Forscher untersuchen ein seltenes Phänomen

Michael Brendler

Durch den Druck im Gips können Blut und Lymphe nicht richtig abfließen. Durch den Druck im Gips können Blut und Lymphe nicht richtig abfließen. © Liliia – stock.adobe.com

Patienten mit Unterarmgips entwickeln oft Nagelschäden. Was hinter diesem Phänomen steckt, haben koreanische Forscher untersucht. Ein Morbus Sudeck ist es offenbar nicht.

Bei Patienten mit Frakturen der oberen Extremitäten lassen sich nach einer Stabilisierung durch Gips oder Schiene manchmal Nagelveränderungen beobachten. ­Yumi Won von der Universität Busan und Kollegen wollten diese Auffälligkeiten systematisch untersuchen. Sie fanden 16 Patienten, die in den letzten zehn Jahren in ihrer Einrichtung behandelt worden waren und nach Ruhigstellung der Hand mittels Schiene oder Gips Nagelprobleme entwickelten. Mehr als die Hälfte von ihnen hatte eine Paronychie.

Ähnlich häufig kamen Nagelwachstumsstörungen vor. Ein Ödem in der Nagelfalz und/oder eine komplette Ablösung der Nagelplatte vom Nagelbett, eine Onychomadese, fand sich bei etwa einem Drittel der Untersuchten. Weitere Nagelschäden waren Onychorrhexis (9,4 %) sowie Onycholyse (6,3 %). 

Neurologische Symptome fehlten bei dem Patienten

Die koreanischen Forscher halten als Ursache der Störungen gipsbedingte Stauungen von Blut und Lymphe für wahrscheinlich. Gegen ein komplexes regionales Schmerzsyndrom (CRPS) spricht laut Won und Kollegen, dass die entsprechenden neurologischen Symptome wie neuropathische Schmerzen fehlen. Für das gehemmte Nagelwachstum machten sie milde Nervenverletzungen durch den Druck verantwortlich. Bei einem der Patienten mit Onychomadese entfernten die Dermatologen den betroffenen Nagel. Die Nagelplatte war retrograd in die Nagelfalz eingewachsen. Das gleichzeitig bestehende pyogene Granulom wurde erfolgreich mit einem topischen Antibiotikum (Mupirocinsalbe) behandelt. Nach im Schnitt 3,5 Monaten waren bei allen Patienten die Nagelprobleme verschwunden.

Quelle: Won Y et al. J Eur Acad Dermatol Venereol 2023; DOI: 10.1111/jdv.19634

Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).


Durch den Druck im Gips können Blut und Lymphe nicht richtig abfließen. Durch den Druck im Gips können Blut und Lymphe nicht richtig abfließen. © Liliia – stock.adobe.com