Entzündete Knoten: Bei rezidivierenden Abszessen frühzeitig über das Messer hinausdenken

Dr. Angelika Bischoff

Die Acne inversa wird auch Hidradenitis suppurativa genannt und zeichnet sich durch immer wieder entzündete Talgdrüsen aus. Die Acne inversa wird auch Hidradenitis suppurativa genannt und zeichnet sich durch immer wieder entzündete Talgdrüsen aus. © Kirsten N et al. 
Hamburger Ärzteblatt 2017; 71: 30-31 
© Hamburger Ärzteverlag, Hamburg

Eine 59-jährige Frau war die zweite Hälfte ihres bisherigen Lebens geplagt von häufig rezidivierende Abs­zessen, die sie immer wieder zum Chirurgen führten – mit verheerenden Folgen. Erst nach 16 Jahren war die richtige Diagnose gestellt worden.

Seit ihrem 30. Lebensjahr hatte sich bei der Frau mindestens einmal monatlich ein entzündlicher Knoten gebildet, berichten Dr. Natalia­ Kirsten­ und ihre Kollegen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Zahlreiche chirurgische Inzisionen führten über Jahre dazu, dass der Genitalbereich entstellend vernarbte.

Die richtige Diagnose einer Acne inversa wurde erst nach einem Leidensmarathon von 16 Jahren gestellt. Aber immer noch wurden Abs­zesse und Fisteln weiterhin nur chirurgisch behandelt. Auch eine großflächige operative Sanierung im Leistenbereich bis auf die Muskelfaszie brachte nicht lange Ruhe. Nach der Abheilung, die sechs Monate dauerte, blühten in der perioperativen Region und im Achselbereich erneut Abszesse auf.

Erst 2014 wurde die Therapiestrategie geändert – mit durchschlagendem Erfolg: Eine Systemtherapie mit 40 mg Adalimumab subkutan einmal wöchentlich stoppte das Rezidiv-Geschehen und brachte die aktiven Abszesse zur Abheilung.

Schweregrade der Acne inversa nach Hurley

  • Grad I: entzündliche Knoten ohne Fisteln und Narbenbildung
  • Grad II: schmerzhafte rezidivierende Abszesse mit Fistel- und Narbenbildung
  • Grad III: diffuse und großflächige Vernarbungen

Dieser Patientin wurde extrem spät geholfen. Aber es kommt sehr häufig vor, dass eine Acne inversa lange nicht erkannt und entsprechend falsch als Abszesserkrankung behandelt wird. „Normale“ Furunkel oder Karabunkel unterscheiden sich darin, dass die Entzündung meist durch Staphylokokken oder Streptokokken hervorgerufen wird. Bei der der Acne inversa vermutet man, dass genetische Faktoren und Autoimmunreaktionen pathogenetisch relevant sind. Vernarbungen, Kontrakturen und Fisteln können erhebliche Schmerzen verursachen und zu Entstellung führen. Die Lebensqualität der Betroffenen leidet darunter viel stärker als das bei anderen chronischen Dermatosen der Fall ist. Mit einer Acne inversa assoziiert sind häufig das polyzystische Ovarsyndrom, das metabolische Syndrom und Depressionen. Die Abklärung sollte diese Faktoren ebenfalls einschließen. Die operative Therapie alleine, so wie sie im Fallbeispiel erfolgte, ist zumindest ab einer mittelschweren Erkrankung nicht ausreichend. Dazu gehört auch eine systemische Therapie. Zunächst behandelt man für 10 Wochen mit Clindamycin und Rifampicin antibiotisch. Wenn dies nicht den gewünschten Erfolg bringt oder wenn Nebenwirkungen auftreten, sollte Adalimumab gegeben werden. Der TNF-α-Blocker hat sich in Phase-III-Studien als gut wirksam erwiesen. Zum Ziel führt oft aber nur eine Kombination aus operativer Sanierung und der Antikörpertherapie. Beeinträchtigende Spätfolgen lassen sich nur vermeiden, wenn die Diagnose frühzeitig gestellt und eine adäquate Therapie eingeleitet wird. Die Patienten gewinnen damit erheblich an Lebensqualität, wie dies auch in der Kasuistik der 59-jährigen Frau der Fall war.

Quelle Text und Abb.: Kirsten N et al. Hamburger Ärzteblatt 2017; 71: 30-31 © Hamburger Ärzteverlag, Hamburg

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Die Acne inversa wird auch Hidradenitis suppurativa genannt und zeichnet sich durch immer wieder entzündete Talgdrüsen aus. Die Acne inversa wird auch Hidradenitis suppurativa genannt und zeichnet sich durch immer wieder entzündete Talgdrüsen aus. © Kirsten N et al. 
Hamburger Ärzteblatt 2017; 71: 30-31 
© Hamburger Ärzteverlag, Hamburg
So wie der Patientin im Fallbeispiel erging es auch diesen Mann: Wird die Hauterkrankung mit systemischer Beteiligung nicht rechtzeitig diagnostiziert und adäquat behandelt, können großflächige Vernarbungen und Bewegungseinschränkungen resultieren. So wie der Patientin im Fallbeispiel erging es auch diesen Mann: Wird die Hauterkrankung mit systemischer Beteiligung nicht rechtzeitig diagnostiziert und adäquat behandelt, können großflächige Vernarbungen und Bewegungseinschränkungen resultieren. © Kirsten N et al. 
Hamburger Ärzteblatt 2017; 71: 30-31 
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© Kirsten N et al. 
Hamburger Ärzteblatt 2017; 71: 30-31 
© Hamburger Ärzteverlag, Hamburg