Am Ziel vorbei geschossen

ASCO-GI 2022 Dr. Katharina Arnheim

Nur eine Subgruppe von mCRC-Patienten könnte einen Nutzen von der Addition zum Standard haben. Nur eine Subgruppe von mCRC-Patienten könnte einen Nutzen von der Addition zum Standard haben. © iStock/sanjeri

Die randomisierte Phase-2-Studie CheckMate 9X8 ging negativ aus: Die zusätzliche Gabe von Nivolumab zum modifizierten FOLFOX6-Regime plus Bevacizumab führte nicht zu einer signifikanten Verlängerung des progressionsfreien Überlebens von Patienten mit metastasiertem Kolorektalkarzinom. Einzelne Subgruppen könnten aber profitieren.

Fluoropyrimidinhaltige Regime mit Irinotecan und/oder Oxaliplatin und einem Biologikum wie Bevacizumab sind beim metastasierten kolorektalen Karzinom (mCRC) ein Standard in der ersten Linie. Der zusätzliche Einsatz von Checkpoint-Inhibitoren könnte die antitumorale Aktivität weiter steigern.

Nivolumab ist zusammen mit Ipilimumab bereits für vorbehandelte Personen mit mCRC und Mismatch-Reparatur-Defizienz (dMMR) oder hoher Mikrosatelliten-Instabilität (MMI-H) zugelassen, erinnerte Prof. Dr. Heinz-Josef Lenz von der University of Southern California in Los Angeles. Die Autoren der Studie CheckMate 9X8 evaluierten Nivolumab jetzt in Kombination mit modifiziertem (m)FOLFOX6 plus Bevacizumab bei solchen Patienten. In die Phase-2/3-Studie wurden 195 nicht vorbehandelte Erkrankte im Verhältnis 2:1 randomisiert, das experimentelle Regime oder die Standardtherapie mit mFOLFOX6/Bevacizumab zu erhalten.

Der Phase-2-Teil der Studie verfehlte sein angestrebtes Ziel. Nach einem medianen Follow-up von rund 21 Monaten war das mediane PFS mit 11,9 Monaten in beiden Gruppen identisch (HR 0,81; p = 0,3), berichtete der Referent. Die PFS-Kurven überlappten im ersten Jahr und liefen erst danach auseinander: Nach 15 Monaten war die PFS-Rate mit 45 % vs. 21,5 % im Prüfarm mehr als doppelt so hoch wie in der Kontrolle, die 18-Monats-Rate mit 28 % vs. 9 % sogar dreimal höher. Zudem gab es in zahlreichen vorab definierten Subgruppen einen numerischen Trend zugunsten der nivo­lumabbasierten Therapie.

Charakteristika der Studienteilnehmer

Die Mehrzahl der Patienten (> 90 %) hatten einen mikrosatellitenstabilen Tumor und rund 90 % wiesen eine PD-L1-Expression unter 1 % auf. Die mediane Behandlungsdauer im experimentellen Arm betrug knapp zehn, in der Kontrolle knapp acht Monate. Gut jede zweite Person unter Nivolumab erhielt mindestens 90 % der geplanten Dosisintensität des CPI. Allerdings waren die relativen Dosisintensitäten der Standardtherapie in der Kontrolle höher und der Anteil an Patienten mit mindestens einer Dosisreduktion in der mFOLFOX6-Komponente fiel geringer aus.

Patienten mit mikrosatellitenstabilen Tumoren wiesen in beiden Gruppen ein ähnliches PFS auf wie diejenigen des Gesamtkollektivs. „Der potenzielle Benefit im Nivolumab-Kombinationsarm ist also nicht durch den MSI-H-Status zu erklären“, kommentierte Prof. Lenz. Auch die Tumormutationslast hatte keine Auswirkung auf das PFS-Resultat. Eine exploratorische Analyse ergab jedoch Unterschiede zwischen beiden Armen in Abhängigkeit vom CMS*-Status der Teilnehmer: So profitierten Personen mit CMS1 und 3 nach zwölf Monaten in puncto PFS stärker von der Nivolumab-Kombination. Gleiches galt für Erkrankte mit einem initialen Spiegel an CD8-positiven Tumorzellen von mindestens 2 %: In dieser Subgruppe betrug das mediane PFS unter der Nivolumab-Kombination 13,2 Monate und in der Kontrolle 10,4 Monate. Bei niedrigeren CD8-Werten fiel das PFS in beiden Gruppen mit knapp zwölf Monaten ähnlich aus. Die Gesamtansprechrate war mit 60 % vs. 46 % im Prüfarm höher als unter dem Standard und Remissionen hielten mit 12,9 Monaten vs. 9,3 Monate länger an. Nach einem Jahr waren noch 52 % vs. 31 %, nach 18 Monaten 29 % vs. 0 % der Patienten in Remission. Das mediane OS in der Interventionsgruppe betrug median 29,2 Monate und wurde unter der alleinigen Standardtherapie bisher nicht erreicht (HR 1.03). Der Referent bezeichnete dieses Ergebnis aufgrund der noch kurzen Beobachtungszeit als wenig aussagekräftig. Nebenwirkungen vom Grad 3–4 traten unter der zusätzlichen Nivolumabgabe häufiger auf; die Autoren identifizierten jedoch keine neuen Sicherheitssignale. Insgesamt wiesen die Ergebnisse darauf hin, dass eine Subgruppe von mCRC-Patienten einen Nutzen von der Nivolumab-Addition zum Standard haben könnte, resümierte Prof. Lenz. Allerdings müssten diese Erkrankten weiter charakterisiert werden. Die ursprünglich geplante Fortsetzung von CheckMate 9X8 als Phase-3-Studie war aufgrund des verfehlten primären Endpunkts hinfällig.

* Consensus Molecular Subtype

Quelle: Lenz M-J et al. ASCO-GI 2022; Abstract 8

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Nur eine Subgruppe von mCRC-Patienten könnte einen Nutzen von der Addition zum Standard haben. Nur eine Subgruppe von mCRC-Patienten könnte einen Nutzen von der Addition zum Standard haben. © iStock/sanjeri