Für niedriggradige Erkrankung eignet sich wohl Interferon alfa-2b

Kathrin von Kieseritzky

Die Lymphomatoide Granulomatose ist eine seltene Epstein-Barr-Virus-assoziierte B-Zell-lymphoproliferative Erkrankung, mit der meist eine ungünstige Prognose einhergeht. Die Lymphomatoide Granulomatose ist eine seltene Epstein-Barr-Virus-assoziierte B-Zell-lymphoproliferative Erkrankung, mit der meist eine ungünstige Prognose einhergeht. © Dr_Microbe – stock.adobe.com

Patient:innen mit lymphomatoider Granulo­matose profitieren scheinbar von einer individuell angepassten Behandlung. Laut den Ergebnissen einer Phase-2-Studie sollte man bei niedrig­gradiger Erkrankung zu Interferon 
alfa-2b greifen, für eine hochgradige zur Chemotherapie.

Menschen mit lymphomatoider Granulomatose, einer seltenen Epstein-Barr-Virus-assoziierten B-Zell-lymphoproliferativen Erkrankung, haben in der Regel eine ungünstig Prognose. Es wird vermutet, dass die lymphomatoide Granulomatose auf eine mangelhafte Immunerkennung des Epstein-Barr-Virus (EBV) vor allem durch CD8+ T-Zellen zurückzuführen ist, die meist auftritt, ohne dass eine erkennbare Immundefizienz zugrunde liegt. 

Histologisch unterscheiden sich niedrig- und hochgradige Erkrankung durch die Anzahl und Dichte der EBV+ atypischen B-Zellen. In einer Phase-2-Studie postulierten Dr. ­Christopher ­Melani vom National Cancer Institute in Bethesda und Kolleg:innen, dass die niedriggradige lymphomatoide Granulomatose immunabhängig und die hochgradige Erkrankung immununabhängig sei.1 Auf der Grundlage dieser Hypothese prüften sie die Wirksamkeit und Sicherheit einer neuen Immuntherapie in einer Gruppe von Patient:innen mit niedriggradiger lymphomatoider Granulomatose und einer Standardchemotherapie bei Betroffenen mit hochgradiger Erkrankung.

Toxizitätsprofil

Die häufigsten Nebenwirkungen von mindestens Grad 3 umfassten unter Interferon alfa-2b Neutropenie (53 %), Lymphopenie (47 %) und Leukopenie (47 %). Unter DA-EPOCH-R traten mit Nebenwirkungen vom Grad ≥ 3 am häufigsten Neutropenie (88 %), Leukopenie (85 %), Infektionen (55 %) und Lymphopenie (52 %) auf.

An der Studie nahmen Personen ab 12 Jahren mit neu diagnostizierter oder rezidivierter bzw. refraktärer lymphomatoider Granulomatose teil:

  • Patient:innen mit niedriggradiger Erkrankung erhielten dosiseskaliertes Interferon alfa-2b, beginnend mit 7,5 Mio. IU s.c. dreimal pro Woche bis zu einem Jahr nach bester Response 
  • Teilnehmende mit hochgradiger Erkrankung bekamen sechs Zyklen alle drei Wochen i.v. dosis­angepasstes Etoposid, Prednison, Vincristin, Cyclophosphamid, Doxorubicin und Rituximab (DA-EPOCH-R) 

Personen mit Restkrankheit oder Progress nach der initialen Therapie konnten jeweils auf die alternative Behandlung wechseln.

Von den 67 Teilnehmenden erhielten 45 initial Interferon alfa-2b; von ihnen wechselten 16 im Verlauf auf DA-EPOCH-R. 18 Patient:innen bekamen zunächst DA-EPOCH-R, acht wechselten zu Interferon alfa-2b. Vier wurden aktiv überwacht.

Auf Interferon alfa-2b sprachen 64 % der Betroffenen an, davon 61 % komplett. Von den acht Personen mit hochgradiger Erkrankung, die von DA-EPOCH-R auf Interferon alfa-2b wechselten, sprachen 63 % an (50 % komplett). Patient:innen mit ZNS-Beteiligung erzielten in 63 % der Fälle eine komplette Response. 

Aus hochgradig wird niedriggradig

Nach initialer Chemotherapie mit DA-EPOCH-R betrug die ORR 76 % (47 % komplett). Wechselten die Teilnehmer:innen mit niedrig­gradiger Erkrankung auf DA-EPOCH-R, sprachen sie zu 67 % an, davon 47 % komplett.

Das Fünf-Jahres-PFS betrug 

  • nach der initialen Therapie mit Interferon alfa-2b 48,5 % (95%-KI 33,2–62,1), 
  • nach dem Wechsel auf Interferon alfa-2b 50,0 % (15,2–77,5),
  • nach der initialen Behandlung mit DA-EPOCH-R 25,4 % (8,2–47,2) und 
  • nach dem Wechsel auf DA-EPOCH-R 62,5 % (34,9–81,1). 

Aus ihren Ergebnissen schlussfolgern die Studienautor:innen, dass bei niedriggradiger lymphomatoider Granulo­matose Interferon alfa-2b Wirksamkeit entfalten und den Übergang in eine hochgradige Erkrankung verzögern kann. Patient:innen mit hochgradiger lymphomatoider Granulomatose hingegen sprachen erwartungs­gemäß auf die Chemotherapie an. Das gute Ansprechen nach dem Wechsel von Personen mit zunächst hochgradiger Erkrankung auf Interferon alfa-2b führen die Forschenden darauf zurück, dass nach der Chemotherapie eine unkon­trollierte Immunregulation des EBV zu einer niedriggradigen Form der Erkrankung führt, bei der Interferon alfa-2b wirksam ist. 

Die Frage nach der Verfügbarkeit von Interferon

Die Herstellung von Interferon alfa-2b sei unterbrochen worden, merken Prof. Dr. ­Anthea ­Peters und ­Prof. Dr. Minakshi ­Taparia, University of Alberta in Edmonton, an. Deshalb sei die Verfügbarkeit ggf. nicht immer sichergestellt. Zur Wirksamkeit der pegylierten Ver­sion liegen noch keine Daten vor. Künftige Studien sollen die Effektivität anderer neuartiger Immuntherapien untersuchen.2

Quellen
1. Melani C et al. Lancet Haematol 2023; S2352-3026(23)00029-7; ­­DOI: 10.1016/S2352-3026(23)00029-7
2. Peters A, Taparia M. Lancet Haematol 2023; S2352-3026(23)00061-3; DOI: 10.1016/S2352-3026(23)00061-3

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