
Einfacher Test könnte bei der Therapieentscheidung unterstützen

Trotz in kurativer Intention durchgeführter Therapien erleiden viele Menschen mit einem kolorektalen Karzinom (CRC) einen Rückfall. Da diese Rezidive häufig aus molekularen Tumorresiduen hervorgehen, untersuchten Kolleg:innen um Dr. Shaobo Mo, Fudan University Shanghai Cancer Center, ob sich ein Progress anhand von Veränderungen der ctDNA im Plasma vorhersagen lässt.1 Statt zeit- und kostenintensiver komplexer DNA-Sequenzierungsanalysen konzentrierte sich die Arbeitsgruppe dabei allerdings im Sinne eines pragmatischen Ansatzes auf sechs verschiedene epigenetische Marker als Rezidivindikatoren: Die Genloci sind bei CRC typischerweise hypermethyliert.
An der prospektiven Studie nahmen 299 Patient:innen im Durchschnittsalter von 60 Jahren mit einem R0-resezierten CRC im Stadium I bis III teil. Vor und nach dem chirurgischen Eingriff sowie während und nach der adjuvanten Chemotherapie analysierten die Wissenschaftler:innen – in Dreimonatsintervallen über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren – Blutproben auf die ctDNA-Methylierungsmarker. Sie werteten ein Ergebnis als positiv, wenn mindestens einer der sechs Genloci eine verstärkte Methylierung aufwies.
So könnte der ctDNA-Test in der Klinik umgesetzt werden
Die Forschenden schlagen die folgenden möglichen klinischen Anwendungen des ctDNA-Methylierungstests vor:
- Patient:innen mit positivem ctDNA-Befund einen Monat nach der Operation wird eine adjuvante Chemotherapie unabhängig vom Tumorstadium empfohlen
- für Personen mit negativem ctDNA-Ergebnis einen Monat nach dem Eingriff kommen möglicherweise Deeskalationsstrategien der adjuvanten Chemotherapie infrage
- eine Eskalation der adjuvanten Zytostatikabehandlung wiederum kann man in Betracht ziehen, wenn der ctDNA-Test nach der Adjuvanz dauerhaft positiv ausfällt
- im Falle von Erkrankten mit positivem ctDNA-Ergebnis während des Follow-ups sollten häufigere radiologische Untersuchungen in Betracht gezogen werden
Positivbefund korreliert mit Rückfallrisiko
Präoperativ detektierten die Forschenden in rund 78 % der Fälle, einen Monat nach dem chirurgischen Eingriff dagegen nur noch bei 23 % der Patient:innen methylierte ctDNA. Ein solcher postoperativer Positivbefund korrelierte mit einem um mehr als 17-fach erhöhten Rückfallrisiko. Personen mit positivem ctDNA-Befund und/oder erhöhtem Carcinoembryonalen Antigen hatten ein um den Faktor 19 gesteigertes Rezidivrisiko.
Ferner bestand ein starker Zusammenhang zwischen dem einen Monat nach der Operation erhobenen ctDNA-Status und der Prognose nach adjuvanter Chemotherapie. Teilnehmende, die nach der Zytostatikabehandlung methylierte ctDNA aufwiesen, hatten im Vergleich zu ctDNA-negativen Patient:innen ein signifikant kürzeres rezidivfreies Überleben (HR 13,8; 95%-KI 5,9-32,1). Die schlechteste Prognose (HR 68,8; 95%-KI 18,4-257,7) hatten diesbezüglich Personen, bei denen im gesamten Behandlungsverlauf unverändert methylierte ctDNA nachgewiesen worden war.
Dr. Dr. Juan Ruiz-Bañobre von der Universität Santiago de Compostela und Prof. Dr. Ajay Goel vom City of Hope Comprehensive Cancer Center, Duarte, halten die Bestimmung von molekularen Tumorresiduen mittels Flüssigbiopsie für eine vielversprechende Strategie zum Langzeitmonitoring von CRC-Patient:innen.2 Sollten sich die Ergebnisse in randomisierten Studien bestätigen lassen, könnten beispielsweise je nach postoperativem ctDNA-Status Therapieeskalationen bzw. -deeskalationen vorgenommen werden, meinen sie.
Quellen:
1. Mo S et al. JAMA Oncol 2023; DOI: 10.1001/jamaoncol.2023.0425
2. Ruiz-Bañobre J et al. JAMA Oncol 2023;DOI: 10.1001/jamaoncol.2023.0329
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).