Erfolgreiches Therapiemonitoring vs. Nebenwirkungen

Dr. Andrea Wülker

Die Nebenwirkungen von Medikamenten zur Behandlung bipolarer Störungen sind besonders zu beachten, denn Patient:innen nehmen diese meist über Jahre ein. Die Nebenwirkungen von Medikamenten zur Behandlung bipolarer Störungen sind besonders zu beachten, denn Patient:innen nehmen diese meist über Jahre ein. © Vitalii Vodolazskyi – stock.adobe.com

Ob Stimmungsstabilisierer, Antidepressiva oder Antipsychotika: Medikamente gegen die bipolare Erkrankung können teilweise erhebliche unerwünschte Effekte haben. Worauf man achten sollte und welche Kontroll­untersuchungen empfehlenswert sind.

Bipolare Störungen beginnen meist schon früh im Leben: Der Peak liegt zwischen 15 und 19 Jahren. Da die Betroffenen oft über Jahrzehnte Medikamente einnehmen müssen, ist es besonders wichtig, Nebenwirkungen im Blick zu behalten. Darauf weist ein britisches Forscherteam um ­Syed ­Zaidi vom University Hospitals of North Midlands NHS Trust in Stoke-on-Trent hin. 

Zur medikamentösen Behandlung bipolarer Störungen werden Stimmungsstabilisierer (Lithium, Valproat, Carbamazepin, Lamo­trigin), Antipsychotika und Antidepressiva verabreicht, wobei eine Kombinationstherapie verbreitet ist. Während einer manischen Episode werden oft ein Stimmungsstabilisierer, ein Antipsychotikum und/oder ein kurzfristig verabreichtes Benzodiazepin (bei akuter Manifestation) zusammen eingesetzt.

In der Langzeittherapie gilt es, Medikamente in möglichst niedriger Dosierung zu verordnen. Antidepressiva werden bei bipolarer Depression nach wie vor häufig verabreicht, insbesondere bei Durchbruchepisoden, die bei Patienten unter einer Therapie mit Stimmungsstabilisierern auftreten können. Die verschiedenen Substanzklassen unterscheiden sich danach, mit welchen unerwünschten Wirkungen zu rechnen ist:

Antipsychotika

Extrapyramidale bzw. motorische Störungen sind unter Antipsychotika der ersten Generation relativ häufig, während Antipsychotika der zweiten Generation eher metabolische Nebenwirkungen haben. Sie dürften dafür mitverantwortlich sein, dass Menschen mit bipolarer Störung als Begleiterkrankung oft ein metabolisches Syndrom, Typ-2-Diabetes oder eine Fettstoffwechselstörung entwickeln. So kommt es unter Clozapin, Olanzapin und Quetiapin häufig zu Gewichtszunahme, Hyperglykämie und einer Erhöhung der Triglyzeride, wobei insbesondere Quetiapin als Risikofaktor für ein metabolisches Syndrom gilt.

Eine Hyperprolaktinämie kann z.B. unter Haloperidol oder Risperidon auftreten. Manche Antipsychotika sind mit einem verlängerten QT-Intervall assoziiert, was das Risiko für ventrikuläre Arrhythmien und plötzlichen Herztod erhöhen kann. Eine Neutropenie wurde insbesondere unter Clozapin beobachtet – die Autoren empfehlen jedoch, die Neutrophilenzahlen bei allen Patienten unter einer antipsychotischen Therapie zu überwachen.

Was gehört zum Routine-Monitoring?

Bei einem Patienten mit bipolarer Störung, dessen Zustand sich unter der Therapie stabilisiert hat, empfehlen sich folgende Basismaßnahmen zum Monitoring der körperlichen Gesundheit:

  • Einmal jährlich: Messung von Blutdruck, Body-Mass-Index und Taillenumfang

  • Zusätzlich einmal jährlich folgende Laborwerte: HbA1c, Blutfette, Harnstoff und Elektrolyte

  • Hinzu kommen spezifische Tests, je nachdem, welche Medikamente der Patient einnimmt (siehe Text).

  • Bei Patienten unter Antipsychotika-Therapie sollten Sie auf extrapyramidale Symptome und Zeichen einer Akathisie achten.

Anfallssupprimierende Medikamente

Wenn Patienten anfallssupprimierende Medikamente (ASM) einnehmen, sollte man an die Leberwerte (besonders unter Valproat), mögliche Blutbildveränderungen (Thrombozytopenie, milde An­ämie, Leukopenie) und an Gewichtszunahme denken. Eine asymptomatische Transaminasenerhöhung ist unter Valproat (ca. 40 % der Patienten) und Carbamazepin häufig, aber Leberkomplikationen, die zu einem Therapieabbruch führen, sind selten. Als gravierende Nebenwirkung unter einer Valproattherapie kann eine Pankreatitis auftreten. Unter Lamotrigin wurden Fälle eines Stevens-Johnson-Syndroms beschrieben. Etwa die Hälfte der Patienten unter einer Valproattherapie legt an Gewicht zu, bei manchen beträgt die Gewichtszunahme über 10 %. ASM, insbesondere Valproat, weisen ein teratogenes Potenzial auf. Darüber müssen alle Frauen im gebärfähigen Alter aufgeklärt werden und eine sichere Verhütungsmethode anwenden.

Lithium

Eine Lithiumtoxizität tritt recht häufig auf: Werte von ≥ 1,5 mmol/l und ≥ 2,0 mmol/l werden bei etwa 1 % bzw. 0,3 % der Patienten beobachtet und erfordern eine umgehende Behandlung. Eine Langzeittherapie mit Lithium kann zu Hypothyreose, chronischen Nierenstörungen oder parathyreoidalen Auffälligkeiten führen. Wenn sich die Nierenfunktion verschlechtert, steigt das Risiko für Lithium-Nebenwirkungen an.

Antidepressiva

Als Antidepressivum wird häufig ein selektiver Serotoninwiederaufnahmehemmer (SSRI) verabreicht, was in manchen Fällen eine manische Episode triggern kann. Im Allgemeinen werden SSRI relativ gut vertragen. Einige dieser Präparate gehen jedoch mit Gewichtszunahme, Verlängerung des QT-Intervalls oder Elektrolytstörungen einher. Ältere Antidepressiva wie Trizyklika werden aufgrund von Nebenwirkungen nur noch selten verordnet.

Quelle: Zaidi S et al. BMJ 2023: 380: e070678; DOI: 10.1136/bmj-2022-070678

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Die Nebenwirkungen von Medikamenten zur Behandlung bipolarer Störungen sind besonders zu beachten, denn Patient:innen nehmen diese meist über Jahre ein. Die Nebenwirkungen von Medikamenten zur Behandlung bipolarer Störungen sind besonders zu beachten, denn Patient:innen nehmen diese meist über Jahre ein. © Vitalii Vodolazskyi – stock.adobe.com