Eine wenig geliebte Therapie macht das Rennen

ASCO 2022 Friederike Klein

Nach einer medianen Beobachtungsdauer von 47 Monaten betrug das mediane ereignisfreie Überleben (EFS), primärer Endpunkt, in der Gesamtkohorte 4,9 Monate und das mediane OS 14,7 Monate. Nach einer medianen Beobachtungsdauer von 47 Monaten betrug das mediane ereignisfreie Überleben (EFS), primärer Endpunkt, in der Gesamtkohorte 4,9 Monate und das mediane OS 14,7 Monate. © iStock/ CIPhotos

Die Evidenz für häufig eingesetzte Behandlungen beim rezidivierten oder refraktären Ewing-Sarkom ist begrenzt, randomisierte Untersuchungen fehlten bislang ganz. Daher bedeutet die rEECur-Studie, in der sich EFS und OS mit Ifosfamid im Vergleich zu Topotecan plus Cyclophosphamid verbesserten, einen wichtigen Schritt.

Das 5-Jahres-Überleben von Erkrankten mit rezidivierten/refraktären (r/r) Ewing-Sarkomen beträgt weniger als 15 %, konstatierte Dr. Martin McCabe, Universität Manchester.1 Es gäbe zwar mehrere Optionen für die Betroffenen, allerdings sei die Qualität der Evidenz schlecht und randomisierte Untersuchungen fehlten bis dato.
Das änderte sich nun mit der rEECur-Studie, an der Personen mit r/r Ewing-Sarkom im Alter von 2–50 Jahren teilnahmen. Wie der Referent berichtete, wurden der Gemcitabin/Docetaxel- und der Irinotecan/Temozolomid-Arm gestoppt. Danach führten die Kolleg:innen die Phase 3 nur mit Topotecan plus Cyclophosphamid (TC; n = 162) und Ifosfamid (IFOS; n = 78) weiter. 85 % der Patient:innen waren bei Studienbeginn im ersten Progress.

Verbessertes EFS und OS unter Ifosfamid beobachtet

Nach einer medianen Beobachtungsdauer von 47 Monaten betrug das mediane ereignisfreie Überleben (EFS), primärer Endpunkt, in der Gesamtkohorte 4,9 Monate und das mediane OS 14,7 Monate. Dr. McCabe bezifferte das mediane EFS im TC-Arm mit 3,5 Monaten und unter IFOS mit 5,7 Monaten. Die 6-Monats-EFS-Rate lag bei 37 % vs. 47 %. Eine explorative Analyse lege nahe, dass pädiatrische Patient:innen eher von IFOS profitieren als adoleszente und erwachsene, so der Referent.

Das mediane OS war mit 10,5 Monaten vs. 15,4 Monaten unter IFOS numerisch höher. Die 1-Jahres-OS-Rate betrug 45 % vs. 55 %. Auch hier schien es den Effekt vor allem bei den unter 14-jährigen Personen zu geben.

Im IFOS-Arm kam es zu mehr Toxizitäten als unter TC, insbesondere hinsichtlich Infektionen, ZNS- und Nierenerkrankungen. 19 Teilnehmende (26 %) brachen die Therapie mit IFOS wegen Toxizität ab – im TC-Arm niemand. Allerdings waren Dosisreduktionen in der IFOS-Gruppe im Gegensatz zu TC nicht erlaubt, berichtete Dr. McCabe. Außerdem beendeten unter TC mehr Patient:innen die Behandlung aufgrund eines Progresses vorzeitig (53 % vs. 22 %). Die Lebensqualität nahm während der IFOS-Therapie tendenziell zu. Letztlich ist der Behandlungserfolg insgesamt auch mit IFOS aber weiter gering.

Pragmatisches Design mit zunächst vier Armen

reeCur begann als Phase-2-Studie mit vier Armen und unterschiedlichen Regimen, die alle in der Klinik zum Einsatz kommen:

  • Gemcitabin 900 g/m² i.v. an Tag 1 und 8 plus Docetaxel 80 mg/m² i.v. an Tag 8
  • Irinotecan 50 mg/m² i.v. an Tag 1–5 plus Temozolomid 100 mg/m² per os an Tag 1–5
  • Topotecan 0,75 mg/m² i.v. an Tag 1–5 plus Cyclophosphamid 250 mg/m² i.v. an Tag 1–5
  • Ifosfamid 3.000 mg/m² i.v. an Tag 1–5

Für die Phase 3 sollten die zwei am wenigsten effektiven Arme frühzeitig geschlossen werden. 

Geringe Teilnemer:innenzahl im IFOS-Arm

Prof. Dr. Katherine A. Janeway, Dana-Farber Cancer Institute in Boston, betonte in ihrer Diskussion, dass die Studie für die Entwicklung neuer Behandlungsoptionen einen wichtigen Weg gebahnt hat. Die Kolleg:innen haben bewiesen, dass randomisiert-kontrollierte Arbeiten mit einem pragmatischen Design für seltene Tumoren in einem aktiven Studiennetzwerk möglich sind. Allerdings gab es Probleme mit der Rekrutierung, die auch auf die in Kliniken sehr unterschiedlich präferierten Therapien zurückzuführen sind. Das Design hatte dies berücksichtigt, indem sich Prüfzentren zunächst mit mindestens zwei der vier Optionen einverstanden erklären mussten. Erhofft wurde, dass die „Gewinner“ aus der Phase 2 dann verstärkt rekrutieren würden. Im IFOS-Arm war dies aber nur eingeschränkt der Fall – es gab zu viele Vorbehalte gegenüber der Hochdosistherapie. Daher ist die Zahl der Patient:innen in dieser Gruppe geringer als im TC-Arm.

Prof. Janeway plädierte dennoch dafür, dass in zukünftigen Untersuchungen IFOS als Standard-Hintergrundtherapie verwendet werden sollte. Allerdings sollte man die anderen Regime für klinische Studien, falls dies nötig erscheint, als Backbone akzeptieren.

Kongressbericht: 2022 ASCO Annual Meeting

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Nach einer medianen Beobachtungsdauer von 47 Monaten betrug das mediane ereignisfreie Überleben (EFS), primärer Endpunkt, in der Gesamtkohorte 4,9 Monate und das mediane OS 14,7 Monate. Nach einer medianen Beobachtungsdauer von 47 Monaten betrug das mediane ereignisfreie Überleben (EFS), primärer Endpunkt, in der Gesamtkohorte 4,9 Monate und das mediane OS 14,7 Monate. © iStock/ CIPhotos