Fünfjährige Patientin litt unter Phosphomevalonatkinase-Defizienz

DGRh 2024 Dr. Sonja Kempinski

Das Mädchen hatte schon mit neun Monaten eine erste hyperinflammatorische Episode mit Fieber, Arthritis, Aphthen und Ausschlag durchgemacht. Das Mädchen hatte schon mit neun Monaten eine erste hyperinflammatorische Episode mit Fieber, Arthritis, Aphthen und Ausschlag durchgemacht. © matucha12 - stock.adobe.com

Autoinflammationsstörungen lassen sich nach ihrem Pathomechanismus grob in vier Kategorien einteilen: NF-kB-gesteuerte Erkrankungen, Interferonopathien, interleukingetriggerte autoinflammatorische Syndrome und Mevalonatkinase-Defizienz. Nun wurde das genetische Spektrum systemischer autoinflammatorischer Erkrankungen erweitert. Dr. Jürgen Brunner von der Medizinischen Universität Innsbruck stellte den Fall eines betroffenen türkischen Mädchens vor, der zur Entdeckung des neuen Syndroms führte.

Aufgrund einer Panzytopenie war die Fünfjährige in der Hämatoonkologie vorgestellt worden. Daneben wies das Kind stark erhöhte CRP- und Calprotectin-Werte und ein deutlich erniedrigtes Ferritin auf. Die exzessiven Entzündungsparameter und die Anamnese lenkten den Verdacht weg vom Malignom und hin auf ein hyperinflammatorisches Geschehen. Das Mädchen hatte schon mit neun Monaten eine erste hyperinflammatorische Episode mit Fieber, Arthritis, Aphthen und Ausschlag durchgemacht. Im Alter von zwei Jahren war die zweite Episode mit hohem Fieber und Hepatomegalie gefolgt. 

Infektionskrankheiten konnten die Innsbrucker Kolleginnen und Kollegen ausschließen. Echo, EEG und Röntgen waren normal. Gleiches galt für die Immunphänotypisierung, die IgG-Werte und das Komplementsystem. Allerdings fand sich im Urin eine erhöhte Mevalonsäureausscheidung. Dies ließ an eine Mevalonatkinase-Defizienz als Ursache für das periodische Fiebersyndrom denken, weshalb man eine molekulargenetische Diagnostik mit dem Panel für die 20 häufigsten hyperinflammatorischen Syndrome in die Wege leitete. Doch das Ergebnis war negativ – die erwartete Mutation auf dem Mevalonatkinase(MVK)-Gen fand sich nicht, wie Dr. Brunner berichtete. 

MKD vs. PMKD

Mevalonatkinase- und Phosphomevalonatkinase-Defizienz (MKD bzw. PMKD) haben einige Gemeinsamkeiten wie Aphthen und urtikariaartige Ausschläge, aber auch Unterschiede. Im Gegensatz zu MKD-Betroffenen litt die PMKD-Patientin an einer starken Panzytopenie, wies jedoch außer einer Hepatomegalie keine gastrointestinalen Befunde oder Beschwerden auf.

Eine weitere Untersuchung löste das Rätsel. Nicht das MVK-, sondern das PMVK-Gen wies eine Mutation auf. Dieses Gen codiert für die Phosphomevalonatkinase, dem Folgeenzym der Mevalonatkinase, und beeinflusst dadurch den Cholesterinstoffwechsel.

Die Exomsequenzierung der gesamten Familie ergab, dass die Patientin homozygot für die Mutation war, die gesunden Eltern und die drei gesunden Geschwister jeweils heterozygot. Funktionell ließ sich das Fehlen der Phosphomevalonatkinase bei normaler Mevalonatkinase auch in den B-Lymphoblasten nachweisen. Unter einer Therapie mit einem IL-1-Inhibitor (erst Anakinra, dann Canakinumab) erreichte man eine Remission, dem Kind gehe es jetzt sehr gut, berichtete Dr. Brunner.

Das Innsbrucker Team ist überzeugt davon, dass es sich bei der Phosphomevalonatkinase-Defizienz (PMKD) um ein neues Familienmitglied der systemischen Autoinflammationsstörungen handelt. In die diagnostischen Tests sollte künftig die Phosphomevalonatkinase einbezogen werden. In Innsbruck ist die PMKD schon in die Panelsequenzierung aufgenommen worden.

Quelle: Deutscher Rheumatologenkongress 2024

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Das Mädchen hatte schon mit neun Monaten eine erste hyperinflammatorische Episode mit Fieber, Arthritis, Aphthen und Ausschlag durchgemacht. Das Mädchen hatte schon mit neun Monaten eine erste hyperinflammatorische Episode mit Fieber, Arthritis, Aphthen und Ausschlag durchgemacht. © matucha12 - stock.adobe.com