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Erfolgsstrategie gegen schwere Lymphödeme
Lymphgefäße haben Klappen wie Venen und entwickeln ähnlich wie Arterien eigene Pulsationswellen, um einen Lymphstrom in Richtung Herz zu generieren, erinnerte Professor Dr. Gerd R. Lulay vom Gefäß- und Lymphzentrum Nord-West in Rheine-Ochtrup auf dem Internistenkongress.
Das Lymphödem ist eine progrediente chronische Krankheit, die aufgrund von Schädigungen des Lymphdrainagesystems, also der Kapillaren, Kollektoren, Lymphknoten und/oder der Lymphstämme entsteht. In der Folge vermehrt sich die interstitielle Gewebsflüssigkeit, Fett- und Bindegewebe nehmen zu und es werden Hyaluronsäure, Kollagen und Glykosaminoglykane eingelagert.
Lymphgefäßleiden und -ödeme gelten endlich auch vor dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung als eigenständige Erkrankungen und werden nicht mehr nur als Folge anderer Pathologien, wie zum Beispiel des Mamma- oder Prostatakarzinoms angesehen, betonte Prof. Lulay.
Stemmersches Zeichen beweist Lymphödem
Lymphödeme gibt es sowohl primär, z.B. bei Atresie/Aplasie oder Hypoplasie der Lymphgefäße. Sekundär kommt die Erkrankung etwa in der Folge von malignen Prozessen, Radiatio, Infektionen oder Traumen vor. Auch Venenentnahmen für einen Bypass können in einem Lymphödem münden. Dabei zählt das traumatische Lymphödem zu den benignen Formen, die in aller Regel reversibel sind.
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Ein Lymphödem sollte früh behandelt werden, damit es nicht zu solch einer starken Gewebsvermehrung kommt. | Durch intensive Therapie mit täglicher manueller Lymphdrainage gelingt es, ausgeprägte Ödeme zu reduzieren. | Mit Kompressionsstrümpfen und regelmäßiger Lymphdrainage lässt sich der Therapieerfolg erhalten. |
Klinisch beweist das Stemmersche Zeichen ein Lymphödem: Über der zweiten Zehe lässt sich die Hautfalte nur schwer abheben. Dieser Test ist typischerweise schmerzarm. Außerdem sollte man die Ausprägung genau dokumentieren: Zunächst werden Lokalisation und Hautbeschaffenheit festgehalten. Sodann gilt es, den Umfang zu messen und das Volumen entweder annähernd über Umfang und Höhe zu errechnen oder photooptisch bzw. per Perometer genau zu vermessen.
An apparativer Diagnostik eignet sich die Sonographie zur Bestimmung der Dicke von Kutis und Subkutis. Mithilfe der Duplexsonographie lässt sich das oberflächliche und tiefe Venensystem des Patienten darstellen. Genaue Aussagen über den Lymphabfluss erlaubt die Funktionslymphographie. Der Stellenwert von MRT und CT in der Lymphdiagnostik wird derzeit untersucht, berichtete der Experte. Beide Verfahren eignen sich auf jeden Fall zum Ausschluss maligner Prozesse.
Nässende Lymphfisteln ziehen Bakterien und Pilze an
Als Komplikation treten häufig Lymphfisteln auf. Sie bestehen aus Aussackungen von Lymphkapillaren, über denen die Haut ständig nässt. Diese Stellen bilden Eintrittspforten für Keime und es kommt nicht selten zum Erysipel oder zu Mykosen.
Als Papillomatosen bezeichnet man die typischen warzenförmigen Hautwucherungen beim Lymphödem. Daneben kommt es vermehrt zu Fibrosen und durch die Schwellung drohen Gehbehinderung und orthopädische Probleme.
Die leitlinienkonforme Basisbehandlung besteht aus den vier Komponenenten manuelle Lymphdrainage, Kompressionstherapie, entstauende Bewegungstherapie und Hautpflege, erklärte Dr. Manfred Klare von der Seeklinik Zechlin, einer lymphologischen Fachklinik.
Zu den Zielen der Behandlung gehören neben dem verbesserten Lymphabfluss und der Reduktion von Schwellung und Bindegewebevermehrung auch die Wiedereingliederung der Patienten in Schule, Ausbildung und Beruf. Die Maßnahmen sollen gleichzeitig einer Pflegebedürftigkeit vorbeugen und die Lebensqualität langfristig verbessern.
Spezielle Übungen zur Steigerung des Lymphabflusses
Die Therapie gliedert sich in zwei Phasen, erklärte der Experte. In der drei- bis sechswöchigen – meist stationären – Phase I erfolgt täglich eine manuelle Lymphdrainage und es wird eine Kompressionsbandage angelegt. Die Patienten erhalten außerdem eine Schulung und die Umfangsreduktion wird dokumentiert, berichtete Dr. Klare.
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Lymphabfluss sechs Monate mangelhaft? Operation erwägen!
Wenn die vollständige konservative Therapie über mindestens sechs Monate erfolglos bleibt, kann man über chirurgische Maßnahmen nachdenken. Hier kommen die Rekonstruktion der Lymphbahnen oder eine Ableitung der Flüssigkeit auf extraanatomischem Weg infrage. Auch kann das pathologisch veränderte Gewebe, z.B. durch Liposuktion, teilweise reseziert werden.
Um die therapeutischen Möglichkeiten optimal zu nutzen, ist die Betreuung in Schwerpunktpraxen und die Nutzung von Netzwerken mit lymphologischen Abteilungen in der Klinik sinnvoll, so der dringende Appell von Dr. Klare.
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