Weg mit dem Primärtumor! Oder nicht?

Dr. Elke Ruchalla

Die OP ist mit einigen Risikofaktoren verbunden, die die Überlebenschance schmälern. Die OP ist mit einigen Risikofaktoren verbunden, die die Überlebenschance schmälern. © Nekrasov – stock.adobe.com

Macht der Primärtumor bei einem Patienten mit Kolonkarzinom und inoperablen Fernmetastasen keine Beschwerden, stellt sich die Frage: Entfernen oder nicht? Dazu gibt es nun Daten.

Ob bei einem kolorektalen Karzinom, das bereits bei der Erstdiagnose inoperable Fernmetastasen aufweist, der Primärtumor noch vor Beginn einer systemischen Behandlung entfernt werden soll oder nicht, ist unklar. Das gilt vor allem dann, wenn der Primärtumor keine oder nur wenige Beschwerden macht.

In die Studie waren knapp 200 Patienten eingeschlossen

Wissenschaftler aus den Niederlanden haben nun eine randomisierte Studie auf den Weg gebracht, die das Vorgehen im Vergleich zu einer sofortigen Chemotherapie vergleichen soll. Zwar stehen die endgültigen Ergebnisse zum Gesamt­überleben derzeit noch aus. Die Daten zur 60-Tage-­Mortalität konnten Dr. Dave­ van der ­Krujissen von der Abteilung für internistische Onkologie des Medical Center an der Universität Utrecht und seine Kollegen jedoch bereits ­liefern.

In ihre Untersuchung hatten sie insgesamt 196 Patienten eingeschlossen, die in einem der an der Studie beteiligten Krankenhäuser in Dänemark oder den Niederlanden behandelt worden waren. Nach dem Zufallsprinzip hatten 99 von ihnen ausschließlich eine sofortige primäre Chemotherapie mit einem Fluorpyrimidin plus Bevacizumab erhalten (Gruppe 1). Bei 97 Kranken war dagegen zunächst eine Entfernung des asymptomatischen Primärtumors erfolgt, an die sich die systemische Behandlung anschloss (Gruppe 2).

Es zeigte sich, dass die 60-Tage-­Sterblichkeit bei den zunächst Operierten signifikant höher lag als bei den ausschließlich medikamentös therapierten Teilnehmern (11 % vs. 3 %). Ein ähnlicher Unterschied ergab sich in der Per-Protocol-Analyse (10 % vs. 2 %).

Danach schauten sich die niederländischen Ärzte die beiden Gruppen genauer an und suchten nach Faktoren, die mit schlechteren Überlebenschancen verbunden waren. In Gruppe 1 zeigte sich lediglich eine Hypoalbuminämie als Gefahr für einen Tod innerhalb von 60 Tagen (20 % vs. 1 % bei Normalwerten). In Gruppe 2 entdeckten die Mediziner dagegen eine Reihe von biochemischen Parametern, die das Sterberisiko steigen ließen: eine erhöhte Konzentration der Laktatdehydrogenase (17 % vs. 3 % bei Normalwerten), der Leberenzyme (Aspartataminotransferase [22 % vs. 0 %], Alaninaminotransferase [30 % vs. 4 %]) und der Neutrophilen (27 % vs. 6 %).

Das Risiko für schwere Nebenwirkungen lag in der ausschließlich mit einer Chemo therapierten Gruppe tendenziell höher (30 % vs. 23 %). Am häufigsten klagten die so Behandelten über Durchfälle und Schmerzen. In der OP-Gruppe herrschten dagegen Infektionen vor.

Quelle: van der Krujissen DEW et al. JAMA Surg 2021; DOI: 10.1001/jamasurg.2021.4992

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