Fluoropyrimidine personalisiert dosieren

Patient:innen mit Kolorektalkarzinom im Stadium III und Hochrisiko-Stadium II erhalten standardmäßig eine adjuvante Chemotherapie. Inwiefern das Geschlecht die Inzidenz und Schwere von Nebenwirkungen beeinflusst, wurde bisher nicht ausreichend dokumentiert. Forschende um Dr. ­Anna D. ­Wagner, Universitätsklinik Lausanne, griffen auf 27 randomisierte Studien aus der ACCENT*-Datenbank zurück und verglichen Toxizitäten einer auf Fluo­ropyrimidin basierten adjuvanten Chemotherapie zwischen Männern und Frauen nach kurativer Darmkrebsoperation. In die Analyse gingen die Daten von 34.640 Personen ein.
Weibliche Teilnehmende wiesen häufiger einen BMI < 18,5 kg/m2 (4,5 % vs. 1,2 %) oder zwischen 18,5–25 kg/m2 (46,3 % vs. 39,4 %) auf als Männer. Sie waren zudem vermehrt jünger als 50 Jahre (18,9 % vs. 16,8 %) und hatten häufiger einen PS von 1 (20,8 % vs. 18,6 %). 

Frauen hatten eine höhere Wahrscheinlichkeit, folgende Toxizitäten vom Schweregrad 3/4 zu entwickeln:

• Neutropenie 
• Leukopenie
• Übelkeit
• Erbrechen
• Stomatitis
• Diarrhö
• Periphere Neuropathie
• Erhöhte Transaminasen

Als einen Grund für die erhöhte Toxizität von 5FU nennen die Autor:innen die niedrigere Clearance der Substanz bei Frauen. Dies spreche für einen geschlechterspezifischen Ansatz hin zu einer personalisierten Fluoropyrimidin­dosierung. Offene Fragen seien u.a., ob für Männer höhere Dosen Sinn ergeben, ob das die Effektivität der adjuvanten Chemo steigert und ob Frauen eine reduzierte Dosis von 5FU oder intensivere supportive Behandlungen erhalten sollten. Studien müssten Alternativen zu Dosierungen von Fluoropyrimidinen, die auf der Körper­oberfläche basieren, prüfen.

* Adjuvant Colon Cancer End Points

Quelle: Wagner AD et al. J Natl Cancer Inst 2021; 113: 400-407; DOI: 10.1093/jnci/djaa124