Systemische Therapie verbessert Prognose bei Darmkrebs

Dr. Judith Lorenz

Das Vorgehen nach zytoreduktiver OP ist bisher nicht einheitlich. Das Vorgehen nach zytoreduktiver OP ist bisher nicht einheitlich. © iStock/amriphoto

Bislang war nicht sicher, ob Patienten mit kolorektalem Karzinom und isolierten Peritonealmetastasen von einer adjuvanten Therapie profitieren. Die Daten einer niederländischen Studie deuten auf einen Vorteil.

Adjuvante Chemotherapie: ja oder nein? Diese Frage stellen sich Kollegen, wenn es um Patienten mit kolorektalem Karzinom und isolierten synchronen Peritoneal­metastasen geht. Bislang herrschte Uneinigkeit darüber, ob eine sys­temische Behandlung nach einer zytoreduktiven Therapie für alle Betroffenen Sinn ergibt – oder ob diese lediglich Hochrisikokonstellationen, beispielsweise Personen mit einem Lymphknotenbefall, vorbehalten bleiben sollte. Ein Team um Dr. Koen Rovers­ vom Catharina Cancer Institute in Eindhoven lieferte mit seiner Bevölkerungsstudie ein weiteres Puzzleteil für die Lösung des Problems.

Nahezu 400 Erkrankungsfälle aus dem Register analysiert

Die Wissenschaftler wollten klären, inwiefern sich die Adjuvanz auf die Überlebensprognose der Patienten auswirkt. Dazu werteten sie mithilfe des niederländischen Krebs­registers die Daten von 393 Personen mit einem kolorektalen Karzinom und synchronen isolierten Peritoneal­metastasen aus. Diese waren zwischen 2005 und 2017 mittels Operation und hyperthermer intraperitonealer Chemotherapie (HIPEC)­ behandelt worden. Die Forscher schlossen unter anderem Teilnehmer mit extraperitonealen Metastasen von ihrer Analyse aus.

172 Betroffene erhielten innerhalb von drei Monaten nach dem Primäreingriff adjuvante Zytostatika. Diese umfassten zum Beispiel eine Monotherapie mit Fluoro­pyrimidin oder zusätzlich die Gabe von Oxaliplatin. In den übrigen Fällen erfolgte lediglich eine aktive Überwachung. Mittels Propensity-Score-Matching verglichen die Autoren je 142 Personen beider Gruppen miteinander.

Vorteil auch für Patienten mit schweren Morbiditäten

Die adjuvant behandelten Erkrankten lebten mit median 39,2 Monaten versus 24,8 Monate deutlich länger als diejenigen, die keine nachgeschalteten Zytostatika erhalten hatten (adjustierte Hazard Ratio [HR] 0,66; 95%-KI 0,49–0,88; p = 0,006). Schlossen die Forscher in ihrer Analyse diejenigen Teilnehmer aus, die innerhalb der ersten sechs Monate nach der Operation gestorben waren, behielt der Überlebensvorteil seine statistische Signifikanz (adjustierte HR 0,68; 95%-KI 0,50–0,93; p = 0,02). Berücksichtigten sie schwere postoperative Morbiditäten, kamen die Forscher zu einem ähnlichen Ergebnis (adjustierte HR 0,71; 95%-KI 0,53–0,95).

Nach der Resektion isolierter kolorektaler Peritonealmetastasen, so das Fazit der Experten, verlängert eine adjuvante Chemotherapie vermutlich das Überleben der Patienten. Sie hoffen, dass ihre Untersuchungsergebnisse die Beratung Betroffener erleichtern können. Trotz dieser ermutigenden Daten müssen ihrer Meinung nach nun randomisierte Studien die Beobachtungen bestätigen.

Quelle: Rovers KP et al. JAMA Oncol 2020; 6: e202701; DOI: 10.1001/jamaoncol.2020.2701

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