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Gallensteine links liegen lassen?

Sollten Erwachsene mit unkomplizierter symptomatischer Cholezystolithiasis grundsätzlich unters Messer? Eher nicht, schreiben Dr. Irfan Ahmed vom Department of Surgery des NHS Grampian in Aberdeen und seine Kollegen. Die Mediziner nahmen 434 Patienten mit unkompliziertem symptomatischen Gallensteinleiden in eine randomisierte Studie auf und wiesen sie nach dem Zufallsprinzip einer von zwei Gruppen zu. 217 Kranke sollten sich sofort einer laparoskopischen Cholezystektomie unterziehen (Gruppe 1), die übrigen 217 erhielten je nach Beschwerden eine konservative Therapie, etwa Analgetika und/oder Spasmolytika. Außerdem bekamen sie eine Patientenbroschüre mit Empfehlungen zu Maßnahmen für den Fall, dass die Symptome rezidivierten oder zunahmen, sowie Informationen über eine gesunde Ernährungsweise bei Gallensteinleiden.
Kosten-Nutzen-Analyse spricht für konservative Therapie
Nach 18 Monaten unterschieden sich die beiden Gruppen hinsichtlich der von den Teilnehmern angegebenen Schmerzen nicht. Zu diesem Zeitpunkt war ein Viertel der Teilnehmer der ursprünglich konservativen Gruppe doch operiert und knapp ein Drittel der eigentlich chirurgischen nur konservativ behandelt worden. In einer Kosten-Nutzen-Analyse errechneten die Wissenschaftler weiterhin, dass zumindest bis zu diesem Zeitpunkt das konservative Vorgehen kostengünstiger war, die Anzahl der gewonnenen QALY* unterschied sich nicht zwischen den beiden Vorgehensweisen.
Dr. Stefan Sauerland vom Ressort Nichtmedikamentöse Verfahren des IQWiG Köln und Dr. Mike Langenbach von der Abteilung für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Evangelischen Krankenhaus Lippstadt sind sich mit ihren schottischen Kollegen einig: Nicht für jeden Patienten ist ein- und derselbe Ansatz geeignet. Die Risiken des konservativen und operativen Managements müssten immer – und so auch bei Gallensteinpatienten – gegeneinander abgewogen werden. Interessant wäre, die Patienten aus der Studie über längere Zeit als nur 18 Monate nachzubeobachten, so die Experten. Eine entsprechende Untersuchung ist bereits geplant.
* Quality-adjusted life years
Quellen:
1. Ahmed I et al. BMJ 2023; 383: e075383; DOI: 10.1136/bmj-2023-075383
2. Sauerland S, Langenbach M. BMJ 2023; 383: 2624; DOI: 10.1136/bmj.p2624
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