag.

Quelle: Lux EA. Schmerzmedizin 2022; 38: 38-41; DOI: 10.1007/s00940-021-3289-9

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Die patientenkontrollierte Analgesie hat viele Vorteile. Die patientenkontrollierte Analgesie hat viele Vorteile. © iStock/Kayoko Hayashi