Frühzeitiges Hydrokortison senkt Sterberate bei schwerer ambulant erworbener Pneumonie

Dr. Judith Lorenz

Menschen mit einer schweren ambulant erworbenen Pneumonie profitieren offenbar von einer frühzeitigen intravenösen Behandlung mit Hydrokortison. Menschen mit einer schweren ambulant erworbenen Pneumonie profitieren offenbar von einer frühzeitigen intravenösen Behandlung mit Hydrokortison. © Sensvector - stock.adobe.com

Die Überlebenschancen von Menschen mit schwerer ambulant erworbener Pneumonie lassen sich verbessern, wenn sie frühzeitig Hydrokortison erhalten. Das ergibt sich aus zwei Studien zu diesem Thema.

Menschen mit einer schweren ambulant erworbenen Pneumonie profitieren offenbar von einer frühzeitigen intravenösen Behandlung mit Hydrokortison. Das berichtet das Team um Dr. Sachin Ananth vom London North West University Healthcare NHS Trust nach Auswertung zweier aktueller Studien.

Die Forschung suche gegenwärtig verstärkt nach neuen Behandlungsstrategien, schreibt das Autorenteam. Dabei konzentriere man sich insbesondere auf Kortikosteroide. Sie sollen die im Zuge der Lungeninfektion auftretende überschießende Entzündungsantwort eindämmen. Schließlich bergen ambulant erworbene Pneumonien ein hohes Sterberisiko. Und nicht alle Betroffenen, die die akute Infektion überleben, erholen sich vollständig.

Nach widersprüchlichen Ergebnissen aus verschiedenen kleineren Untersuchungen liefern nun zwei große randomisierte, placebokontrollierte Doppelblindstudien, nämlich die 2022 veröffentlichte ESCAPe- und die 2023 publizierte CAPE-COD-Studie, eine breitere Datenbasis zum Nutzen von Steroiden bei Erwachsenen in dieser Situation.

Im Rahmen der ESCAPe-Studie erhielten die Betroffenen innerhalb von 72 bis 96 Stunden nach der Klinikaufnahme Methylprednisolon intravenös. Bezüglich des primären Studienendpunkts, der Mortalität innerhalb von 60 Tagen, unterschieden sich diese Patientinnen und Patienten nicht von den mit Placebo behandelten Kontrollpersonen. Gleiches galt für die Dauer des Aufenthalts auf der Intensivstation und die Ein-Jahres-Mortalität.

In CAPE COD zeichnete sich dagegen ein Behandlungsvorteil durch die Kortikosteroide ab: Die intravenöse Gabe von Hydrokortison innerhalb von 24 Stunden nach der Entwicklung einer schweren Pneumonie senkte die 28-Tages-Mortalität signifikant (6,2 vs. 11,9 %). Zudem sank das Risiko für die Notwendigkeit einer invasiven Beatmung sowie für eine Vasopressorenbehandlung.

Weitere Forschung muss Wissenslücken schließen

Die diskrepanten Ergebnisse der beiden Studien führt der Autor auf die Unterschiede in deren Design und bei der Auswahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmern zurück. Insgesamt sieht er erheblichen Forschungsbedarf hinsichtlich des Nutzens einer frühzeitigen Hydrokortisongabe bei schweren ambulant erworbenen Pneumonien.

So sei beispielsweise unklar, ob auch Patientinnen und -patienten mit einem vasopressorisch behandlungsbedürftigen septischen Schock, einer Influenzavirus-Infektion, einer zystischen Fibrose oder einer Prednisolonerhaltungstherapie von den Hydrokortisoninfusionen profitieren. Diese Konstellationen hatten nämlich Ausschlusskriterien der CAPE-COD-Studie dargestellt. Weiterhin seien das Dosierungsregime zu optimieren und die Langzeitergebnisse der Steroidbehandlung zu klären. 

Quelle: Ananth S et al. Breathe 2024; 20: 240081; doi: 10.1183/20734735.0081-2024

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