Vegetarische und vegane Kinderernährung erfordern eine individuelle Beratung
Laut der aktuellen Ernährungsstudie EsKiMo II ernähren sich in Deutschland 1,5 % der 6- bis 11-Jährigen und 5,1% der 12- bis 17-Jährigen vegetarisch. Da bei ihnen ganze Lebensmittelgruppen auf dem Speiseplan fehlen, ist die Gefahr hoch, dass sie einzelne Nährstoffe zu wenig bis gar nicht aufnehmen.
Vielen Eltern ist jedoch gar nicht bewusst, dass ein Mangel schwerwiegende Folgen für das Wachstum und die Entwicklung ihres Kindes haben kann. Um einem Nährstoffdefizit vorzubeugen, empfiehlt das Forschungsdepartment Kinderernährung Bochum eine individuelle Beratung und Betreuung der Familien. Die ist oft gar nicht so einfach, da die Übergänge zwischen den verschiedenen vegetarischen Kostformen meist fließend sind.
Was darf denn auf den Teller?
- Lakto-Ovo-Vegetarier lehnen Fleisch und Fisch ab, tierische Produkte wie Eier und Milch nicht.
- „Flexitarier“ sind da nicht ganz so streng und essen ab und zu auch mal Fleisch oder Fisch.
- Laktovegetarier verzichten neben Fleisch und Fisch auch auf Eier,
- Ovovegetarier hingegen auf Milch.
- Veganer ernähren sich ausschließlich pflanzlich, lehnen sogar Honig ab.
- Makrobiotiker essen hauptsächlich Getreide, bestimmte Gemüsesorten, Algen und Sojaprodukte. Außer Fisch kommen keine tierischen Nahrungsmittel auf den Teller.
Lakto-Ovo-Vegetarier
Generell besteht bei Kindern und Jugendlichen, die sich lakto-ovo-vegetarisch ernähren, kein erhöhtes Risiko hinsichtlich Wachstum und Entwicklung. Auf zwei Nährstoffe sollte man jedoch besonders achten: Eisen: Die Gefahr eines Eisenmangels ist vor allem bei Säuglingen im zweiten Lebenshalbjahr und weiblichen Jugendlichen erhöht. Als Kompromiss zum zweiwertigen Eisen mit hoher Bioverfügbarkeit kann der Babybrei aus Vollkorngetreide (idealerweise Haferflocken) in Kombination mit Vitamin-C-reichen Zutaten zubereitet werden, die die schlechte Resorption des dreiwertigen Eisens verbessern. Geeignete vegetarische Mahlzeiten für Kinder und Jugendliche sind beispielsweise Müsli aus Vollkornflocken + Orangensaft/Frischobst bzw. Vollkornreis/Vollkornnudeln + Paprika. Jod: Milch und Jodsalz stellen die wichtigsten Jodquellen für Lakto-Ovo-Vegetarier dar. Biomilch enthält aufgrund der Tierfütterung weniger Jod. Bei industriellen bzw. fertigen Lebensmitteln (v.a. Brot und Backwaren) sollte man Produkte wählen, die mit jodiertem Speisesalz (Jodgehalt: 15–25 mg/kg Salz) hergestellt wurden.Veganer
Vegane Kost schafft es teilweise oder gar nicht, den altersentsprechenden Nährstoffbedarf zu decken. Insbesondere im Kindesalter birgt die Unterversorgung mit Proteinen und multiplen Mikronährstoffen ein erhöhtes Risiko für gesundheitliche Folgen.Stillende Veganerinnen
Quelle: Kalhoff H et al. Monatsschr Kinderheilkd 2019; 167: 803-812; DOI: 10.1007/s00112-019-0730-4