Empowerment für die ganze Familie

Angela Monecke

Je mehr die ganze Familie über den Diabetes eines kranken Angehörigen weiß, desto besser geht es allen. Je mehr die ganze Familie über den Diabetes eines kranken Angehörigen weiß, desto besser geht es allen. © Romolo Tavani – stock.adobe.com

Für die Diabetesschulung in der Arztpraxis gibt es ein neues Programm. Es wurde speziell für Angehörige von Diabetespatienten konzipiert. Der VDBD fordert dessen Aufnahme in den Leistungskatalog der Krankenkassen.

Der Lebensalltag mit einer chronischen Erkrankung wie Diabetes ist nicht nur für den Betroffenen selbst, sondern auch für sein familiäres Umfeld belastend. Der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD) hat zu diesem Themenbereich ein neues Schulungsprogramm entwickelt. „DiaLife – zusammen leben mit Diabetes“ ist die erste Angehörigenschulung für Typ-1- und Typ-2-Diabetes.

Diabetesversorgung verbessern

Glukose messen und Kohlenhydrate berechnen, Insulin spritzen und gefährliche Hypoglykämien vermeiden: Die Grundlagen des Diabetes-Managements werden in strukturierten Patientenschulungen vermittelt, sie sind ein integraler Bestandteil jeder Diabetestherapie. Bisher ist jedoch kein Programm verfügbar, das sich spezifisch an Angehörige von Diabetespatienten wendet. Diese Bedarfslücke will „DiaLife“ schließen.

Das neue Schulungsangebot, das vom Bundesgesundheitsministerium gefördert wurde, richtet sich spezifisch an erwachsene Familienangehörige und Partner von Typ-1- oder Typ-2-Diabetespatienten. Es kann die Diabetesversorgung verbessern, wie die wissenschaftliche Evaluation des Programms mit 179 Angehörigen von Patienten mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes ergab: Geschulte Angehörige verfügen nicht nur über mehr Diabetes-Wissen, sondern fühlen sich mental auch besser als jene ohne Schulung.

„Patientenschulung ist mehr als reine Wissensvermittlung, es geht um Empowerment“, sagte Dr. Gottlobe Fabisch, Geschäftsführerin VDBD, Berlin. Ziel jeder Diabetesschulung und -beratung sei „optimales Selbstmanagement“, denn die meiste Zeit müssten Betroffene mit ihrer chronischen Erkrankung allein zurechtkommen. Ihr soziales Umfeld würden bisherige Schulungen in der Regel nicht einbinden, betonte sie.

Interaktion und Austausch im Fokus

„DiaLife“ ist in zwei Versionen verfügbar – für Angehörige von erwachsenen Menschen mit Diabetes Typ 1 bzw. Diabetes Typ 2. Beide Schulungsversionen setzen sich aus fünf obligatorischen Basismodulen sowie einer Reihe von Wahlmodulen zusammen und dauern jeweils circa 90-120 Minuten. In den Basismodulen werden die Grundlagen des Diabetes, der Umgang mit Notfallsituationen, das Management der Insulintherapie und das Wissen zu Ernährung und Bewegung vermittelt.

Zwei dieser Basismodule behandeln die Themenbereiche „Kommunikationsstrategien“ und „Leben mit Diabetes nachempfinden“. Sie trainieren die Bewältigungsfähigkeiten der Teilnehmenden und fördern ihre sozialen Kompetenzen, u.a. mit Rollenspielen. Die Wahlmodule reichen von den Themen „Demenz verstehen“ über „Folgeerkrankungen“ bis zu „Sondersituationen“, wie etwa Schwangerschaft. In allen Modulen stehen die Interaktion mit den Schulungsteilnehmenden und der Austausch untereinander im Fokus.

Schulung bislang nur IGeL

„Wer durch sein soziales Umfeld unterstützt wird, dem gelingt ein besseres Selbstmanagement seiner chronischen Erkrankung und dadurch verbessert sich die Lebensqualität“, betont Dr. Fabisch. Dass psychosoziale und emotionale Belastungen nicht nur von den Betroffenen selbst, sondern auch von deren Familie getragen werden, zeigte die internationale DAWN2™-Studie mit mehr als 15.000 Teilnehmenden in 17 Ländern. Es stellte sich zudem heraus, dass mit rund 75 % die große Mehrheit der Angehörigen von Menschen mit Diabetes mellitus noch nie an einer Schulung teilgenommen hat.

Der VDBD fordert die Krankenkassen jetzt dazu auf, DiaLife in ihren Leistungskatalog aufzunehmen. Derzeit kann die neue Angehörigenschulung nur als IGeL-Leistung angeboten werden.

Quelle: Online-Pressekonferenz des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland e.V. (VDBD) vom 2.3.2022

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