
Wichtige Bausteine, aber keine Wunderwaffen

Das klinische Ansprechen bei der Acne inversa (oder Hidradenitis suppurativa, HS) ist definiert als eine mindestens 50%ige Reduktion der Zahl der Abszesse oder Fisteln und keine neu auftretenden gegenüber dem Ausgangsbefund. Das erreichen aber auch mit Biologika nur etwa 50 %, erklärte Prof. Dr. Philipp Reiners-Koch von der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie der Universitätsmedizin Mannheim.
Auf die Therapie mit Adalimumab sprachen in der Zulassungsstudie PIONEER I in Woche 12 41,8 % der 307 Patienten klinisch an (Placebogruppe: 26,0 %), in der identisch geplanten Studie PIONEER II 58,9 % der 326 Teilnehmer (mit Placebo 27,6 %). Der Effekt des Antikörpers auf Läsionen und Schmerz war signifikant stärker als der von Placebo. In der Langzeitbeobachtung zeigte sich bis Woche 168 ein anhaltendes Ansprechen mit Adalimumab-Dauertherapie (52,3 %) ohne kritische Sicherheitssignale. In der SHARPS-Studie konnte zudem belegt werden, dass sich Adalimumab bei mittelschwerer bis schwerer HS Adalimumab auch perioperativ im Rahmen von größeren Exzisionen einsetzen lässt. Die klinische Ansprechrate betrug 48 % (Placebo 34 %) und es wurde kein erhöhtes Risiko für peri- und postoperative Komplikationen festgestellt.
Secukinumab, der Antikörper gegen Interleukin(IL)-17A überzeugte bei mittelschwerer bis schwerer HS in den Studien SUNSHINE mit insgesamt 541 und SUNRISE mit 543 ausgewerteten Patienten. Unter der zweiwöchentlichen Therapie mit 300 mg erreichten nach 16 Wochen in SUNSHINE 45 % ein klinisches Ansprechen, unter Placebo 34 %, in SUNRISE lagen die entsprechenden Ansprechraten bei 42 % bzw. 31 %. Im Verlauf hielt die Effektivität des IL-17A-Antikörpers an und stieg teilweise bis Woche 52 noch leicht an, berichtete Prof. Reiners-Koch. Für die Betroffenen von großer Bedeutung sei die signifikante Reduktion von entzündlichen Herden und Schmerzen mit Secukinumab, die sich günstig auf die Lebensqualität auswirke, hob er hervor.
Das in den Studien als Endpunkt eingesetzte klinische Ansprechen bedeutet keine Heilung, unterstrich Prof. Reiners-Koch. Dass nur etwa 50 % der Behandelten diese Forderung erfüllten, trübt doch die Ergebnisse, fand der Dermatologe. Als möglicher Erklärungsversuch für die hohe Zahl von nicht ansprechenden Patienten nannte er die Vorstellung eines „Window of Opportunity“: Retrospektive Studien weisen darauf hin, dass ein früherer Beginn der Therapie mit Adalimumab (in den ersten zehn Jahren nach Diagnosestellung) mit einer besseren Wirksamkeit einhergeht als ein späterer Start. Außerdem scheint ein Body-Mass-Index über 30 kg/m2 mit einem schlechteren Ansprechen assoziiert zu sein.
In jedem Fall ist es notwendig, Antikörper und andere Therapieoptionen inklusive der Antibiotikatherapie und der chirurgischen Therapie zu kombinieren und immer auf eine Lebensstiländerung hinzuwirken. Wichtig seien der Rauchstopp und die Gewichtsreduktion bei Übergewicht, betonte Prof. Reiners-Koch. Möglicherweise kommen bald weitere medikamentöse Optionen für die Behandlung der HS hinzu. Zulassungsrelevante Studien laufen zu Antikörpern, die sich gegen IL-12/-23, IL-23 und IL-1 richten, aber auch zu „Small Molecules“ wie Januskinase-Inhibitoren.
Quelle: Kongressbericht, 49. Deutscher Koloproktologen-Kongress
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