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2:0 für Erdafitinib

Etwa jedes fünfte fortgeschrittene oder metastasierte Urothelkarzinom weist Alterationen in Genen für FGFR-2 bzw. FGFR-3 auf. Mit Erdafitinib wurde ein oral verfügbarer und spezifischer Inhibitor entwickelt, der eine FDA-Zulassung in einem beschleunigten Verfahren erhielt und in 18 weiteren Ländern zugelassen ist. In der Phase-3-Studie THOR prüften Wissenschaftler:innen die Substanz randomisiert gegen eine Chemotherapie – Docetaxel oder Vinflunin – bei Patient:innen mit FGFR-mutiertem, metastasiertem Urothelkarzinom und ein bis zwei Vorbehandlungen, darunter PD(-L)1-Inhibitoren (Kohorte 1). Primärer Endpunkt war das OS, zu den sekundären Zielpunkten zählten PFS, objektive Ansprechraten und Sicherheit.
Gegenüber der Chemotherapie schnitt der FGFR-Inhibitor signifikant besser ab, wie Dr. Dr. Yohann Loriot, Gustave Roussy, Villejuif, berichtete.1 Das mediane OS betrug in Prüfarm vs. Kontrolle 12,1 Monate, vs. 7,8 Monate (HR 0,64; 95%-KI 0,47–0,88; p = 0,005). Der Vorteil erstreckte sich über alle untersuchten Subgruppen. Auch PFS (median 5,6 Monate vs. 2,7 Monate) und Ansprechraten (45,6 % vs. 11,5 %) fielen unter Erdafitinib höher aus.
Erdafitinib vs. Pembrolizumab
Der Vergleich zwischen Erdafitinib und Pembrolizumab in der THOR-Studie ging hingegen unentschieden aus, so Prof. Dr. Arlene Siefker-Radtke, The University of Texas, Houston. Beim OS kam der FGFR-Inhibitor auf median 10,9 Monate, der CPI auf 11,1 Monate. Numerisch überlegen präsentierte sich Erdafitinib hinsichtlich des PFS mit median 4,4 Monaten vs. 2,7 Monaten (HR 0,88; p = 0,26). Die Ansprechraten waren mit 40 % vs. 21,6 % im Prüfarm besser (Relatives Risiko 1,85; p < 0,001). Allerdings fiel die Dauer der Remissionen unter Pembrolizumab mit median 14,4 Monaten vs. 4,3 Monaten mehr als dreimal länger aus als unter Erdafitinib.
Therapiebedingte Todesfälle gab es unter dem FGFR-Inhibitor nicht, unter dem CPI drei; 15 % vs. 4,6 % beendeten die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen.
Quelle:
Siefker-Radtke AO et al. ESMO Congress 2023; Abstract 2359O
Der FGFR-Inhibitor punktet
In beiden Armen entwickelten jeweils rund 46 % der Patient:innen therapiebedingte Nebenwirkungen vom Grad 3 oder 4. Am häufigsten kam es unter Erdafitinib zu Hyperphosphatämie (78,5 %), Diarrhö (54,8 %) und Stomatitis (45,9 %); unter der Chemotherapie herrschten Zytopenien, Alopezie und Nausea vor. Im experimentellen Arm starb eine Person an Nebenwirkungen, in der Kontrolle waren es sechs.
Die Überlegenheit von Erdafitinib über die Chemotherapie war Anlass, in der Phase-2-Studie THOR-2 einen solchen Vergleich bei Erkrankten vorzunehmen, die wegen eines FGFR-mutierten, nicht-muskelinvasiven Blasenkarzinoms eine BCG*-Behandlung erhalten und danach ein Rezidiv entwickelt hatten. Die insgesamt 73 Patient:innen waren für eine Zystektomie entweder nicht geeignet oder lehnten eine solche radikale Maßnahme ab, so Prof. Dr. James Catto, University of Sheffield. Sie bekamen im Verhältnis 2 : 1 randomisiert Erdafitinib oder eine intravesikale Chemotherapie (Mitomycin C oder Gemcitabin).
Primärer Endpunkt war das rezidivfreie Überleben, dessen Medianwert im Prüfarm nach median 13,4 Monaten noch nicht erreicht ist und in der Kontrolle 11,6 Monate betrug (HR 0,28; p = 0,0008). Nach zwölf Monaten lebten noch 77 % vs. 41 % ohne Rezidiv.
28,6 % vs. 0 % brachen die Behandlung mit Erdafitinib vs. Chemotherapie aufgrund von Nebenwirkungen ab. Eine zentrale seröse Retinopathie entwickelten 19 Patient:innen (38,8 %) unter dem FGFR-Inhibitor; bei elf von ihnen (58 %) bildete sich diese wieder zurück.
* Bacillus Calmette-Guérin
Quellen:
1. Loriot Y et al. ESMO Congress 2023; Abstract 2362MO
2. Catto J et al. ESMO Congress 2023; Abstract LBA102
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