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Stillende Veganerin löste bei ihrem Baby mit Neurodermitis eine Protein-Energie-Malnutrition aus

Wenn Babys Durchfall oder Ausschlag bekommen, vermuten viele stillende Mütter, dass sie etwas Falsches gegessen haben. Um ihren Nachwuchs zu schützen, stellen sie dann ihre Ernährung um. Teilweise mit fatalen Folgen, wie der Fall eines Säuglings zeigt. Bis vor Kurzem wurde der acht Monate alte Junge voll gestillt. Aufgrund eines stark exazerbierten atopischen Ekzems sowie schwindender Pfunde und breiigen, voluminösen Stuhlgangs brachten seine Eltern ihn in die Notaufnahme. Neben einem hohen Wert im Scoring Atopic Dermatitis Index (SCORAD) von 80 fielen leichte periphere Ödeme periorbital und an den Fußrücken sowie ein ausladendes Abdomen auf, schreiben Kollegen um Dr. Anna-Maria Schneider von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde in Salzburg. Im Labor alarmierten u.a. eine massive Hyponatriämie, ein Immunglobulin-Mangel, eine ausgeprägte Hypovitaminose und ein Zinkmangel. Zusätzlich fand sich spezifisches IgE gegen Milch- und Hühnereiweiß, Erdnuss, Weizen und Soja.
Beigefüttertes Gemüse löste zudem Durchfall aus
Die erweiterte Anamnese gab den entscheidenden diagnostischen Hinweis. Aufgrund des schweren atopischen Ekzems ihres Kindes hatte die stillende Mutter Weizen und Kuhmilch aus ihrer Nahrung eliminiert. Ohne Sicherstellung einer ausreichenden (Mikro-)Nährstoffzufuhr ernährte sie sich ausschließlich vegan, um das Babys nicht allergen zu belasten. Dies führte zusammen mit der exazerbierten Neurodermitis des Nachwuchses zu einer Protein-Energie-Malnutrition. Diese ist von der Genese zwar unterschiedlich, im Erscheinungsbild aber einem Kwashiorkor sehr ähnlich, schreiben die Autoren.
Den Eiweißmangel des Babys führen die Kollegen v.a. auf die schwere atopische Dermatitis zurück, bei der es vor allem bei Kleinkindern zu Eiweißverlusten über die Haut kommt. Hinter der Malassimilation könnte möglicherweise die vor Kurzem begonnene Beifütterung von Gemüse und die daraus resultierende Diarrhö bei polyvalenten Nahrungsmittelallergien stecken. Dieses Zusammenspiel führte durch das Stillen der sich vegan ernährenden Mutter zu der komplexen Unterversorgung des Säuglings.
Das Ekzem besserte sich mit Glukokortikoid und Tacrolimus
In der intensivbehandlungspflichtigen Erstversorgung – u.a. mit zunächst parenteraler Ernährung zur Stabilisierung des Flüssigkeits-, Elektrolyt-, Protein- und Vitaminhaushalts – erfolgte eine langsame Ernährungsumstellung auf eine orale Aminosäureformula. Das atopische Ekzem besserte sich durch Lokalapplikation eines Klasse-III-Glukokortikoids und Tacrolimus zusätzlich zur Basispflege. Bei der Entlassung empfahlen die Kollegen eine Ernährung mit 100 kcal/kg KG, davon etwa zwei Drittel orale Aminosäureformula und ein Drittel mit Rapsöl angereicherte Beikost.
Quelle: Schneider A et al. Monatsschr Kinderheilkd 2018; 166: 96-100
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