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Langzeiteffekte von Paracetamol zu großen Teilen unklar
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Paracetamol ist eines der am häufigsten genutzten Schmerzmittel. Die möglichen Langzeiteffekte des in den 1950er-Jahren zugelassenen Analgetikums werden aber erst in letzter Zeit genauer untersucht.
Eine Studie hatte vor Kurzem gezeigt, dass die Einnahme von Paracetamol während der Schwangerschaft das Risiko für Entwicklungsstörungen beim Kind erhöht. Forscher fanden einen Zusammenhang mit dem Auftreten von ADHS, einer Autismus-Unterform und urogenitalen Störungen, wie Christina Horlemann vom Schmerzzentrum Ruhpolding schreibt.
Allerdings ist das Medikament nicht nur für Ungeborene gefährlich. Als problematisch gilt vor allem die Langzeitanwendung. Diese bewirkt eine Zunahme des Blutdrucks um 4–5 mmHg. Was wenig klingt, ist jedoch mit einem um 14 % gesteigerten Herzinfarktrisiko und einem um 20 % gesteigerten Schlaganfallrisiko klinisch äußerst relevant. Neben arterieller Hypertonie kann Paracetamol in Kombination mit nicht-steroidalen Antirheumatika auch gastrointestinale Blutungen auslösen.
Darüber hinaus senkt die Langzeiteinnahme die Risikowahrnehmung, wodurch die Verletzungsgefahr steigt. Zudem scheint der Klassiker unter den Analgetika eine schwach karzinogene Wirkung im Nierenbecken aufzuweisen. Der Großteil der Langzeiteffekte ist jedoch noch ungeklärt. Und die bisher bekannten werden nach Ansicht der Autorin unterschätzt.
Aber auch die kurzfristige Einnahme ist nicht immer sinnvoll. In aktuellen Praxisleitlinien wird eine regelmäßige, zeitlich begrenzte Anwendung von Paracetamol zur Behandlung von leichten bis mittelschweren akuten Schmerzen empfohlen. Jedoch lassen sich entzündliche, Knie- und Rückenschmerzen durch Paracetamol kaum beeindrucken. Bei leichten bis mittelschweren Kopfschmerzen und akuten Migräneattacken hingegen wirkt das Medikament gut.
Das Gefahrenpotenzial liegt in einer Kombination aus Dosierung, Nachdosierung sowie Unaufgeklärtheit der Patienten. Die empfohlene Menge liegt bei 10–15 mg/kgKG bei einer Dauer von bis zu drei Tagen. Maximal sind 60 mg/kgKG als Tagesgesamtdosis möglich. Da Paracetamol insbesondere entzündliche Schmerzen kaum lindert, nehmen viele Patienten nach Ausbleiben der Wirkung eine weitere Tablette ein und überschreiten die Höchstgrenze. In westlichen Ländern ist das Schmerzmittel der häufigste Grund für schweres akutes Leberversagen.
Der Verkauf in üblichen Packungsgrößen von bis zu 10 g Paracetamol ist im Hinblick auf die kritische Dosis von 6 g sowie eine steigende Zahl an Suizidversuchen und Patienten mit akutem Leberversagen bedenkenswert. Dieser Aspekt erfordere ein Umdenken, so die Autorin. Insbesondere Hausärzte müssen bei Verschreibung und Apotheker bei Verkauf gute Aufklärungsarbeit leisten.
Quelle: Horlemann C. Schmerzmedizin 2024; 40: 32-33; DOI: 10.1007/s00940-023-4655-6
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