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TNBC: Zeit zu deeskalieren?

Für die Behandlung des frühen triple-negativen Mammakarzinoms wird bei Indikation zur Chemotherapie die neoadjuvante Gabe empfohlen. Die Hinzunahme von Atezolizumab verbesserte in der Phase-3-Studie IMpassion031 die Rate der pathologischen Komplettremission (pCR) auf 58 % (vs. 41 % mit Placebo plus nab-Paclitaxel), und das unabhängig von der PD-L1-Expression. Eingeschlossen waren Patient:innen mit unbehandelten Tumoren in den Stadien II/III.
Dieser Vorteil im frühen Ansprechen übersetzte sich in der finalen Analyse drei Jahre nach Rekrutierung des letzten Teilnehmenden in einen Trend zu einem verlängerten ereignisfreien, krankheitsfreien und Gesamtüberleben, berichtete Prof. Dr. Carlos H. Barrios vom Hospital São Lucas in Porto Alegre.1 Alle 155 operierten Patient:innen im Prüfarm hatten den CPI adjuvant bis zu elf Zyklen weiter erhalten. In beiden Gruppen konnten die Erkrankten außerdem eine adjuvante Chemotherapie bekommen, wenn sie keine pCR erreichten. Das war bei 20 % vs. 33 % der Betroffenen im Atezolizumab- vs. Kontrollarm der Fall. Die mediane Beobachtungszeit der von Prof. Barrios vorgestellten Auswertung betrug 40,3 Monate vs. 39,4 Monate.
Vielversprechende CPI-Chemotherapiekombi
Das EFS verbesserte sich durch die zusätzliche CPI-Gabe numerisch (HR 0,76; 95%-KI 0,47–1,21). Dabei separierten sich die Kaplan-Meyer-Kurven früh und anhaltend, betonte der Referent. Diesen Trend beobachteten die Forschenden auch für das DFS (HR 0,76; 95%-KI 0,44–1,30) und das OS (HR 0,56; 95%-KI 0,30–1,04). Die Ergebnisse aus der Subgruppe von Personen mit PD-L1-positiven Tumoren (≥ 1 %) bestätigten die numerischen Vorteile der CPI-Chemotherapiekombi gegenüber alleinigem nab-Paclitaxel für alle drei Überlebensendpunkte.
Es gab keine neuen Sicherheitssignale, erläuterte Prof. Barrios. Behandlungsassoziierte Todesfälle traten nicht auf. 12 % der Patient:innen setzten den CPI wegen unerwünschter Ereignisse in der neoadjuvanten Phase ab. Insgesamt erfolgte ein Therapieabbruch von Atezolizumab bei 15 % der damit behandelten Erkrankten.
pCR geht mit guter Prognose einher
Eine explorative Analyse bestätigte, dass eine pCR in beiden Studienarmen ein Parameter für eine sehr gute Prognose war. Erreichten die Patient:innen eine pCR, so betrug das EFS in beiden Gruppen über 90 %. Im Falle eines weniger guten Ansprechens auf die neoadjuvante Therapie trotz teilweise verabreichter adjuvanter systemischer Behandlung belief sich das EFS dagegen nur auf etwa 60 %.
Inzwischen wurden in fünf Studien CPI zusammen mit Chemotherapie in der neoadjuvanten Situation des frühen TNBC geprüft und weitere Untersuchungen laufen, ergänzte Diskutant Prof. Dr. Dr. Matteo Lambertini von der Universität Genua.2 Direkte Vergleiche seien aber wegen unterschiedlicher Populationen, Chemotherapien und CPI nicht möglich. Übereinstimmend zeigte sich in den Studien IMpassion031 und KEYNOTE-522 – mit Pembrolizumab – die prognostische Bedeutung des Erreichens einer pCR nach neoadjuvanter Immunchemotherapie. „Für Patient:innen mit pCR ist es Zeit zu deeskalieren“, sagte Prof. Lambertini. Er betonte aber auch, dass es wichtig sei, diese Personengruppe besser zu charakterisieren. Zum Beispiel, indem die ctDNA zur weiteren Stratifizierung verwendet wird. In IMpassion031 hatten Teilnehmende mit pCR und keiner nachweisbaren ctDNA zum Zeitpunkt der OP die beste Prognose. In KEYNOTE-522 war dagegen eine Stratifizierung nach residueller Tumorlast versucht worden.
Aktuell sind noch viele Fragen zum Vorgehen im Zuge der Deeskalation offen. Vor allem müssen noch die Langzeit-OS-Ergebnisse der Studien zur neoadjuvanten Immunchemotherapie abgewartet werden, so Prof. Lambertini.
Quellen:
1. Barrios C et al. ESMO Breast Cancer Congress 2023; Abstract LBA1
2. Lambertini M. ESMO Breast Cancer Congress 2023; Proffered Paper Session 2: Invited Discussant LBA1 & 123O
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