Empfehlungen zur Therapie der Autoimmunphänomene

Maria Weiß

Bei einer Myositis ist zu überlegen, ob die Medikamente abgesetzt werden sollten. Bei einer Myositis ist zu überlegen, ob die Medikamente abgesetzt werden sollten. © tashatuvango – stock.adobe.com

Checkpoint-Inhibitoren gewinnen in der Onkologie zunehmend an Bedeutung. Damit werden Rheumatologen vermehrt mit Autoimmunphänomenen konfrontiert, die als Nebenwirkungen dieser Therapeutika auftreten.

Checkpoint-Inhibitoren können zahlreiche Autoimmunphänomene auslösen. Dazu gehören unter anderem rheumatologische Symptome wie Arthralgie, Arthritis, Myalgie und das Sicca-Syndrom. Das weite Spektrum möglicher Symptome, die oft nicht so recht ins Bild bestimmter rheumatologischer Krankheiten passen, kann eine diagnostische Herausforderung darstellen, sagte Dr. Marie Kostine von der Abteilung für Rheumatologie an der Universitätsklinik Bordeaux.

Um Empfehlungen zum Umgang mit diesen Nebenwirkungen zu erstellen, hat sich eine EULAR-Taskforce aus Rheumatologen, Onkologen, Internisten und Patientenvertretern zusammengesetzt. Ziel war vor allem, die partnerschaftliche Zusammenarbeit von Onkologen und Rheumatologen zu intensivieren, damit zum Beispiel Krebspatienten mit Muskel- und Gelenkbeschwerden unter einer Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren (CI) möglichst zeitnah einen Termin beim Rheumatologen bekommen. Die Entscheidung über das weitere therapeutische Vorgehen sollten dann Onkologe, Rheumatologe und Patient gemeinsam treffen, so die Forderung.

Paraneoplastische Syndrome und Metastasen abklären

Eine wichtige Aufgabe der Rheumatologen ist in diesem Zusammenhang die Abklärung möglicher Differenzialdiagnosen. Dazu gehören Metastasen, paraneoplastische Syndrome und nicht zuletzt rheumatologische Krankheiten ohne Bezug zur Krebserkrankung oder zur Therapie.

Rheumapatienten müssen nicht grundsätzlich verzichten

Patienten mit vorbestehenden rheumatischen Erkrankungen müssen nicht grundsätzlich auf eine Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren verzichten, heißt es in den Empfehlungen. Die immunsuppressive Therapie sollte aber so niedrig wie möglich dosiert werden (möglichst < 10 mg/d Prednisolon). Schübe der rheumatischen Grunderkrankung oder Nebenwirkungen der Immuntherapie müssen dann entsprechend behandelt werden.

Doch wie geht man mit rheumatologischen Symptomen unter Checkpoint-Inhibitoren um? Bei leichten Muskel- oder Gelenkbeschwerden kann eine symptomatische Therapie mit NSAR ausreichen. Ansonsten kommen Kortikosteroide zum Einsatz, die je nach Schweregrad lokal oder systemisch angewandt werden. Sobald eine Besserung eingetreten ist, sollte man die Dosis schrittweise reduzieren. Wenn diese Therapie nicht ausreicht, können bei Arthritis auch konventionelle DMARDs oder Biologika wie TNF-Inhibitoren oder IL-6-Inhibitoren zum Einsatz kommen. Die Datenlage hierfür ist allerdings gering, erklärte Dr. Kostine. Bei der Antwort auf die Frage, ob die Immuntherapie des Krebsleidens trotz der rheumatologischen Symptome fortgeführt werden kann, müssen einige Aspekte berücksichtigt werden: die Schwere der Symptomatik, das Ausmaß der immunsuppressiven Therapie, das Ansprechen auf die Checkpoint-Inhibitoren und mögliche therapeutische Alternativen bei der Behandlung der Krebserkrankung. In jedem Fall sei der Patient in die Entscheidung einzubeziehen, betonte Dr. Kostine.

Myokarditis erfordert Therapieabbruch

Entwickelt sich unter der Immuntherapie eine Myositis, muss immer ein Absetzen der Medikamente in Erwägung gezogen werden. In schweren Fällen erscheint ein Fortführen der CI-Behandlung unmöglich. Dies ist zum Beispiel der Fall bei lebensbedrohlichen Manifestationen wie Bulbärsymptomen, Dyspnoe und Myokarditis. Neben dem Absetzen der Checkpoint-Inhibitoren sollte man nach Aussage von Dr. Kostine dann auch hoch dosierte Glukokortikosteroide sowie intravenöse Immunglobuline einsetzen und/oder einen Plasmaaustausch durch­führen.

Kongressbericht: European Alliance for Rheumatology EULAR 2021 Virtual Congress

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Bei einer Myositis ist zu überlegen, ob die Medikamente abgesetzt werden sollten. Bei einer Myositis ist zu überlegen, ob die Medikamente abgesetzt werden sollten. © tashatuvango – stock.adobe.com