
Auch beim Kolorektalkarzinom hilft eine duale HER2-Blockade

Zwischen 2 und 6 % aller fortgeschrittenen oder metastasierten Kolorektalkarzinome weisen eine Amplifikation oder Überexpression von HER2 auf. Während die Behandlung dieser Tumoren mit einer Anti-HER2-Monotherapie in präklinischen Versuchen kaum Aktivität gezeigt hatte, wurde zum Beispiel bei Kombinationstherapien aus einem HER2-Antikörper und dem Kinaseinhibitor Lapatinib ein merklicher Anstieg der Wirksamkeit gefunden.
Trastuzumab/Pertuzumab in Basket-Studie getestet
In einer klinischen Phase-II-Studie kam die Kombination aus Lapatinib und Trastuzumab auf eine Ansprechrate von immerhin 30 %. Nun wurde die Kombination aus den beiden an unterschiedlichen Epitopen angreifenden HER2-Antikörpern Pertuzumab und Trastuzumab in einer „Basket“-Studie bei verschiedenen Tumorentitäten getestet.
MyPathway ist eine Phase-IIa-Studie, in der Patienten mit verschiedenen fortgeschrittenen soliden Tumoren zusammengefasst werden. Sie müssen gegen gängige Therapien refraktär sein, aber bei molekularen Untersuchungen Veränderungen aufweisen, für die es spezifische, wenngleich noch nicht zugelassene Therapiemöglichkeiten gibt. In einer aktuellen Analyse werden 57 Patienten vorgestellt, die an einem metastasierten kolorektalen Karzinom mit HER2-Amplifikation litten und eine Therapie mit Pertuzumab und Trastuzumab (alle drei Wochen) erhalten hatten.
Von diesen 57 Patienten sprachen einer (2 %) mit einer kompletten und 17 weitere (30 %) mit einer partiellen Remission an. Darunter war kein Patient, dessen Tumor zusätzlich zur HER2-Überexpression eine KRAS-Mutation aufwies. Die häufigsten therapiebedingten Nebenwirkungen waren Diarrhö (33 %), Fatigue (32 %) und Nausea (30 %), Nebenwirkungen vom Grad 3 oder 4 wurden bei 37 % von ihnen registriert (davon mit je 5 % am häufigsten Hypokaliämie und abdominelle Schmerzen).
Der Anteil der Patienten mit HER2-Überexpression am Gesamtkollektiv der Patienten mit kolorektalem Karzinom ist relativ gering. Aber angesichts der Häufigkeit der Grunderkrankung handelt es sich doch um eine nicht unerhebliche Anzahl an Patienten, die von der dualen HER2-Blockade profitieren könnten, schreiben die Autoren.
HER2-Status schon vor Refraktärität bestimmen
Voraussetzung, um eine derartige Therapie überhaupt durchführen zu können, ist eine Testung auf diesen Marker (und ebenso auf KRAS-Mutationen, die hier offenbar einen negativen prädiktiven Wert haben). Vielleicht, so die Wissenschaftler, wäre es sogar sinnvoll, den HER2-Status schon vor Erreichen eines refraktären Stadiums zu bestimmen. Das könnte eine frühere Therapie gestatten, die womöglich noch effektiver ist bzw. Patienten zugute käme, die eine Chemotherapie nicht tolerieren.
Quelle: Meric-Bernstam F et al. Lancet Oncol 2019; 20: 518-530
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