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Entwarnung für Paracetamol bei Morbus Meulengracht

Beim M. Meulengracht kommt es zu einer milden, nicht-hämolytischen Hyperbilirubinämie. In bestimmten Situationen wie Hunger, Stress oder Infektion kann das unkonjugierte, nicht an Glucuronsäure gebundene Bilirubin ansteigen und eine leichte Gelbsucht verursachen. Das Ganze ist aber bei isoliertem M. Meulengracht harmlos und bedarf keiner Therapie. Schuld daran ist i.d.R. ein Polymorphismus im Promotor des Uridindiphosphat(UDP)-Glucuronosyltransferase-Gens (UGT1A1*28).
Gestörtes Gen nicht Teil des Paracetamol-Metabolismus
Da dieses System auch an der Verstoffwechselung von Arzneimitteln beteiligt ist (Glucuronidierung), wäre es zumindest theoretisch denkbar, dass der Abbau bestimmter Arzneimittel wie Paracetamol oder Ibuprofen vermindert ist. Aus diesem Grund wird vor dem Einsatz solcher Medikamente bei Patienten mit M. Meulengracht in der Fachinformation ausdrücklich gewarnt.
Klare Beweise für eine erhöhte hepatische oder systemische Paracetamol-Toxizität bei M. Meulengracht fehlen, schreibt Professor Dr. Wolfgang Rascher von der Uniklinik Erlangen. Paracetamol wird vor allem über die Isoenzyme UGT1A6 und z.T. auch UGT1A9 verstoffwechselt – nicht über UGT1A1. In einer Studie mit 18 Meulengracht-Patienten wurden 1,5 g Paracetamol ohne erhöhte Toxizität vertragen.
In normalen therapeutischen Dosen sollte die kurzfristige Anwendung von Paracetamol bei Kindern und Erwachsenen mit Fieber und Schmerzen somit unproblematisch sein – auch wenn in der Fachinfo etwas anderes steht, so der Pädiater.
Irinotecan und Atazanavir lösen verstärkte Gelbsucht aus
Anders ist die Situation bei Anwendung des Krebsmedikamentes Irinotecan und bei dem HIV-Therapeutikum Atazanavir. Hier ist bei Vorliegen eines M. Meulengracht tatsächlich eine höhere Toxizität mit verstärkter Gelbsucht beschrieben. Wer einem Meulengracht-Patienten ein neues Medikament verschreibt, sollte ihn dafür sensibilisieren, sich bei verstärkter Gelbsucht direkt zu melden. Gegebenenfalls muss man dies als mögliche Nebenwirkung dann der Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft mitteilen, betont Dr. Rascher.
Quelle: Rascher W. Arzneiverordnung in der Praxis 2019
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