Metastasiertes Kolorektalkarzinom: Cetuximab nicht als Add-on zur Chemotherapie einsetzen

Josef Gulden

Die Progressionsfreiheit war unter alleiniger Chemo deutlich länger. Die Progressionsfreiheit war unter alleiniger Chemo deutlich länger. © iStock/isayildiz

Während Cetuximab beim inoperablen kolorektalen Karzinom zusätzlich zur Chemotherapie hilft, schadet es beim resezierbaren CRC mit Lebermetastasen. Der EGFR-Antikörper reduzierte in einer Studie das Gesamtüberleben im Schnitt um zwei Jahre.

Die Prognose des metastasierten kolorektalen Karzinoms (CRC) hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten kontinuierlich verbessert. Das betrifft zum einen die mediane Überlebensdauer. Zum anderen ist es mittlerweile möglich, Lebermetastasen zu resezieren, wodurch etwa 30 % der Patienten langfristig überleben. Die meisten rezidivieren jedoch. Eine neoadjuvante Chemotherapie steigerte in der EPOC-Studie das progressionsfreie Überleben um 7 %. Dieses Vorgehen ist dadurch zum Standard in den meisten britischen Zentren geworden.

Angesichts der Wirksamkeit des EGFR-Antikörpers Cetuximab kombiniert mit Chemo bei Tumoren mit KRAS-Wildtyp und inoperablem CRC lag es nahe, diese Therapieerweiterung perioperativ zu testen. Das geschah ab 2007 in der Phase-3-Studie New EPOC – mit unerwartet negativen Ergebnissen.

Rekrutierung wurde vorzeitig gestoppt

In 39 Zentren in Großbritannien wurden insgesamt 257 Patienten mit CRC mit KRAS-Wildtyp und (suboptimal) resezierbaren Lebermetastasen eingeschlossen. Sie erhielten eine Chemo mit Oxaliplatin oder – wenn sie dieses schon zuvor erhalten hatten – Irinotecan. Die Behandlung ergänzte Folinsäure plus 5-Fluorouracil bzw. plus Oxaliplatin und Capecitabin. Randomisiert bekam eine Hälfte zusätzlich Cetuximab.

Schwere Nebenwirkungen

Die häufigsten Grad-3/4-Ereignisse waren Diarrhö, Thromboembolie, Lethargie, Erbrechen, periphere Neuropathie, Neutropenie, Hautausschlag sowie orale Mukositis. Unter dem EGFR-Antikörper traten häufiger Hautausschläge mit 16 % und orale Mukositis mit 10 % auf (vs. 1 % bzw. 2 %). Bei einem Todesfall unter alleiniger Chemo und vier unter zusätzlichem Cetuximab gingen die Autoren davon aus, dass ein Zusammenhang mit der Therapie bestand.

Bereits die Interimsanalyse aus dem Jahr 2012 deutete auf ein verringertes progressionsfreies Überleben (PFS) im Cetuximabarm mit durchschnittlich 20,5 Monaten vs. 14,1 Monate (HR 1,48; p = 0,030), weshalb die Rekrutierung gestoppt wurde. Bei den jetzt publizierten finalen Daten betrug das Follow-up im Schnitt 66,7 Monate. Der Unterschied beim PFS fiel mit median 22,2 Monaten vs. 15,5 Monate wieder zugunsten des nur mit Chemotherapie behandelten Arms aus (HR 1,17; p = 0,304). Auch für das Gesamtüberleben ergab sich für diese Gruppe ein Vorteil mit einer Differenz von etwa zwei Jahren (81,0 Monate vs. 55,4 Monate; HR 1,45; p = 0,036). Nur die neoadjuvante Ansprechrate war im Cetuximabarm etwas höher (72 % vs. 61 %). Der EGFR-Antikörper sollte bei dieser Indikation also keinesfalls gegeben werden, schreiben die Autoren um Professor Dr. John A. Bridgewater vom UCL Cancer Institute in London.

Quelle: Bridgewater JA et al. Lancet Oncol 2020; 21: 398-411; DOI: 10.1016/S1470-2045(19)30798-3

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Die Progressionsfreiheit war unter alleiniger Chemo deutlich länger. Die Progressionsfreiheit war unter alleiniger Chemo deutlich länger. © iStock/isayildiz