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Fachgesellschaft ändert ihre Meinung über rein pflanzliche Ernährung

Für gesunde Erwachsene kann die vegane Kostform durchaus eine bedarfsdeckende und geeignete Ernährungsweise darstellen, heißt es in einem Positionspapier der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).
Ernährungsfachkräfte sollen gegenüber einer veganen Kost „eine offene Haltung“ einnehmen und diejenigen, die sich und ihre Kinder vegan ernähren möchten, bestmöglich bei einer ausgewogenen und gut geplanten Ernährung unterstützen. Zwar solle man auf die Risiken hinweisen, alles in allem aber helfend beraten. Studien mit gesunden Erwachsenen weisen auf einen schützenden Effekt einer veganen Ernährung u. a. gegenüber Neoplasien und kardiometabolischen Erkrankungen hin. Allerdings könnte die Knochengesundheit leiden.
Noch in den Stellungnahmen aus den Jahren 2016 und 2020 hatte das ganz anders geklungen: Es sei sehr schwierig, sich bei vegan zusammengestelltem Speiseplan ausreichend mit potenziell kritischen Nährstoffen zu versorgen, hieß es. Für Menschen mit erhöhtem Nährstoffbedarf wie Säuglinge, schwangere und stillende Frauen sowie ältere Menschen wurde von veganer Kost abgeraten.
Ganz ohne Supplemente geht es nicht
Bei der rein pflanzenbasierten Kost muss Vitamin B12 zwingend ergänzt werden, schreibt das Autorenteam um Alessa Klug von der DGE. Als weitere potenziell kritische Nährstoffe nennt es Omega-3-Fettsäuren, Eiweiß, Eisen, Kalzium, Zink, Selen sowie die Vitamine A, B2 und D.
Da Jodmangel insbesondere bei veganer Ernährung auftritt, wird im Positionspapier für Erwachsene, die auf tierische Produkte verzichten, neben jodiertem Speisesalz auch zu jodangereicherten pflanzlichen Nahrungsmitteln und Algenpräparaten mit deklariertem Jodgehalt geraten. Lässt sich der Bedarf so nicht decken, sollten nach ärztlicher Absprache 100 µg/d Jod supplementiert werden.
Raps- und Walnussöl sind reich an Linolensäure und können die Versorgung mit langkettigen Fettsäuren verbessern. Grundsätzlich wichtig ist zudem eine ausgewogene Kost. Hilfreich ist es, die Nährstoffgehalte per Zutatenliste zu prüfen.
Bei der Frage, ob eine vegane Ernährung auch Kindern und Jugendlichen, Schwangeren, Stillenden und älteren Menschen zuträglich ist, legt man sich bei der DGE aufgrund der weiterhin dürftigen Datenlage nicht mehr fest. Für diese Gruppen ist es jedoch besonders wichtig, auf die Zusammensetzung der Nahrung zu achten und Vitamin B12 in ausreichender Menge zu ergänzen. Ohne qualifizierte Ernährungsberatung werde das kaum funktionieren.
Schwangere und Stillende sollten bei veganer Ernährung 200 mg/d Docosahexaensäure ergänzen. Sofern der Jodbedarf nicht sicher über das Essen gedeckt ist, werden 100 µg/d supplementiert. Insbesondere bei Säuglingen, die vegan gefüttert oder von vegan lebenden Müttern gestillt werden, ist die Vitamin-B12-Einnahme sicherzustellen. Für die Flasche oder für selbst hergestellten Brei sollten keine Soja- oder Haferdrinks verwendet werden, sondern speziell angereichertes Pulver auf Sojaproteinbasis. Kinder, die ausschließlich selbst zubereiteten Brei erhalten, brauchen zusätzlich 50 µg/d Jod.
Quelle: Klug A et al. Ernahrungs Umschau 2024; 71: 60-84; DOI: 10.4455/eu.2024.22
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