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Kolorektalkarzinom: Hämoglobin-Schwellenwert beim Stuhltest von zwei Faktoren abhängig machen

Trotz aller Screening-Programme werden die meisten kolorektalen Karzinome erst im symptomatischen Stadium entdeckt. Gleichzeitig haben die oft unspezifischen Beschwerden im unteren Gastrointestinaltrakt nur einen geringen positiven Vorhersagewert von etwa 3–4 % für ein Malignom. Quantitative immunchemische Tests zum Nachweis von okkultem Blut im Stuhl könnten helfen, Personen mit erhöhtem Tumorrisiko zu identifizieren, die dann koloskopisch abgeklärt werden. Allerdings gibt es bisher nur relativ wenige Daten zum Nutzen dieser Verfahren in der hausärztlichen Praxis.
Daten von knapp 39 000 Patienten analysiert
Um diese Lücke zu füllen, starteten Forscher um Dr. Noel Pin-Vieito von der Universität Ourense in Spanien eine retrospektive Kohortenstudie auf der Basis von Labor- und Krankenhausentlassungsdaten. Berücksichtigt wurden rund 39 000 Patienten aus zwei Regionen im Norden der iberischen Halbinsel. Alle hatten sich dem dort gebräuchlichen Test OC-Sensor™ unterzogen. Primärer Endpunkt war die Zweijahres-Inzidenz stationär behandelter kolorektaler Karzinome.
Das Durchschnittsalter der Studienteilnehmer lag bei median 65 Jahren. Die Prävalenz intestinaler Malignome lag bei knapp 2 %. Untersucht wurden zwei verschiedene Schwellenwerte für den Nachweis von okkultem Blut in den Fäzes der Patienten. Bei einem Fünftel der Teilnehmer fanden sich mehr als 10 µg Hb/g Stuhl, rund 15 % kamen auf über 20 µg.
Die Sensitivität des Tests war insgesamt hoch und erreichte mit dem niedrigeren Grenzwert rund 91 %, mit dem höheren nur 3 % weniger. Sie wurde weder durch demographische Faktoren (Alter, Geschlecht) noch durch Symptome beeinflusst, war jedoch niedriger bei rechtsseitigen Läsionen.
30 % mehr Koloskopien bei einem Grenzwert von 10 µg
Der negative prädiktive Wert lag in allen analysierten Subgruppen über 99 %. Bei einer Grenze von 20 µg Hb/g Stuhl würde also nur ein Karzinom pro Tausend Patienten übersehen, schreiben die Autoren. Nachteil der niedrigeren Schwelle wäre demgegenüber ein um 30 % höherer Koloskopiebedarf.
Die Experten empfehlen deshalb, den Grenzwert für den Test von der Karzinomprävalenz in der Subpopulation und der Verfügbarkeit einer Darmspiegelung abhängig zu machen.
Quelle: Pin-Vieito N et al. United European Gastroenterol J 2021; DOI: 10.1177/2050640620949714
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