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Nicht für alle Patient:innen

Eine interne Tandemduplikation des FLT3-Gens (FLT3-ITD) bei Patient:innen mit akuter myeloischer Leukämie geht mit einer ungünstigen Prognose einher. Der FLT3-Inhibitor Gilteritinib ist bislang als Monotherapie im Rezidiv zugelassen. Ob die Substanz auch helfen kann, nach einer hämatopoetischen Stammzelltransplantation (HSCT) Remissionen zu erhalten, prüften Forschende in der Phase-3-Studie BMT-CTN 1506/MORPHO. Prof. Dr. Dr. Mark J. Levis vom Johns Hopkins Sidney Kimmel Comprehensive Cancer Center in Baltimore stellte die primären Ergebnisse vor.
Die randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudie wurde in 110 Zentren in 16 Ländern weltweit durchgeführt. Sie schloss Erkrankte mit AML und nachgewiesener FLT3-ITD ein, die nach ein oder zwei Zyklen einer Induktionschemotherapie in erster Remission waren und für eine HSCT anstanden. Vor der Transplantation wurde eine MRD-Analyse im Knochenmark durchgeführt. Danach erfolgte die allogene HSCT. Konditionierungsregime, Spender:innenauswahl oder GvHD-Prophylaxe lagen im Ermessen der Prüfärztin/des Prüfarztes. Nach Engraftment bestimmten die Autor:innen erneut die MRD und anschließend erhielten je 178 Personen randomisiert 24 Monate lang oral Gilteritinib (120 mg täglich) oder Placebo.
Erfolgreiche MRD-Eradikation
Die Analyse von Knochenmarkaspiraten einzelner Erkrankter demonstrierte, dass Gilteritinib eine noch bestehende MRD eradizieren kann. Die Eradikationsrate betrug in der Subgruppe der Betroffenen mit MRD-Positivität vor oder nach HSCT in Prüfarm vs. Kontrolle 68,8 % vs. 43,6 %.
Im Prüfarm wurde der primäre Endpunkt knapp verfehlt, einen signifikanten Unterschied im rezidivfreien Überleben (RFS) gegenüber der Kontrolle gab es nicht. Das RFS fiel zwar numerisch höher aus, mit einer Zwei-Jahres-RFS-Rate von 77,2 % vs. 69,9 % (HR 0,679). Das 95%-KI überschritt aber knapp die 1 (0,459–1,005) und der p-Wert die Signifikanzgrenze von 5 % (p = 0,0518). Hinsichtlich des Gesamtüberlebens ergab sich ebenfalls statistisch kein Vorteil von Gilteritinib. „Es ist wahrscheinlich, dass nicht alle Patient:innen mit AML und FLT3-ITD profitieren“, erklärte Prof. Levis.
FLT3-Inhibitor mit Potenzial
Daraufhin wurde eine geplante Subgruppenanalyse nach MRD-Status vor und nach HSCT durchgeführt. In Prüfarm vs. Kontrolle wiesen 89 vs. 91 Personen vor oder nach HSCT noch eine MRD auf. Sie profitierten klar von dem FLT3-Inhibitor (HR 0,515; 95%-KI 0,316–0,838; p = 0,0065), die ohne MRD nicht. Das hebe das Potenzial eines FLT3-ITD-MRD-gestützten Vorgehens hervor, erläuterte Prof. Levis.
Auch wenn weitere Studien diese Befunde noch bestätigen müssen, fand Prof. Levis, dass Gilteritinib für AML-Patient:innen mit FLT3-ITD, die vor oder nach der HSCT MRD-positiv sind, eine Standardtherapie werden sollte. Ob im Falle einer MRD-Negativität tatsächlich kein Vorteil besteht, sei noch nicht abschließend geklärt, ergänzte er. Möglicherweise hätten die unterschiedlichen Transplantationsbedingungen in den verschiedenen Regionen und Zentren auch einen Einfluss gehabt. Wichtig sei zudem das Therapiemanagement, damit die Betroffenen Gilteritinib nicht vorzeitig wegen unerwünschter Effekte wie Myelosuppression und chronischer GvHD absetzen.
Quelle:
Levis MJ et al. EHA 2023; Abstract LB2711
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