Frühe Stomaverlegung ohne Einfluss auf Komplettierung der adjuvanten Chemotherapie

DGHO 2023 Dr. Claudia Schöllmann

„Für mich ist die frühe Ileostomarückverlegung jetzt eine valide und sichere Option“, resümierte Prof. Hofheinz. „Für mich ist die frühe Ileostomarückverlegung jetzt eine valide und sichere Option“, resümierte Prof. Hofheinz. © Martina - stock.adobe.com

Nur jede:r Zweite mit reseziertem Rektumkarzinom schließt eine adjuvante Behandlung nach Radiochemotherapie und OP vollständig ab. Eine frühe Rückverlegung des Stomas scheint die Rate nicht zu erhöhen. 

Patient:innen mit reseziertem Rektumkarzinom können nach Radiochemotherapie und Resektion eine adjuvante Chemotherapie erhalten. Allerdings werde eine solche Behandlung nur in 60–80 % der Fälle eingeleitet und lediglich von etwa 50 % der Erkrankten komplettiert, konstatierte Prof. Dr. ­Ralf-Dieter ­Hofheinz, Mannheim Cancer Center. Die protektive Ileostomie sei der Standard an den meisten Zentren nach tief-anteriorer Rektumresektion. Zwar wünschten sich die Betroffenen eine eher frühe Ileostoma­rückverlagerung (ISVR), doch gebe es dafür bisher keine konklusiven Daten, sagte Prof. ­Hofheinz. Ebenso wenig sei bekannt, ob ein noch bestehendes Ileostoma ein „Hemmschuh“ für die Durchführung bzw. Komplettierung der adjuvanten Therapie sei.

Der primäre Endpunkt wurde verfehlt

Antworten auf viele dieser Fragen sollte die randomisierte, multizentrische CoCStome-Studie bei Patient:innen mit Rektumkarzinom im Stadium II/III nach RChT oder neoadjuvanter Radiatio und stattgehabter tiefer anteriorer Resektion (TAR) sowie protektiver Ileostomie liefern. Anostomoseninsuffizienz war ein Ausschlusskriterium. Die Autor:innen verglichen die „Completeness of Chemotherapy“ (CoC), also die Komplettierung aller geplanten Zyklen einer adjuvanten Behandlung, als primären Endpunkt bei 

  • früher ISVR: 8–10 Tage nach TAR, vor Beginn der adjuvanten Therapie (n = 127) und 
  • später ISVR: ca. 26 Wochen nach TAR und Abschluss der adjuvanten Behandlung (n = 130). 

Dosisreduktionen oder Intervallverschiebungen wurden nicht berücksichtigt. Eine Signifikanz wurde definitionsgemäß erreicht, wenn durch die frühe ISVR die CoC-Rate um 20 % auf 62 % anstieg, bei einer Power von 80 %.

Wie Prof. Hofheinz berichtete, fand die frühe ISVR im Median neun Tage, die späte 175 Tage nach TAR statt. Der primäre Endpunkt wurde verfehlt: Die CoC-Rate im Prüfarm betrug 62,9 % vs. 65,8 % in der Kontrolle (p = 0,79). Auch die Raten derjenigen Erkrankten, die die adjuvante Therapie begonnen hatten, unterschieden sich mit 77,5 % vs. 77,0 % im frühen und späten Setting nicht (p = 0,97), ebenso wenig die chirurgische Morbidität. Darüber hinaus gab es hinsichtlich des DFS keine signifikanten Unterschiede (p = 0,15), wenngleich ein Trend zugunsten der frühen Intervention beobachtet wurde (HR 1,6). Besonders ausgeprägt fiel dieser bei Erkrankten aus, die die capecitabinbasierte adjuvante Therapie erhalten hatten (HR 2,4; p = 0,098), obwohl hier die Chemo signifikant später gestartet war (38 Tage vs. 27 Tage, p < 0,01) und insgesamt weniger Oxaliplatin verabreicht wurde. Für die 5-FU-basierte Therapie bestand der Trend nicht (HR 0,7; p = 0,5). 

Prof. Hofheinz betonte, dass die Studie zwar negativ hinsichtlich des primären Endpunkts sei, aber wichtige Rückschlüsse auf Sicherheit und Durchführbarkeit der ISVR erlaube. „Für mich ist die frühe Ileo­stomarückverlegung jetzt eine valide und sichere Behandlungsoption.“

Quelle: Hofheinz RD F et al. DGHO-Jahrestagung 2023; Abstract V870 und Vortrag.

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„Für mich ist die frühe Ileostomarückverlegung jetzt eine valide und sichere Option“, resümierte Prof. Hofheinz. „Für mich ist die frühe Ileostomarückverlegung jetzt eine valide und sichere Option“, resümierte Prof. Hofheinz. © Martina - stock.adobe.com