
Abszess-Rezidive: Nach PVL-positiven Staphylokokken suchen

Charakteristisch für PVL-positive Staphylococcus aureus sind familiär gehäuft auftretende rezidivierende Haut- und Weichteilinfektionen vor allem bei immunkompetenten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. In unseren Breiten kommen diese Infektionen nur sporadisch vor. Doch als Reise-Souvenir kann man sich die aggressiven Keime schon einmal mitbringen.
PVL steht für Panton-Valentine-Leukozidin. Dieses Toxin (PVL) kann Leukozyten lysieren. Seinen Namen hat es von Sir Philip Noel Panton und Francis Valentine, die 1932 den Zusammenhang mit Staphylokokkeninfektionen von Haut und Weichteilen feststellten. Studien zufolge ist etwa ein Viertel aller S.-aureus-Isolate aus Weichteilinfektionen PVL-positiv, schreiben der Pädiater Dr. Wolfgang Kunze von den Muldentalkliniken, Krankenhaus Wurzen, und Kollegen.
Die Ansteckungen treten meist in sozialen Gemeinschaften gehäuft auf, die Übertragung der Erreger erfolgt direkt über die Haut oder über kontaminierte Gegenstände. Man beobachtet rezidivierende Abszesse, Furunkel, Karbunkel, Follikulitis oder Impetigo contagiosa. Zu den seltenen systemischen Manifestationen gehört die nekrotisierende Pneumonie, die mit einer hohen Letalität einhergeht.
PVL-positive Staph. aureus können sowohl methicillinresistent als auch methicillinsensibel sein. Eine mikrobiologische Diagnostik aus Abstrichmaterial einschließlich einer Resistenzprüfung gilt als unverzichtbar, um eine geeignete systemische Antibiotikatherapie zu finden.
Dem Labor muss man mitteilen, dass der Verdacht auf PVL-positive Staphylokokken besteht, erinnern Dr. Kunze und seine Kollegen. Denn die Bestimmung des Toxins gehört nicht zur Standarddiagnostik. Wird Staph. aureus nachgewiesen, sollte man bei dem Patienten zusätzlich Abstriche aus Nase, Axilla und Leistenregion nehmen.
Zu den ersten Therapiemaßnahmen zählen die großzügige chirurgische Revision und Sanierung der Infektionsherde, ergänzt durch die Gabe systemischer Antibiotika gemäß dem Ergebnis der Resistenzprüfung. Ähnlich wie bei Infektionen mit methicillinresistentem S. aureus gehört auch unbedingt eine Dekolonisation mit Nasensalbe (Mupirocin), Mundspülung (Chlorhexidin) sowie Ganzkörperwäsche (octenidinhaltige Waschlotion) dazu. Eventuell empfiehlt es sich, enge Kontaktpersonen ebenfalls zu dekolonisieren. Der Erfolg der Maßnahmen sollte später kontrolliert werden: Drei konsekutive Abstriche müssen negativ für PVL-Staphylokokken ausfallen.
Quelle Text und Abb.: Kunze W et al. internistische praxis 2020; 62: 39-46 © Mediengruppe Oberfranken - Fachverlage GmbH & Co. KG, Kulmbach
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).